Schottland: Kintyre 66 Scenic Route

Rundfahrt auf der Halbinsel Kintyre

„So good that Paul McCartney wrote a song about it. Coastal walks, fresh seafood, and panoramic views.„

Kintyre ist eine Halbinsel im Westen Schottlands in der Council Area Argyll and Bute. Hier ticken die Uhren etwas langsamer als anderswo. Und trotz herrlicher Landschaft sind nur wenige Touristen unterwegs, andere Ziele scheinen bekannter und deswegen bevorzugter zu sein. Ein anderer Grund ist für mich nicht erkennbar, denn Kintyre hat alles, was man sich von von Schottland wünscht: raue, einsame Landschaft und verschlafene Küstenorte, freundliche Menschen, urige Pubs und Whisky. Die Insel-Hauptstadt Campbeltown war früher ein Zentrum der Whisky Herstellung: 1825 gab es hier knapp 30 Brauereien! Heute sind allerdings nur noch drei übrig.

Kintyre 66 ist eine relativ neue Ferienroute, die alle Sehenswürdigkeiten der Gegend verbindet. Der Name kommt daher, dass die Strecke von Tarbert (inkl. südlichem Loop zurück bis Campbeltown) 66 Meilen lang ist. Ehrlicherweise finde ich den Namen etwas unglücklich, denn in der Rechnung ist die echte Umrundung der Halbinsel nicht berücksichtigt, aber gut – das „Kind hat einen Namen“…

Das südliche Ende der Halbinsel ist die Mull of Kintyre (Mull = Kap, Vorgebirge). Den gleichnamigen Nummer-Eins-Hit von Sir Paul McCartney und seiner Band Wings höre ich natürlich während der Fahrt im Auto!

„You’ll never tire of Kintyre“

Ich komme mit der Fähre von der Isle of Arran in Claonaig an und biege gleich ab auf die B842 Richtung Süden. Sie führt an der Ostseite der Halbinsel entlang. Praktischerweise fahren sämtliche anderen Autos, die mit mir auf der Fähre waren, in die andere Richtung, so dass ich gleich allein unterwegs bin. Da macht es niemandem was aus, dass ich auf der Single Track Road sehr gemächlich durch die Gegend zuckel und die Aussicht aufs Wasser und die Isle of Arran genieße. Leider ist es sehr regnerisch, so dass die Sicht nicht ideal ist, von Fotos ganz zu schweigen. Schön ist es trotzdem! 

Recht bald komme ich durch einen verwunschen anmutenden Wald, zu dem Nebel und … (nun ja, ehrlicherweise ist es mehr als Niesel) Regen stimmungsmäßig passen! 😉

Schmale, gewundene Strassen, Meerblick, alte Steinbrücken, sogar ein roter Briefkasten – unverkennbar schottisch!

Ich passiere die ersten kleinen Orte wie Grogport und Dippen mit Dippen Bay. 

Über die B879 mache ich einen Abstecher nach Carradale. Es gibt einen hübschen kleinen Hafen. Aber es schüttet wie aus Kübeln, so dass ich weiter fahre nach Saddell. 

Saddell Abbey

Saddell ist ein mini-kleiner Ort an der B842 mit nur gut einer Handvoll Häuser. Mitten im Ort ist ein Abzweig mit dem Hinweisschild zur Saddell Abbey. Gleich dort befindet sich ein kleiner Parkplatz. Von dort geht es ein paar Schritte zu Fuß weiter.

Das Kloster Saddell ist ein ehemaliges Zisterzienser-Kloster aus dem Jahr 1207. Heute ist es nur noch eine Ruine mit einem zauberhaften, verfallenen Friedhof mit alten Grabsteinen.

Auch hier passt der Regen perfekt zum Ambiente. 

Campbeltown

Meine nächste Station ist der recht geschäftige Ort Campbeltown.

Campbeltown ist die „Hauptstadt“ Kintyres. Sie hat knapp 5000 Einwohner und einen größeren Hafen, von wo aus eine Autofähre nach Ardrossan fährt (Bis voraussichtlich September 2024 ist die Verbindung unterbrochen, bitte vorab bei CalMac informieren!). Im Sommer gibt es eine weitere Fährverbindung nach Ballycastle in Nordirland.

