
Meine ultimativen Highlights in Buenos Aires
Im Januar 2025 mache ich auf dem Weg in den kühlen Süden Argentiniens Station in der Hauptstadt Buenos Aires. Temperaturmäßig hat der Artikel bei Nebel & Niesel theoretisch nichts zu suchen. Bei über 30 Grad bin ich eigentlich (längst) raus. Mir hat die Stadt aber so gut gefallen, dass ich meine Highlights hier dennoch teilen möchte.
Plaza de Mayo
Der zentrale Platz und das Herzstück von Buenos Aires ist die Plaza de Mayo (dt. Mai-Platz, benannt nach der Mai-Revolution) im Stadtteil Monserrat. Hier befinden sich repräsentative Gebäude wie das Rathaus, die National-Bank oder die Kathedrale Metropolitana.

Besonders die Casa Rosada (dt. Rosa Haus) sticht durch ihre Farbe sofort ins Auge. Sie ist Sitz der argentinischen Regierung und offizieller Amtssitz des argentinischen Präsidenten. Tatsächlich wird sie aber nur zu offiziellen Anlässen genutzt. Eine kleine Fahne unter der großen argentinischen Fahne zeigt an, ob der Präsident im Palast zugegen ist. Seit 2023 ist das der schillernde, rechtspopulistische Javier Gerardo Milei. Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1884, wurde seitdem jedoch mehrfach umgebaut, was zu seiner asymmetrischen Form führte.
Am Platz gegenüber liegt das einzige aus der Kolonialzeit erhaltene Haus, der Cabildo. Das Gebäude diente zur Kolonialzeit als Regierungssitz des Vizekönigreichs Río de la Plata. Im Jahr 1940 wurde der Originalzustand des Hauses mit Hilfe altert Baupläne rekonstruiert.
Heute befindet sich hier das Museo Nacional del Cabildo y la Revolución de Mayo (Nationalmuseum des Cabildo und der Mai-Revolution). Schön ist der Originalbrunnen aus dem Jahr 1835 im Innenhof. Der Eintritt ist frei.



Den Cabildo im Rücken steht rechte Hand die Kathedrale Metropolitana (Catedral Metropolitana Santísima Trinidad de Buenos Aires). Sie ist die katholische Hauptkirche des Landes. Das von außen eher nüchterne Gebäude (ich finde, es sieht eher nach Bank, als wie eine Kathedrale aus) ist bereits der vierte Bau an gleicher Stelle. 1752 war das Kirchenschiff des Vorgängerbaus eingestürzt, so dass ein (weiterer) Neubau nötig wurde.
Interessant ist die Kirche vor allem aus zwei Gründen:
Hier befindet sich das – von zwei (echten) Soldaten bewachte – Grab des Befreiungskämpfers und argentinischen Nationalhelden José de San Martín. Dessen sterbliche Überreste wurden 1880 von Frankreich nach Argentinien überführt und hier bestattet. Drei (steinerne) weibliche Figuren, die die von ihm befreiten Länder Argentinien, Chile und Peru symbolisieren, beschützen sein Grab.
Bis Franziskus 2013 Papst wurde, war er – noch als Jorge Mario Bergoglio – hier Erzbischof.



Interessant ist auch das Gebäude der Banco de la Nación am nordöstlichen Ende der Plaza de Mayo aus dem Jahr 1888, das ursprünglich ein Theater war und erst nachträglich zur Bank umfunktioniert wurde. Auch das Innere ist unbedingt sehenswert. Fotografieren ist in den Räumlichkeiten leider nicht gestattet.
Die Plaza de Mayo gelangte während der Militärdiktatur (1976 bis 1983) zu internationaler Bekanntheit, als die Madres de Plaza de Mayo (dt. Mütter der Plaza de Mayo) und die Abuelas de Plaza de Mayo (dt. Großmütter der Plaza de Mayo) dort wöchentlich mit einem Schweigemarsch gegen das gewaltsame und spurlose Verschwinden ihrer Kinder und Enkelkinder protestierten, für das die Regierung verantwortlich war. Bis zu 30.000 Oppositionelle wurden im „schmutzigen Krieg“ von Todesschwadronen entführt, gefoltert und ermordet. Auf der Platzmitte sind im Boden stilisierte weiße Kopftücher der Madres eingelassen.
Avenida de Mayo
Die Avenida de Mayo (dt. Maiallee) verbindet die Plaza de Mayo mit der Plaza del Congreso. Sie gilt den Porteños, wie die Einwohnern von Buenos Aires heißen, als Pracht-Straße. Geplant wurde sie als „majestätischer Boulevard nach Pariser Vorbild“. Jugendstil, Klassizismus und Eklektizismus dominieren die Architektur. Platanen spenden angenehmen Schatten und ermöglichen auch mir – trotz Hitze – ein relativ angenehmes Schlendern.



