
Kanada: Jasper NP
Der Jasper Nationalpark ist einer der bekanntesten und beliebtesten Nationalparks in den kanadischen Rocky Mountains in der Provinz Alberta. Etwa 2,5 Millionen Menschen besuchen ihn jedes Jahr.
Die Haupt-Sehenswürdigkeiten sind der das Columbia Icefield, die Wasserfälle Athabasca Falls und Sunwapta Falls, der namensgebende Ort Jasper, der Maligne Canyon und klare Bergseen wie Maligne Lake mit der millionenfach fotografierten Spirit Island, der Medicine Lake und der Pyramid Lake.
Ich komme mit dem Auto aus dem südlich gelegenen Banff NP über den Icefields Parkway, eine der schönsten Panoramastraßen der Welt. Er verbindet Lake Louise mit Jasper, dem Ort, der dem Nationalpark seinen Namen gibt.



Columbia Icefield
Das Columbia Icefield liegt sowohl im Banff NP, als auch im Jasper NP. Hier liegt also etwa der Übergang zwischen den beiden Parks.
Das Columbia Icefield ist eines der größten Eisfelder südlich des Polarkreises. Es umfaßt acht Gletscher, wie z.B. den Athabasca-Gletscher, und bedeckt eine Fläche von etwa 325 Quadratkilometern.
Zentrale Anlaufstelle ist das Discovery Center. Hier starten die Touren auf den Gletscher. Besucher können den Athabasca-Gletscher mit speziellen Bussen, den sogenannten Ice Explorers, oder zu Fuß mit einem Guide erkunden.
Vom Parkplatz aus kann man auch zu Fuß etwa einen Kilometer über einen gut markierten Wanderweg direkt bis zur Gletscherzunge laufen. So kann man den Gletscher aus nächster Nähe sehen. Begehbar ist der Gletscher jedoch nur als geführte Tour.
Beliebt ist auch der Glacier Skywalk, eine gläserne Brücke, die über den Abgrund hinausragt und – angeblich – einen atemberaubenden Blick auf das Eisfeld bietet. Soweit die Theorie, bzw. die Vergangenheit. Der Gletscher hat sich nämlich in den letzten Jahren durch die Erderwärmung so weit zurück gezogen, dass der Blick vom Skywalk inzwischen eher ins Geröll, denn aufs Eis geht. Jedes Jahr schmilzt er um fünf bis zehn Meter!
In den letzten 125 Jahren waren es mehr als 1,5 Kilometer! Dabei hat er die Hälfte seines Volumens verloren. Auf dem Weg zum Gletscher stehen Markierungen, auf denen abzulesen ist, wie weit das Eis bis zu welchem Jahr reichte. Das ist auf unerwartete Weise dann doch beeindruckend…
So ist der Skywalk insgesamt eher eine Enttäuschung, besonders bei den saftigen Preisen! Eindrucksvoll ist die Landschaft natürlich trotzdem, aber um die zu sehen, bedarf es – zum Glück – keiner teuren Aussichtsplattform.
Sunwapta Falls
Mein nächster Halt sind die Sunwapta Falls.
In beeindruckender Weise tosen die Wassermassen des Sunwapta Rivers (die Namensgebung hier ist selten originell…) durch eine enge Schlucht. Das Besondere ist allerdings die kleine Insel, die kurz vor den Wasserfällen den Fluss teilt. Ein beliebtes Fotomotiv!

Der indigene Name Sunwapta heißt so viel wie wildes Wasser. Erscheint mir passend! 😉 Der Wasserfall ist insgesamt 18 Meter hoch und rund neun Meter breit. Das Wasser fällt in zwei Stufen hinab.
Ein gut ausgebauter und asphaltierter Wanderweg führt in etwa zwei Kilometern vom Parkplatz zu den Lower Falls.
Athabasca Falls
Das war es noch nicht an Wasserfällen! Bereits nach knapp 25 Kilometern kommen schon die nächsten namhaften Wasserfälle, die Athabasca Falls am, klar, Athabasca River.
Der Name Athabasca stammt aus der Sprache der Cree und bedeutet „wo es Schilf gibt“. Die Athabasca Falls sind 23 Meter hoch. Eindrucksvoller als ihre Höhe sind die gewaltigen Wassermassen, die hier hinunterstürzen. Man spürt die Kraft förmlich allein vom zusehen! Das Wasser hat mehrere Strudellöcher, so genannte Potholes, in die Felsen gewaschen. Hübsch sind auch die kleinen Regenbögen, die an mehreren Stellen durch Sonne und Gischt entstehen!



