Schottland: von Shieldaig nach Inveraray

Eine Tour von den schottischen Highlands bis nach Inveraray: Von der Küste mit pittoresken Dörfern wie Shieldaig, Applecross und Plockton via Eilean Donan Castle ins Landesinnere nach Glen Coe bis Inveraray. Eine Aneinanderreihung schottischer Highlights!

Shieldaig

Shieldaig ist ein hübsches, kleines Dorf mit etwa 100 Einwohnern am Südufer des Loch Torridon, (bzw. am Loch Shieldaig) etwa gegenüber von Torridon. Die Lage ist zauberhaft! Niedliche Cottages stehen aufgereiht entlang des Ufers mit Blick aufs Wasser. Der Ort ist klein, aber beliebt bei Touristen, die in der Umgebung wandern oder angeln. Es gibt ein Hotel, diverse B&Bs, einen Campingplatz und einen kleinen Laden, sowie Gastronomie in Form von „Shieldaig Bar & Coastal Kitchen“ (auch mit Außenbereich) und ein Café.

Anreise: Shieldaig ist erreichbar über die A896 von Kinlochewe und Strathcarron, nächsterBahnhof ist Strathcarron an der Kyle of Lochalsh Line, vom Bahnhof gibt es eine Ruf-Bus-Verbindung weiter nach Shieldaig.

Applecross

Der Ort Applecross besteht hauptsächlich aus einer langen Reihe Häuser am Ufer der Applecross Bay. Wundervoll urig! 

Vor zwanzig Jahren war ich das erste Mal hier. Damals war der Ort völlig verschlafen. Ein echter Geheimtipp. Zumal er gefühlt im Nirgendwo liegt, weit weg von allem, und die direkte Anreise über die Passstrasse Bealach na Ba ist beschwerlich. Die Kombination aus einsam & abgelegen und erreichbar über eine spektakuläre Passstrasse ist offenbar für viele attraktiv, denn inzwischen ist Applecross alles andere als ein Geheimtipp. Der Ort platzt inzwischen aus allen Nähten. 

Das Applecross Inn ist ein uriger Pub mit offenem Kaminfeuer drinnen und Tischen (heute mit Sonne) draußen. Ohne Reservierung muss man schon enormes Glück haben, um hier einen Tisch zu bekommen!

Die meisten Besucher kommen über die bekannte und spektakuläre Passstrasse Bealach na Bà nach Applecross. Es gibt auch die Möglichkeit über die an der Küste verlaufende Scenic Route via Kenmore, die die nördliche Applecross Halbinsel um rundet, entlang zu fahren. Sie mündet kurz vor Shieldaig in die A896. Diese Route ist deutlich länger, aber ebenfalls sehr sehenswert. Sie ist die Alternativ-Strecke für Wohnwagen. Eine Kombination aus beiden ist ideal, wie ich finde. 

Passstrasse Bealach na Ba

Der Bealach na Bà (Gälisch für „Vieh-Pass“) ist ein bei Touristen sehr beliebter Bergpass mit einer sich windenden Single Track Road. Es geht hinauf bis auf 625 Meter. Die Straße ist eine der wenigen in den Highlands mit engen, zum Teil steilen Haarnadelkurven. Der Pass war lange die einzige Straße, die die Applecross-Halbinsel mit dem Rest des Landes verband.

An Tankstellen in der Umgebung gibt es Aufkleber und Anstecknadeln mit „Ich habe Bealach na Bà überlebt“…

Die Passstrasse zweigt bei Tornapress von der A896 ab. An der Kreuzung gibt es ein Café, das „The Bealach Cafe“.

Lochcarron

Entlang der A896 liegt der hübsche Ort Lochcarron am Ufer des gleichnamigen Wasserarms. Er hat einen Supermarkt, eine Tankstelle, mehrere B&Bs, Cafés und Restaurants – alles, was das Herz begehrt. Auch öffentliche Toiletten gibt’s!

Ich kehre ein im „Waterside Cafe“ in der Main Street (Ö: 9-16:30;Mi zu). Ein kleines, aber feines Cafe mit Blick aufs Wasser, leckeren Törtchen und zwei sehr freundlichen Mädels hinter der Theke. (Erwähnte ich schon, dass mir in Schottland ausnahmslos freundliche Menschen begegnet sind?)