Ich komme vorbei am ältesten und berühmtesten Kaffeehaus der Stadt, dem „Café Tortoni“. Es verfügt noch über die original Jugendstil-Ausstattung aus seinem Gründungsjahr 1858, was es bei Einheimischen, vor allem aber bei Touristen aus aller Welt beliebt macht. Leider hat sich eine lange Schlange davor gebildet, die auf Einlass wartet. Das wirkt abschreckend auf mich, und ich gehe weiter.
Neben schöner Architektur finden sich auch viele Graffiti entlang der Strasse, allgegenwärtig dabei die Fußballer Diego Maradonna und Lionel Messi. (Mehr zum Thema Gaffiti weiter unten im Artikel!)


Ein besonders schöner Bau an der Avenida de Mayo ist der eklektizistische Palacio Barolo, ein Bürogebäude mit 22 Stockwerken aus dem Jahr 1923. Es ist rund 100 Meter hoch. Nach seiner Fertigstellung war es einige Jahre das höchste Gebäude Südamerikas.
Auf dem Dach befindet sich ein Leuchtturm, der bis Montevideo (Uruguay) sichtbar ist! Im Rahmen einer stündlich stattfindenden Führung kann man mit historischen Fahrstühlen (mit Scherengitter-Türen!) bis zum Leuchtturm hoch fahren. Tickets gibt es in der Halle im Erdgeschoß.


1913 wurde auf der Avenida de Mayo die erste Metrostation (Linea A) des Landes eröffnet. Sie war gleichzeitig die erste U-Bahn Lateinamerikas, sowie der gesamten Südhalbkugel und die dreizehnte weltweit.



Die Strasse mündet schließlich in die Plaza del Congreso. An der Kopfseite befindet sich imposant der hohe, schlanke Kuppelbau des Kongresspalast, wo das argentinische Parlament tagt.
Auf dem Platz davor steht (bzw. sitzt) eine signierte Reproduktion von Auguste Rodins Skulptur „El Pensador“ (dt. Der Denker). Zwanzig ihrer Art sind auf der ganzen Welt verteilt, u.a. in Berlin und NYC. Das Original befindet sich vor dem Musée Rodin in Paris.


Avenida 9 de Julio
Etwa auf halbem Weg zwischen Plaza de Mayo und Plaza del Congreso kreuzt die Avenida de Mayo die 16-spurige Hauptverkehrsader Avenida 9 de Julio. Der Name erinnert an den Tag der Unabhängigkeit Argentiniens (9. Juli 1816). Sie ist etwa 140 Meter breit und gilt als die breiteste Straße der Welt. Für ihren Bau wurde ein ganzer Häuserblock abgerissen, so dass sie im Grunde der Breite dreier Straßen entspricht. Sie hat mehrere Verkehrsinseln mit Ampeln. Eine Vollständige Überquerung in einer Ampelphase ist höchstens rennend möglich.
Eins der Wahrzeichen der Stadt ist der Obelisk von Buenos Aires. Er steht inmitten einer Verkehrsinsel auf der Plaza de la República auf Höhe der Avenida Corrientes. Der Obelisk ist gut 67 Meter hoch und stammt aus dem Jahr 1936. Eine Besteigung ist für Besucher nicht möglich. Am Fuß des Obelisken stehen die begrünten Buchstaben BA, ein beliebter Foto-Spot bei Touristen. Mein Eindruck war, dass die Porteños sehr stolz auf ihren (übrigens von einer deutschen Firma gebauten) Obelisken sind. Ich fand ihn ehelicher Weise langweilig bis häßlich.



Deutlich attraktiver erschien mir das nahe gelegene Teatro Colón (dt. Kolumbus-Theater). Es ist das bekannteste Theater der Stadt und gilt als bedeutendstes Opernhaus Lateinamerikas. Es wurde 1908 mit der Oper Aida von Giuseppe Verdi eröffnet. Das Theater verfügt über 2.500 Sitzplätze, sowie 1.000 Stehplätze. Der Haupteingang befindet sich quasi „auf der Rückseite“ an der Plaza Lavalle.
2018 fand hier ein Galadinner der Staats- und Regierungschefs des G20-Gipfels statt.



Es lohnt ein kurzer Abstecher zur recht großen Plaza Lavalle. Hier befinden sich einige sehenswerte Gebäude, und es fehlen die Touristenströme aus der Altstadt.
Gleich rechts neben dem Teatro Colón befindet sich die Escuela Presidente Roca, ein imposantes Gebäude aus dem Jahr 1903, während es linke Hand zum jüdische Museum mit Synagoge geht. Die jüdische Gemeinde von Buenos Aires ist außerhalb von Israel übrigens die zweitgrößte der Welt! Leider sind die Informationen im Museum überwiegend auf Spanisch.