Die Größe des Parkplatzes läßt bereits bei der Ankunft erahnen, dass man hier nicht alleine unterwegs ist. Auch Busse halten hier. Es gibt eine Info-Tafel mit Lageplan und eingezeichneten Wanderwegen.
Hinter der Fußgängerbrücke verzweigt der breite, asphaltierte Weg. Links geht es zu den Aussichtsplattformen, die quasi auf Augenhöhe mit dem Wasserfall liegen. Hier kann es ziemlich nass werden! Rechts geht es unter der Straßenbrücke über einige Stufen zwischen engen Felswänden zur Lower George.


Von hier sind es noch etwa 30 Kilometer bis Jasper.
Jasper
Jasper liegt im Jasper-Nationalpark nahe der Grenze zwischen den Provinzen British Columbia und Alberta in einer Höhe von 1062 m.
Der Ort, der dem NP seinen Namen gibt, liegt landschaftlich reizvoll am Zusammenfluss von Miette River und Athabasca River inmitten schneebedeckter Gipfel. Tatsächlich finde ich – obwohl auch Jasper offenkundig ein Touristenzentrum ist – die Atmosphäre hier um ein Vielfaches entspannter und angenehmer als in Banff.
Hier schlägt spürbar das Herz der gesamten Region, es gibt eine große Auswahl an Unterkünften, Restaurants und Tour-Veranstaltern, trotzdem wirkt alles gelassen und gemütlich.
Die Geschichte von Jasper begann Anfang des 19. Jahrhunderts als Pelzhandelsposten der Hudson Bay Company, damals unter dem Namen Jasper’s House. Ich hab eine Idee, wie der Name entstanden ist, aber das ist nur Theorie… 😉 Als der Fellhandel zurück ging, verlor auch Jasper (vorerst) an Bedeutung. 1934 wurde dann der Jasper NP gegründet (hervorgegangen aus dem Jasper Forest Park) und Jasper entwickelte sich zum Touristenzentrum, das es heute ist – mit etwas weniger als 5000 Einwohner. Das Jasper Yellowhead Museum erklärt in anschaulicher Weise die Geschichte der Stadt.
In den Sommermonaten halten sich allerdings um ein Vielfaches mehr Menschen in Jasper auf. Viele nutzen den Ort als Basislager für Erkundungen und Aktivitäten im Nationalpark.

Der Connaugh Drive ist die Hauptstraße von Jasper, hier gibt es viele Geschäfte, Restaurants und Tankstellen.
Jasper wird, wie fast alle Orte in den Rockies, stark von der Eisenbahn dominiert. Die Schienen verlaufen quer durch den Ort, parallel zum Connaught Drive. Die berühmten Fernreisezüge „The Skeena“ (heute unter weniger glamourös klingendem Namen, aber mit gleicher Strecke) und „The Canadian“ verbinden Jasper mit Städten wie Edmonton, Prince Rupert und weiter Winnipeg und Toronto! Jasper ist auch Ausgangs- und Zielort des „Rocky Mountaineers“ nach Vancouver. Auch die kilometerlangen Güterzüge, die ihre doppelstöckige Container-Ladung von einer Küste zur anderen quer durchs Land transportieren, rattern hier durch (sie dazu auch den Beitrag zu Field und Spiral Tunnels im Yoho NP und Seven Sisters Viewpoint im Beitrag Banff NP).
Jasper Skytram
2024 wurde Jasper in Folge eines Waldbrandes zu großen Teilen zerstört. Bei Kanadareise.de heißt es dazu: „Nach den großen Waldbränden im Sommer 2024, bei denen ca. 30.000 Hektar Land und etwa ein Drittel der Stadt Jasper in Mitleidenschaft gezogen wurden, wird Jasper und auch der gleichnamige Nationalpark stetig weiter wieder aufgebaut. Die Wohnviertel im Südwesten der Stadt waren am meisten von dem Waldbrand betroffen. Die meisten Hotels und touristischen Einrichtungen haben mittlerweile wieder geöffnet. Auch einige Campgrounds sind mittlerweile wieder geöffnet, wie z.B. der Whistlers Campground, der Miette Campground. …
3% des Nationalparks haben gebrannt und deshalb wird der Park dieses Jahr noch an vielen Stellen anders aussehen, als normal. Viele der bekannten Wanderwege und Sehenswürdigkeiten sind wieder zugänglich, darunter das Columbia Icefield. Dennoch sind auch noch einige beliebte Wanderziele wie der Maligne Canyon, Tonquin Valley, Mount Edith Cavell oder das Valley of the Five Lakes aufgrund von Sicherheitsbedenken gesperrt. Parks Canada kündigte jedoch an, diese Gebiete im Laufe des Sommers 2025 nach und nach wieder zu öffnen. Sie müssen also dieses Jahr in und um Jasper mit anderen Bedingungen rechnen, trotzdem lohnt sich dort nach wie vor ein Aufenthalt!“
Aktuelle Informationen über Walbrände in Kanada (inkl. Karte) gibt es bei Kanadafieber.
Jasper Skytram
Sehr beliebt ist die Fahrt mit der Jasper Skytram auf den Aussichtspunkt in 2.277 m Höhe des Mount The Whistlers. Mehr Infos und Preise gibt es auf der Website.
Pyramid Lake
Von Jasper kommend führt die Straße zuerst am Patricia Lake vorbei, der nach einer Enkelin von Queen Victoria, benannt ist. Hier herrscht sommerliches Treiben, als ich vorbei fahre. Schlauchboote und Kanus sind auf dem See unterwegs und überall am Straßenrand parken Autos, an denen Menschen in Badeklamotten Sachen ein und ausladen.
Etwa sieben Kilometer hinter Jasper erreiche ich den Pyramid Lake. Ich fahre noch ein Stück am Ufer entlang zu einem kleinen Parkplatz, von dem es nur ein Katzensprung ist zur Pyramid Island. Die Mini-Insel mitten im See ist mein Ziel!
Vom Parkplatz geht es über eine kleine Holzbrücke auf die Insel, die ein wirklich malerisches Fotomotiv abgibt!