Strome Castle

Gut fünf Kilometer außerhalb von Lochcarron befindet sich die Ruine von Strome Castle, zauberhaft gelegen auf einer Landzunge am Ufer des Loch Carron. Die Strasse hat viele Schlaglöcher, aber die Fahrt lohnt sich! Es gibt nur einen sehr kleinen Parkplatz, der aber bei meinem Besuch ausreichte – außer mir war nur noch eine Familie dort. Lage und Aussicht sind phantastisch. Vom Castle selbst ist allerdings nicht viel übrig. 😉 

Plockton

Plockton ist ein schottisches Dorf wie aus dem Bilderbuch. Der Ort hat rund 460 Einwohner und liegt auf einer kleinen Halbinsel an einer kleinen Bucht im Loch Carron. Die Häuser reihen sich entlang der Uferpromenade auf. Durch seine Lage hat der Ort keinen Durchgangsverkehr, so dass die Atmosphäre im Ort sehr entspannt ist. Es gibt einen kleinen Hafen, von dem aus Bootstouren (auch Kajak) in die Umgebung (inkl. Seehund-Bänke) angeboten werden.

Die touristische Infrastruktur ist trotz der geringen Größe des Ortes gut, mit „The Harbour Fish Bar“ gibt es ein Takeaway (auch Eis), der Ort hat aber mit „The Shores Plockton“ und dem „Plockton Inn“ auch zwei Restaurants sowie drei Hotels und mehrere B&Bs.

Hotel-Tipp Plockton: The Plockton Inn

Ich übernachte (auf eigene Kosten, die Empfehlung erfolgt also aufgrund meiner Erfahrung vor Ort ohne Einflussnahme von außen) im Plockton Inn. Mein Standard DZ liegt – über eine verwinkelte Treppe erreichbar – im zweiten Stock (oder ist es der eineinhalbte Stock?) und ist frisch renoviert in kräftigen Farben, mit dickem Teppichboden, einer Tagesdecke im stilechten Schotten-Karo und bunt geblümter Tapete. Das Bad ist geräumig und hat eine sehr moderne Dusche mit vernünftigem Wasserdruck. Im Zimmer gibt es die üblichen Utensilien zur Tee- und Kaffee-Zubereitung, einen kleinen Schreibtisch mit etwas Lektüre und aus einem der zwei kleinen Fenster kann ich sogar auf Loch Carron blicken. Ich finde das Zimmer super-gemütlich und bin total zufrieden hier gebucht zu haben!

Das Frühstück gibt es eine Tür weiter im Nachbarhotel „The Haven Guest House“. Es ist im Übernachtungs-Preis inbegriffen. Das Ambiente dort wirkt recht altbacken, aber das freundliche Personal ist das gleiche wie nebenan. Die Auswahl ist okay. Es ist Selbstbedienung.

Abends gibt es im Plockton Inn regelmäßig Musik-Veranstaltungen, die Bar ist ein Ort, an dem sich auch die Einheimischen treffen. Ich war überrascht, dass auf dem Zimmer nichts von der Musik zu hören war – Geräusch-Isolation funktioniert offenbar! 😉

Das angeschlossene Restaurant ist geschmackvoll eingerichtet (ebenfalls frisch renoviert), das Essen lecker (nicht ganz günstig) und das Personal aufmerksam und freundlich.

Ich würde (gern) wiederkommen!

Carn na Frith-aird Viewpoint

Es lohnt sich ein kleiner Spaziergang nach oberhalb der Harbour Road. Am Ende der Frithard Road ist ein hübscher Aussichtspunkt, der „Carn na Frith-aird Viewpoint“. Er verschafft einen Rundblick in alle Himmelsrichtungen über Loch Carron, dem Inner Sound und den Gebirgen am gegenüberliegenden Festland, sowie zur Isle of Skye. (Mehr Infos zur Isle of Skye findest Du hier )

Coral Beach

Etwas außerhalb von Plockton gibt es einen hübschen kleinen Strand, den Corol Beach. Der Weg ist nicht ganz leicht zu finden, aber er lohnt einen Besuch!