Altstadtviertel San Telmo
Im Altstadtviertel San Telmo befinden sich größtenteils Altbauten aus dem 19. Jahrhundert, viele davon stehen unter Denkmalschutz. Die Gegend ist ziemlich touristisch. Es gibt eine ganze Reihe von Restaurants und Tangoshows, zu denen ganze Busladungen von Touristen gekarrt werden. Dennoch wirkt vieles etwas heruntergekommen und ist mit einem gewissen morbiden Charme behaftet.
Tagsüber ist der überaus reizvolle Mercado de San Telmo ein lohnendes Ziel. Mitunter ist die historische Markthalle etwas ZU voll, trotzdem durchaus atmosphärisch. Eine interessante Mischung aus Lebensmittel- und Blumen-Ständen, dazu viele (leckere!) Fress-Buden, aber auch hübsche kleine Läden mit Schreibwaren oder stilvollen Souvenirs.



Hübsch ist auch die nur wenige Meter entfernte kleine Plaza Dorrego mit ihren umliegenden Cafés und Restaurants. Während auf dem Platz tagsüber an kleinen Marktständen Souvenirs und allerlei Schnickschnack, aber z.B. auch Schusterarbeiten angeboten werden, sitzen die Leute abends bei Bier und Wein zum Schwätzchen zusammen und lassen sich von der Tango-Musik beschallen, zu der professionelle Tänzer das Tanzbein schwingen. Sonntags findet auf dem Platz und den angrenzenden Straßen außerdem ein großer Antik-Markt, die Feria de San Pedro Telmo, statt.



Auch nach Einbruch der Dunkelheit herrscht in San Telmo reges Treiben in den Lokalen rund um die Calle Defensa, Chile und Bolívar.



Ich bin völlig begeistert von der entspannten Atmosphäre und schlendere weiter durch die Straßen. Überall gibt es einladend aussehende Restaurants, Cafés und Bars. Und vielleicht erscheint es mir nur so, aber ich habe den Eindruck, als seien es keinesfalls die Touristen, die hier tagsüber durch die Strassen schwirrten. Zu dieser Uhrzeit überwiegen deutlich die spanischen Töne!



Mafalda ist eine Comicfigur des argentinischen Zeichners Quino (†2020). Sie genießt in Argentinien einigermaßen Kult-Status. An der Ecke Defensa y Chile sitzt eine Mafalda-Statue. Sie ist ein derartig beliebter Fotospot, dass sich tagsüber meist lange Schlangen von Leuten bilden, die darauf warten, ein Foto zu machen. Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Comic-Figuren in der Gegend, allerdings eher keine, die „Normalsterbliche“ in Deutschland kennen.


Ein kleines Highlight ist die alte Apotheke Farmacia de la Estrella in der Calle Defensa 201. Sie ist die älteste Apotheke von Buenos Aires. Die Einrichtung ist noch original aus dem Jahr 1895! Wundervoll!
Das gegenüberliegende Konvent San Francisco de Asís ist ebenfalls sehr sehenswert. Ich empfehle eine kleine Pause auf einer der Bänke davor! 😉



Trendviertel Puerto Madero
Puerto Madero ist ein junger, aufstrebender, sehr trendiger und (inzwischen leider auch) sehr teurer Stadtteil am Ufer des Río de la Plata. Hier dominieren moderne Hochhäuser das Stadtbild und stehen damit im krassen Gegensatz zur nahen Altstadt rund um die Plaza de Mayo und San Telmo. Das Gebäude El Faro war zum Zeitpunkt seiner Fertigstellung das höchste Gebäude in Buenos Aires, inzwischen abgelöst vom 235 Meter hohen Alvear Tower. Und der Trend geht weiter!



Seit den 1990er Jahren wurden mit Hilfe von in- und ausländischen Investoren alte Warenhäuser in Lofts, Büros, Hotels und Restaurants umgewandelt. Diverse Museen entstanden, u.a. 2008 das Kunst-Museum Fortabat (Website), an dessen Planung renommierte Architekten wie Norman Foster (siehe auch hier und hier) und Phillippe Stark mitwirkten.
Besonders cool: Die Straßen dieses Viertels tragen allesamt Frauennamen!
Ins Auge sticht auch die moderne Fußgänger-Dreh-Brücke Puente de la Mujer (dt. Frauenbrücke), die die Innenstadt mit Puerto Madero verbindet. Sie ist 170 Meter lang, stammt aus dem Jahr 2001 und wurde von Santiago Calatrava entworfen.

