Schottland: märchenhafte Isle of Skye

Ich komme mit der Fähre von Mallaig um kurz nach 17 Uhr in Armadale , im Süden der Isle of Skye an.
Isle of Skye – ein Sehnsuchtsziel für viele, die an Schottland denken! Ich hab’s gegoogelt: Die Isle of Skye ist die größte Insel der inneren Hebriden und liegt, durch den Sound of Sleat vom schottischen Festland getrennt, im Nordwesten von Schottland. Sie hat ca. 10.000 Einwohner, der Hauptort ist Portree. Isle of Skye heißt übersetzt „Insel des Nebels“ – das passt doch zu mir!

Viele verbinden Skye mit Begriffen wie „atemberaubende Landschaft“ (wie die majestätischen Cuillin-Berge), „malerische Fischerdörfer“, die „Whisky-Destillerie“ (Talisker) und die „mystischen Fairy Pools“. Klingt gut, finde ich. Leider habe ich nur zwei Tage, die wollen gut genutzt sein bei der Fülle an Möglichkeiten!

Zunächst fahre ich nach Broadford, um dort im „Cafe Sia“ zu Abend zu essen. Die Nacht werde ich in Elgol verbringen – und da hat um diese Jahreszeit (es ist Ende März) kein Restaurant geöffnet. Da heißt es also vorausschauend planen!
In Broadford gibt es eine Tankstelle und den einzigen größeren Supermarkt auf der Insel (geöffnet von 7-22 Uhr).
Mitten im Ort ist dann der Abzweig auf die B8083, an deren Ende Elgol liegt. Die Straße ist zwar nicht in bestem Zustand (viele Schlaglöcher), dafür landschaftlich umso besser. Leider ist Elgol kein Geheimtipp mehr, so dass mir auf der Single Track Road viele Autos entgegen kommen und ich häufig ausweichen muss.

Torrin Pools

Nach etwa 15 Minuten Fahrt von Broadford, kurz nachdem die Strasse das Ufer des Loch Slapin erreicht, befindet sich linke Hand ein kleiner Parkplatz. Tagsüber steht dort ein Imbisswagen (er packt gerade zusammen, als ich dort eintreffe). Rechts davon, nur ein kurzes Stück den Berg hinauf, liegen die „Torrin Pools“. Die Torrin Pools sind kleine, natürliche Wasserbecken, die von einem Wasserfalls gespeist werden – sehr ähnlich den größeren und bekannteren Fairy Pools – deren „Kleine Schwestern“ sozusagen.

Ich komme kurz vor Sonnenuntergang dort an. Gerade steigen drei hartgesottene Surfer-Typen aus den Pools (brrr!) und machen sich davon, so dass ich die Wasserfälle für mich alleine habe! Mir ist es definitiv zu kalt zum baden. Aber für die Atmosphäre ist’s dennoch schöner allein! Die Stimmung ist geradezu magisch. Mein erstes Highlight auf der Isle of Skye!

Da die Sonne fast schon untergegangen ist, mache ich mich auf, die letzten Kilometer rund um das Loch Slapin bis Elgol hinter mich zu bringen. Mit jeder Minute, mit jedem Kilometer verändert sich die Farbe des Himmels. Absolut traumfhaft!

Elgol

Schließlich erreiche ich Elgol unmittelbar nachdem die Sonne untergegangen ist. Elgol ist ein verstreutes Dorf mit etwa 150 Einwohnern. Der zentrale Punkt des Ortes ist der kleine Hafen. Misty Isle Boat Trips und Bellajane sind zwei ortsansässige Anbieter für Schiffstouren u.a. zum Loch Coruisk. Das mache ich morgen!
Für heute freue ich mich, dass ich eine gemütliche Unterkunft habe. Ein B&B im besten Sinn. Jonathan, der Inhaber, begrüßt mich herzlich und zeigt mir – nicht ohne einen gewissen Stolz – die Räumlichkeiten. Angenehmes Zimmer mit eigenem Bad, Gemeinschafts-Küche und Wohnzimmer mit herrlicher Aussicht aufs Meer. Der Name ist Programm: “Bayview“! Definitiv eine Empfehlung! Bayview B&B