Auf der Insel gibt es einige Bänke und Picknicktische. Die vielen herumliegenden großen Baumwurzeln sehen aus wie Skulpturen! Am anderen Ende der Insel habe ich eine wundervolle Aussicht auf den See und den sich im Hintergrund erhebenden, charakteristischen Pyramid Mountain. Die Form des Berges erklärt den Namen. 😉


Praktische Reisetipps
Viele Besucher reisen aus dem Süden an. Sie kommen mit dem Auto/Wohnmobil vom Banff NP über den Icefields Parkway.
Eine Alternative ist der Flughafen in Edmonton. Von dort sind es mit dem Auto 365 Kilometer nach Jasper.
Viele Touristen reisen auch per Auto/Wohnmobil von Vancouver an. Eine reizvolle Tour, die aber aufgrund der großen Entfernungen (und der Fülle an Attraktionen am Wegesrand) deutlich mehr Zeit verlangt!
Der Besuch der Nationalparks kostet Eintritt. Einen Day Pass gibt es für $11 CAD pro Person und ist bis 16 Uhr am Folgetag gültig. Oft lohnt sich aber der Discovery Pass, der für ein ganzes Jahr gilt. Er kostet $75,25 pro Person oder $151,25 für bis zu 7 Personen in einem Auto. Weitere Infos gibt es auf der Website. Da können die Pässe per Kreditkarte vorab gekauft werden, um Wartezeiten am Parkeingang zu vermeiden. Aber Achtung, sie werden per Post verschickt (Lieferzeiten beachten!). Der Pass beinhaltet den Eintritt in über 100 Nationalparks, National Marine Conservation Areas und National Historic Sites in Kanada.
Im Jasper NP sind noch einige Campingplätze nach dem verheerenden Brand von 2024 geschlossen. Angeblich sollen einige aber in 2025 wieder öffnen…
Überall stehen Warnschilder, dass Bären unterwegs sind. Tatsächlich habe ich auch welche gesehen, leider (?) aber immer in Situationen, in denen ich nicht fotografieren konnte. Auf einem Wanderweg hätte ich keinem begegnen wollen, insofern geht das klar! 😉 Überall wird Bären-Spray empfohlen und angeboten. Wichtig ist die ordnungsgemäße Anwendung, wenn es hart auf hart kommt (nicht zu früh sprühen und aufpassen, dass man selbst nichts abbekommt). Auch ohne, dass man Bären sieht, spürt man ihre Nähe aufgrund dieser Hinweisschilder und der bärensicheren Mülleimer!
Fazit
Leider hatte ich viel zu wenig Zeit im Jasper Nationalpark. Wichtige Sehenswürdigkeiten wie Spirit Island habe ich aus Zeitgründen verpasst. Dies kann also nur ein kleiner Appetithappen für mehr sein. Durch die Folgen der Waldbrände halte ich es allerdings für sinnvoll mit dem nächsten Besuch noch etwas zu warten. Der Wiederaufbau läuft!
Ich würde auf gar keinen Fall nochmal im Sommer in die kanadischen Rocky Mountains fahren. Dann ist es mir deutlich zu überlaufen und zu heiß. Jasper ist da zwar besser dran als beispielsweise Banff, aber mit Abgeschiedenheit und Einsamkeit – Attribute, die ich (immer noch) mit Kanada assoziiere – hat das in der Hochsaison nichts zu tun. In der Nebensaison muss es ungleich schöner sein!
Dann stehen die Chancen auch besser mehr von der besonderen Tierwelt der Rockies zu sehen!

Mehr Kanada gibt es Hier: Banff NP, Yoho NP und Vancouver Island.

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