Direkt am Hafen liegt das kleine „Tea on the Quay Café“ (s. Bild unten), wo es ausgezeichneten Kuchen gibt. Die Bedienung ist super-freundlich! Und während ich dort meinen Tee trinke, hört der Regen langsam auf!

So spaziere ich anschließend noch ein wenig durch den Ort. 

Hinter dem hübschen Gebäude des Campbeltown Museums gibt es (einsehbar von der Shore Street; besonders dann gut, wenn man montags dort ist, denn montags hat das Museum zu!) den kleinen Linda McCartney Memorial Garden mit einer Statue der Musikerin.

In der Hall Street, auf der Vorderseite des Museums, steht rechts nebenan das älteste Kino Großbritanniens, das noch in Benutzung ist, das Picture House.

Dunaverty Rock

Weiter geht es über die B842 nach Southend zum Dunaverty Rock. In Southend folge ich der Ausschilderung zum Golfclub, diesen passiere ich und fahre über ein Castle Grid (Viehgitter) die Strasse bis zum Ende. Als ich aussteige, stürmt es gewaltig, so dass die Brandung ordentlich gehen die Felsen knallt. Auf den Bildern sieht das Meer viel zahmer aus…

Das Haus mit dem attraktiven roten Dach in der noch attraktiveren Lage kann man mieten!

Der Loop der B842 führt noch ein kleines Stück weiter südwärts, bevor es wieder zurück nach Campbeltown geht. St Columba’s Chapel liegt etwa am südlichsten Punkt der Strasse.

Weiter geht’s auf der A83 nordwärts, diesmal an der westlichen Seite der Kintyre Halbinsel. Die Landschaft ist herrlich, auch bei Regenwetter. Das Wasser wirkt mitunter unnatürlich türkis – nicht unbedingt aus der Farbpalette, die man allgemeinhin in Schottland erwartet!

Tarbert

Am Anfang / Ende (ja nachdem von wo man kommt, ggf. beides) der Kintyre Halbinsel am Loch Fyne liegt das bezaubernde Städtchen Tabert.

Tarbert hat etwa 1100 Einwohner. Der Ort drappiert sich um den Hafen (von 1840). Sein Haupt-Erwerbszweig ist – neben dem Tourismus – die (Herings-)Fischerei.

Tarbert Castle aus dem 13. Jahrhundert thront heute nur noch als Ruine, aber mit herrlicher Aussicht, malerisch über der Bucht.

Anreise Kintyre

Fähre: Es gibt verschiedene Fährverbindungen mit der Kintyre Halbinsel. Eine Verbindungen besteht von Tarbert (Kintyre) nach Portavadie. Im Winter verkehrt die Fähre von Lochranza (Isle of Arran) statt nach Claonaig (Kintyre) direkt nach Tarbert. Weiterhin gibt es Fähren zwischen Kennacraig (Kintyre) und der Isle of Islay, sowohl nach Port Askaig (2:00), als auch nach Port Ellen (2:10).

Die Fähr-Verbindung zwischen Campbeltown (Kintyre) mit Ardrossan ist leider bis voraussichtlich September 2024 unterbrochen.

Bus: Linie 926 verbindet Glasgow Buchanan Bus Station mit Tarbert (ca. 3:10) und Campbeltown (ca. 4:10).

Auto: Glasgow – Tarbert 165km via A82, A83

Hotel Tipp: Stonefield Castle

Etwas nördlich von Tarbert liegt das 1837 erbaute Stonefield Castle, in dem sich heute ein Hotel befindet. Im Erdgeschoß gibt es weitläufige Gemeinschaftsbereiche. Neben dem Restaurant, das sich in einem Anbau aus den 70er Jahren befindet (mit großen Panoramafenstern, die eine herrliche Aussicht auf Loch Fyne ermöglichen), gibt es eine urige Bar, eine Bibliothek und gleich zwei Räume mit offenem Kaminfeuer! Stonefield Castle liegt auf einem parkähnlichen Gelände mit kleinen Spazierwegen zum Wasser.