Loch Coruisk

Um 9 Uhr starte ich zu meiner Bootstour zum Loch Coruisk. Da leider jetzt schon klar ist, dass ich viel zu wenig Zeit habe für alles, was es auf der Isle of Skye zu entdecken gibt, buche ich nur die „Mini-Tour“. Sie dauert zweieinhalb Stunden, von denen 30 Minuten Aufenthalt an Land sind. Das Ticket kostet mich £25 und ist jeden Penny wert. Mehr Infos gibt’s hier: https://mistyisleboattrips.co.uk

Das schöne Wetter hat sich mit dem fulminanten Sonnenuntergang gestern verabschiedet. Die Wolken hängen tief, aber noch regnet es glücklicherweise nicht. Das Boot Eilean a’Cheo hat nur vier überdachte Plätze und mit mir an Bord ist eine etwa achtköpfige Reisegruppe. Das könnte eng werden… Egal, noch weht nur der Wind, der die Wellen zwar teilweise bis an Bord spritzen lässt, aber das ist alles noch im Rahmen!

Im Loch na Cuilce, wo sich die Anlegestelle zu unserem Landgang befindet, liegen ein paar kleine Inseln, z.B. Eilean Glas. Als wir diese umrunden, sehen wir plötzlich auf der Rückseite jede Menge Robben an Land. Ich bin begeistert!

Das Boot legt gegenüber der „Seehund-Insel“ an und ich habe dreißig Minuten, um einen Blick auf Loch Coruisk zu werfen. Dafür muss ich ein Stück am Fluss Scavaig entlang „klettern“, der Loch Coruisk von Loch na Cuilce trennt.

Tatsächlich tut es mir leid, dass ich nach nur dreißig Minuten zurück zum Boot muss. Auf der Website des Tour-Anbieters stand, dass die Variante mit längerem Aufenthalt „dringend empfohlen“ wird. Ich verstehe weshalb!

„Zum Trost“ gibt an Bord ein Heißgetränk nach Wahl. Nett!

Sligachan Old Bridge

Die Sligachan Bridge ist eine alte Steinbrücke über dem Sligachan River. Sie stammt etwa aus dem Jahr 1820 und liegt direkt an der A87 zwischen Portree und Broadford. Mit ihren drei Steinbögen über dem Fluss und den schroffen Bergen im Hintergrund ist sie eins der beliebtesten Fotomotive der Insel. Tatsächlich finde ich die Brücke auch sehr hübsch, allerdings habe ich während meiner Reise durch Schottland viele ähnliche Brücken gesehen und verstehe nicht ganz den Hype. Hier wimmelt es von Menschen! Es gibt gleich zwei Parkplätze in der Nähe. Für Wanderer, heißt es, ist hier häufig der Ausgangspunkt in die Black Cuillins, die schwarzen Berge von Skye.

Befahren wird die alte Brücke nicht, denn die neue Hauptstraße verläuft parallel über eine neue Überführung. Dort zweigt auch die A863 nach Dunvegan ab.

Dieser Strasse folge ich bis zum Abzweig auf die B8009. In Merkadale nehme ich den Abzweig auf die Single Track Road Richtung Fairy Pools, eine der Hauptattraktionen der Isle of Skye.

Fairy Pools

Die Fairy Pools (dt. „Feenbecken“) sind Wasserfälle mit türkis schimmerndem Wasser und eine Reihe von unterschiedlich großen, natürlichen Wasserbecken. Sie befinden sich im Tal Coire na Creiche. Das klare und kalte Wasser des Allt Coir’ a’ Mhadaidh kommt aus den Bergen der Black Cuillin herunter.

Es gibt einen großen kostenpflichtigen Besucher-Parkplatz (Auto 6£) mit öffentlichen Toiletten und Info-Tafeln.