Buchhandlung El Ateneo Grand Splendid
Eine Buchhandlung in einem ehemaligen Theater. Geht es mondäner?!
Adresse: Av. Sta. Fe 1860, Öffnungszeiten: Mo – Sa 9 – 21, So 12 – 21

Elegantes Recoleta-Viertel
Das im Norden der Stadt gelegene Recoleta ist eines der elegantesten und teuersten Wohn- und Geschäftsviertel von Buenos Aires. Es ist bekannt für seine prachtvollen Paläste, seine Villen und Stadthäuser im Pariser Stil und seine schicken Boutiquen.
Die Hauptattraktion ist allerdings der Friedhof La Recoleta. Er gilt vielen als einer der schönsten Friedhöfe weltweit (mehr zum Thema gibt es auch hier). Das Highlight ist das Grab von Evita Perón. Es zieht jedes Jahr viele, viele Besucher aus dem In- und Ausland an.



Auf der Rasenfläche der Plaza Francia findet jedes Wohnende ein Markt für Trödel und Kunsthandwerk statt. In Verbindung mit dem Besuch des Friedhofs durchaus einen Besuch wert.
Gleich zwischen dem Eingang zum Friedhof und dem Markt liegt die hübsche, weiße Basilika Nuestra Señora del Pilar (dt. Basilika Unserer Lieben Frau von der Säule) aus dem Jahr 1732. Der Barockbau ist die zweitälteste Kirche der Stadt und steht unter Denkmalschutz.



Künstlerviertel La Boca
La Boca ist vielleicht das bekanntes Stadtviertel von Buenos Aires, es gilt als Künstlerviertel. Entstanden ist es Ende des 19. Jahrhunderts als Viertel italienischer Einwanderer, zumeist aus Genua.
Bekannt ist es auch für seine farbenprächtigen Häuserfassaden. Diese ziehen Touristen in Scharen an. Hauptattraktion ist El Caminito, eine kurze, reichlich überlaufene Strasse mit knall-bunten Häusern, in denen Künstler ihre Bilder feil bieten.
Angeblich war hier (einer) der Geburtsort(e) des Tangos.



Viele kommen allerdings wegen des Estadio Alberto Jacinto Armando, besser bekannt als La Bombonera (dt. Pralinenschachtel) nach La Boca. Es ist das Stadion des Fußballvereins Boca Juniors. Hier feierte Diego Maradonna seine ersten Erfolge als Fußballer. Um das Stadion herum ist alles, wirklich alles in den Vereinsfarben Blau und Gelb gestrichen. Lebensgroße Figuren von Maradona und Messi allerorten, oft auch als Wandgemälde. Die Argentinier sind Fußball-verrückt? Auf jeden Fall!
Fun Fact: Seine Farben verdankt der Club einem schwedischen Schiff, das just im Moment der Vereinsgründung vorbeifuhr…



Szene-Viertel Palermo Soho
Der Stadtteil Palermo liegt im Nordosten von Buenos Aires, neben dem Viertel Recoleta. Er ist der größte Stadtteil von Buenos Aires und teilt sich in mehrere Unterbezirke auf, einer davon ist Viejo. Ein kleiner Teil von Viejo wiederum ist Soho, um die Plaza Serrano herum.



Die niedrigen Häuser hier sind zumeist im „spanischen Stil“ gebaut. In den Straßen stehen alte Bäume. Die Atmosphäre ist „alternativ“ und entspannt, die Gegend beliebt bei ausländischen Touristen und der gehobenen argentinischen Mittelschicht. Teure Boutiquen, trendige Bars und gemütliche Cafés wechseln sich ab.



Am Wochenende findet auf der Plaza Serrano ein kleiner Markt statt mit Straßenkünstler und Souvenir-Ständen. Mein Highlight ist ein Marionetten-Spieler mit einem Tango tanzenden Paar, dem zwei Kinder weltvergessen zuschauen. Hinreißend!
Bekannte Persönlichkeiten wie der Revolutionär Che Guevara und der Schriftsteller Jorge Luis Borges haben hier früher gelebt.



Graffiti
Buenos Aires hat eine sehr lebendige Street Art und Graffiti Szene! Wenn man zu Fuß durch die Stadt läuft, entdeckt man alle Nase lang urbane Kunst! Buenos Aires gilt diesbezüglich als eine der tolerantesten Städte der Welt.
Eine tolle Website zum Thema ist graffitimundo (Spanisch & Englisch), wo auch geführte Touren angeboten werden.




Mehr Gaffiti, mehr Kühle und mehr über Argentinien gibt es z.B. hier.


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