Nach dem Ortsschild an der Plockton High School links abbiegen, vorbei am Bahnhof, der Ausschilderung ‚Dubh Aird‘ und ‚Beach access‘ folgen. Nach ein paar Kurven kommt ein kleiner Parkplatz. Hier das Auto abstellen und zu Fuß weiter (‚Footpath to the Shore’). Der Fußweg dauert bestimmt etwa zwanzig Minuten, es geht leicht bergab (auf einem Weg) durch Büsche und vorbei an einer Kuhweide. Dann kommt man in ein kleines Wäldchen, an dessen Ende der Strand liegt. Ein Ort für „Locals“, kein Touristen-Ort!

Eilean Donan Castle

Eilean Donan Castle ist eines der meistfotografierten Motive Schottlands. Die Burg steht in malerischer Umgebung auf einer kleinen Landzunge im Loch Duich. Bei Flut wird sie komplett vom Meer umspült, über eine steinerne Fußgängerbrücke ist sie mit dem Festland verbunden.

Die Burg ist der Stammsitz des Macrae-Clans, der dort heute ein Museum betreibt. Die Burg ist verkehrstechnisch günstig gelegen an der A87 auf dem Weg von Glasgow zur Isle of Skye.
Sie wurde schon oft als Film-Kulisse genutzt, beispielsweise in Filmen wie „Highlander – Es kann nur einen geben“, „Braveheart“, „Rob Roy“ und „James-Bond – Die Welt ist nicht genug“.

Gleich an der Brücke, die zur Insel führt, befindet sich ein Besucherparkplatz. Ein weiterer Parkplatz befindet sich gleich linke Hand hinter der Loch Long Bridge. Die Aussicht von hier lohnt (s. Bild oben)! Des weiteren gibt es einen Lookout (s. Bild unten), etwas oberhalb des Castles. Den erreicht man, indem man von der A87 der Ausschilderung nach Dorie folgt und im Ort die erste Strasse rechts den Berg hoch nimmt (Ausschilderung Carr Bree Viewpoint). Den Lookout erkennt man entweder an der Aussicht oder an der langgezogenen Parkbucht linke Hand. (Im März ist die Aussicht wunderbar, möglicherweise ist es im Sommer zugewachsen?!)

Corran Ferry & Corran Point Lighthouse

Die kleine Fähre von Onich nach Ardgour verkehrt alle 30 Minuten. Für Fußgänger ist sie kostenlos.

Loch Leven & Kinlochleven

Die Umrundung des Loch Leven habe ich unternommen auf dem Weg von Oban nach Mallaig. Eins der dortigen Highlights war die Wanderung zum Grey Mares Waterfall. Das Ganze kannst Du nachlesen in folgendem Beitrag: Schottland: von Oban nach Mallaig

Ballachulish

Der Ort selbst ist recht klein. Es gibt einige Gästehäuser und B&Bs und eine Handvoll Restaurants (z.B. „The Laroch Restaurant and Bar“). In der Park Road ist der Supermarkt „Co-op Old Station Yard“, der täglich von 7 bis 22 Uhr geöffnet hat, und alles für den täglichen Bedarf zu zivilen Preisen anbietet. Gegenüber befindet sich das Ballachulish Visitor Centre & Tourist Information (geöffnet tgl. von 9-17 Uhr).

Mehr über Ballachulish gibt’s hier: Schottland: von Oban nach Mallaig

Hotel Tipp Ballachulish: Isles of Glencoe

Ich habe auf dem Weg von Oban nach Mallaig in Ballachulish im Hotel „Isles of Glencoe“ übernachtet. Meine Eidrücke dazu findest Du hier: Schottland: von Oban nach Mallaig

Glencoe & Wanderung zum Hidden Valley

Das zauberhafte und wilde Tal Glen Coe mit der großartigen Wanderung zum Hidden Valley (auch: Lost Valley) habe ich beschrieben in meinem Artikel Schottland: von Oban nach Mallaig

Kilchurn Castle

Kilchurn Castle ist die Ruine einer Burg des Campbell-Clans aus dem 15. Jahrhundert. Sie liegt auf einer Landzunge im Loch Awe. Derzeit (Stand Mai 2024) ist sie für Besucher gesperrt und eine Besichtigung nicht möglich. An der A819 befindet sich ein schöner Aussichtspunkt aufs Castle.