Der Wanderweg ist nicht zu übersehen, da er a) ziemlich breit und b) (zumindest bei meinem Besuch) völlig überlaufen ist. Die Wanderung ist einfach. Der 3,7km lange Hin- und Rückweg ist in eineinhalb Stunden gut zu bewältigen, die Steigung hält sich in Grenzen. Die Landschaft ist toll, keine Frage, aber auf mich wirkt sie leider nicht – mir ist es schlichtweg zu voll!

Die Rückfahrt zur A863 ist dann noch deutlich „wilder“ als der Hinweg. Die Passing Places sind kaum ausreichend für die Massen an Autos, die hier durch wollen. Jetzt verstehe ich auch die Hinweisschilder vom Anfang der Strecke, dass man nicht Kolonne fahren soll. Das habe ich nirgendwo sonst in Schottland erlebt.

Fazit: Es hätte so schön sein können, aber die Menge an Menschen verdirbt die Magie der Landschaft! Wer kann, sollte früh morgens oder am späten Nachmittag kommen.

Einigermaßen enttäuscht fahre ich weiter nach Uig, wo ich die Nacht verbringen werde. Die Strecke ist jedenfalls schön und die Sonne scheint, so dass sich meine Laune schnell wieder bessert.

Uig

Uig liegt an der Westküste der Halbinsel Trotternish an der Uig Bay und hat etwa 400 Einwohner. Mittelpunkt des Ortes ist der Hafen, von wo aus Fähren auf die Äußeren Hebriden fahren, nach Tarbert auf Harris sowie nach Lochmaddy auf North Uist. Es gibt zwei Restaurants in Hafennähe, die auf mich leider einen recht schmuddeligen Eindruck machen, und ein Café an der Tankstelle. Hier gibt es auch einen kleinen Laden.

Ich übernachte im Hotel Uig Lodge mit herrlicher Aussicht auf die Uig Bay. Das Hotel hat eine nette Bar. Als ich ankomme, ist schönes Wetter und einige Gäste sitzen draußen und genießen Sonne und Ausblick.

Direkt gegenüber vom Hotel liegt der Uig Tower, auch als „Captain Feaser’s Folly“ bekannt.
Es handelt sich um einen normannischen Turm aus dem Jahr 1860. Von hier hat der Landbesitzer Captain Fraser die Pacht der örtlichen Bauern kassiert. Der Turm kann nicht besichtigt werden.

Fairy Glen

Am nächsten Morgen breche ich kurz nach Sonnenaufgang auf zum nahen Fairy Glen („Tal der Feen“). Die Sheader Road, die mich dort hin bringt, führt gleich hinter meinem Hotel den Berg hoch und bietet einmal mehr einen schönen Blick auf Uig Bay. Es sind nur 1,7km zum Parkplatz (25 Minuten zu Fuß oder 4 Min mit dem Auto).

Die Hügellandschaft wirkt so fantastisch und märchenhaft – kein Wunder, dass man den Eindruck gewinnt, hier hätten Feen ihre Hände im Spiel! Zum Unmut der Einheimischen wird dieser Ort jedoch immer populärer, die Steinformationen entstehen tatsächlich durch Touristenhand.

Mittelpunkt dieses zauberhaften Tals bildet der hoch aufragende Felssockel „Castle Ewan“, der aus einem bestimmten Winkel tatsächlich wie eine Burg aussieht. Es gibt einen kleinen Trampelpfad hinauf. Direkt unterhalb von Castle Ewan befindet sich ein kleiner See.

Nach dem Schock über die Menschenmassen gestern an den Fairy Pools bin ich hocherfreut, dass ich das Fairy Glen heute früh für mich alleine habe (ein Pärchen, das noch früher als ich unterwegs ist, verlässt das Tal gerade als ich eintreffe). Und so kann ich die „Magie“ dieses Ortes fühlen! Wahrlich zauberhaft!

Quiraing

Nach dem (guten!) Frühstück im Hotel mache ich mich auf den Weg zu einer weitern Top-Sehenswürdigkeit der Isle of Skye – dem Quiraing.

Über eine „unnamed Road“ geht es über den Pass mit Ziel Staffin / Portree. Ein wirklich großer (kostenpflichtiger) Parkplatz lässt erkennen, dass ich am Quiraing angekommen bin. Die Aussicht schon vom Parkplatz ist phänomenal!

Der Quiraing ist entstanden durch einen Erdrutsch, bei dem die Landmasse nach unten gesackt ist und die steilen Felsen hat stehen lassen. (Tatsächlich hält der Erdrutsch noch an, wenn auch sehr langsam. Aber doch so stark, dass die Straße hier jedes Jahr ausgebessert werden muss!)

Frevel, hier nicht auszusteigen und die Gegend zu Fuß zu erkunden! Es gibt einen Rundwanderweg mit Stationen (Felsformationen) wie „Das Gefängnis“ und „Die Nadel“. Der Weg ist als moderat eingestuft. Ich muss sagen, ich bin froh, dass es heute trocken ist, denn es gibt einige „Kletter-Passagen“, die ich recht fordernd finde. Aber großartig! Wer halbwegs gut zu Fuß ist, sollte sich diese Tour nicht entgehen lassen!

Am Parkplatz gibt es einen Imbisswagen mit Snacks und Getränken für alle, die sich nach der Wanderung stärken möchten (und nicht vorgesorgt haben).

Kilt Rock Waterfall

Ich fahre weiter Richtung Portree, dem Hauptort von Skye, auf die A855. Nach ein paar Minuten kommt der nächste große Parkplatz. Er gehört zum Aussichtspunkt auf den Kilt Rock Wasserfall (Creag An Fhèilidh).

Ich war vor zwanzig Jahren schon mal auf der Isle of Skye. Man soll das ja nicht machen – an Orte zurückkehren, die man in der Erinnerung verklärt hat als einsam, unberührt und schön… Und Schottland verbindet man sowieso mit Einsamkeit, oder? Tatsächlich ist die Isle of Skye insgesamt eher eine Enttäuschung für mich. Es ist mir hier einfach zu voll. Natürlich liegt es daran, dass die Landschaft traumschön ist (das ist sie!). Aber – vielleicht auch im Vergleich dazu, wie es „damals“ war – es wirkt auf mich nicht, wenn ich mit hunderten anderer Menschen gleichzeitig unterwegs bin. Kurzum: Ich fahre am nächsten Groß-Parklatz am „Old Man of Storr“ vorbei (und bewahre mir meine Erinnerung) und sehe zu, dass ich von der Insel wieder runter komme. Da Portree auf dem Weg liegt, lege ich hier einen kurzen Stop ein.

Portree

Aber auch hier bin ich entsetzt, wie voll es ist. Im Ort ist Stau!

Ich fahre auf dem schnellsten Weg runter von der Insel!

Mein Tipp für alle, die dort noch hin möchten: Bringt mehr Zeit mit und besucht die Top-Ziele in den frühen Morgen- oder späten Nachmittags-Stunden, wenn die Massen schon weg sind. Dann läßt sich der Zauber der Isle of Skye bestimmt noch spüren!

Anreise Isle of Skye

Auto: Die Skye Bridge verbindet Kyle of Lochalsh auf dem Festland und Kyleakin auf der Isle of Skye.

Fähre: Es gibt zwei Fährverbindungen vom Festland zur Isle of Skye: Mallaig – Armadale (Isle of Skye) und Glenelg – Kylerhea (Isle of Skye) // Fähren auf die Äußeren Hebriden: Uig – Tarbert (Harris) und Uig – Lochmaddy (North Uist)

Zug: Kyle of Lochalsh ist mit dem Zug erreichbar. Ebenso der Fährhafen in Mallaig.

Bus: Busse fahren von Glasgow und Inverness direkt über die Brücke nach Skye