Inveraray

Inveraray liegt am Ufer des Loch Fyne und hat etwa 600 Einwohner. Die Gebäude im Ortskern sind im Georgianischen Stil gebaut und weiß gekalkt. Ein Großteil davon ist heute denkmalgeschützt. Alleine 23 Bauwerke sind in der höchsten schottischen Denkmalkategorie A gelistet!

Eine der Haupt-Attraktionen des Ortes ist das alte Gefängnis von Inveraray. Seit 1889 ist es nicht mehr in seiner ursprünglichen Form in Betrieb. Nach umfassenden Renovierungsarbeiten beherbergt es heute ein Museum und den Escape Room. Der Eintritt für einen Erwachsenen kostet 17,50£ (Stand Mai 2024). Mehr Infos: hier

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Inveraray Castle ist der Stammsitz der Dukes of Argyll, einem Zweig des Campbell-Clans, und kann besichtigt werden.

Es diente bereits mehrfach als Filmkulisse, z.B. in „James Bond Skyfall“ (2012), „Downton Abbey“ (3. Staffel, 2012) und in „Bullseye – Der wahnwitzige Diamanten Coup“ (1990), einer Komödie mit Roger Moore und Michael Caine.

Hotel Tipp Inveraray: The George Hotel

Ich habe ein Zimmer im „The George Hotel“ gebucht. Meine Erwartungen sind hoch, denn die Bilder der Buchungsplattform sehen äußerst vielversprechend aus.

Das George Hotel liegt zentral in der Main Street, gleich neben der Inveraray Parish Church und dem alten Gefängnis. Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1770 und ist seit sieben Generationen in Familienbesitz. 1966 wurde es in die höchste Kategorie schottischer Denkmallisten aufgenommen. Es hat sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag!

An der Rezeption werde ich überaus freundlich begrüßt. Unerwartet bekomme ich ein Upgrade auf ein sensationell gemütliches Zimmer mit ganz viel Platz und alten Möbeln. Es gibt ein herrlich großes Doppelbett, eine bequeme Sitzecke, einen Flachbild-TV, einen Kleiderschrank und im Bad neben der Dusche einen zusätzlichen Whirlpool!

Im Erdgeschoß befindet sich ein weitläufiges Restaurant/Pub, das durch die tiefen Decken, das Kamin-Feuer und die Lichterketten-Beleuchtung urig und gemütlich ist. Es gibt auch ein schönes Garten-Restaurant, aber dafür ist es Anfang April noch zu kühl.

Zwar hat das Hotel eigene (enge) Parkplätze hinter dem Haus, aber das Parken auf der Main Street ist kostenlos, und ich habe Glück und finde eine Parklücke vor der Tür. Übrigens: Es gibt mehrere große Parkplätze im Ort, z.B. am Hafen – aber die kosten Geld!

Reiseinformationen

Die komplette Strecke von Shieldaig bis Inveraray wie oben beschrieben (inklusive Umrundung der Applecross Halbinsel und Loch Leven) ist 380km lang. Ohne Stops wäre die reine Fahrtzeit 6:30. Ich empfehle dringend die Etappe auf mehrere Tage aufzuteilen, idealerweise mindestens drei Tage (je mehr, desto besser, klar). Zu tun und zu entdecken gibt es genug!

Hier eine Entfernungs-Übersicht der Etappen:

Shieldaig – Applecross über Pass Bealach na Ba 33km (0:45)

Shieldaig – Applecross über die an der Küste verlaufende Scenic Route via Kenmore 41km (1:00)

Applecross – Lochcarron 28km (0:40)

Lochcarron – Strome Castle 6km (0:15)

Lochcarron – Plockton 30km (0:40)

Plockton – Eilean Donan Castle (Dorie) via A890: 24km (0:30) oder via 87: 17,5 (0:20)

Eilean Donan Castle (Dorie) – Fort William 105km (1:30)

Fort William – Ballachulish 25km (0:30) (Fort William – Corran Ferry 14km (0:16))

Ballachulish – Kinlochleven – Glencoe (Ort) 30km (0:35) (ohne Umrundung Loch Leven 2.5km (0:05))

Glencoe – Hidden Valley / Three Sisters Parkplatz 9km (0:10)

Glencoe – Kilchurn Castle via A82 und A85 70km (1:00)

Kilchurn Castle Viewpoint – Inveraray via A819 22km (0:20)