im Hinterland der Normandie

10 schöne Orte in der Normandie

Die Normandie ist eine Region im Norden Frankreichs. Nur eine Region, und doch so vielfältig!

Hier gibt es beispielsweise

  • spektakuläre Steilküsten wie in Étretat
  • verträumte Fischerorte wie Barfleur
  • windumtoste Leuchttürme wie den Phare de Goury
  • karibisch anmutende Strände wie auf der Îles Chausey
  • charmante Küstenstädte wie Granville
  • geschichtsträchtige Orte wie die Landungsstrände der Alliierten und die Hauptstadt Rouen
  • die weniger bekannte normannische Schweiz
  • ach ja, und natürlich den Touristen-Magnet Le Mont-Saint-Michel

Und das Beste – man kommt von Deutschland aus schnell hin!

Hier folgt eine Kurzbeschreibung der für meinen Geschmack schönsten Orte der Normandie.

Honfleur

Honfleur liegt am südlichen Ufer der Seine-Mündung am Ärmelkanal. Das knapp 7.000 Einwohner zählende Städtchen ist der nordöstlichste Punkt der Côte Fleurie (Blumenküste), einem Abschnitt der normannischen Küste.

Honfleur hat einen zauberhaften, alten Hafen, um den herum hübsche, alte, sehr schmale Häuser stehen, in denen sich gemütliche Restaurants, Crêperien und kleine Läden befinden. Am Eingang des alten Hafenbeckens steht das La Lieutenance, das erst kürzlich restauriert wurde. Es stammt aus dem 16. Jahrhundert und war der Amtssitz des Stadthalters. Die Lieutenance mit dem Porte de Caen sind die letzten Überreste der ehemaligen Befestigungsanlage.

Die alte Holzkirche Sainte Catherine stammt bereits aus dem 15. Jahrhundert. Sie ist die größte Holzkirche Frankreichs, ihre hübsche Holzverkleidung ist aus Kastanienholzschindeln. Der Turm steht separat. Sehr sehenswert! Auf dem kleinen Platz drum herum findet regelmäßig ein Markt statt.

Sehr sehenswert ist außerdem die kleine Kapelle Notre-Dame de Grâce mit separatem Glockenleutwerk. Ansonsten lohnt ein Bummel aufs Geratewohl durch die kleinen Straßen der Altstadt.

Maler wie Monet, Renoir, Picasso und Cézanne trafen sich regelmäßig in einem Bauernhof bei Honfleur, der als eine der Geburtsstätten des Impressionismus gilt. Heute beherbergt er ein Hotel.

Honfleur ist touristisch voll erschlossen und besonders im Sommer leider völlig überlaufen. Ein Jammer! Sehenswert ist es trotzdem!

Étretat

Étretat liegt an der Côte d’Albâtre (Alabasterküste), die ihren Namen seinen hohen, steilen, fast weißen Kalksteinklippen verdankt. Der Ort ist vielen bekannt durch die spektakulären Felsformationen vor seiner Küste.

Mehr zu Étretat und der Alabasterküste gibt es hier.

Rouen

Rouen ist die Hauptstadt der Normandie.

An den Ufern der Seine ist die Atmosphäre modern, ein spannender Gegensatz zu den mittelalterlichen Gassen mit engen, schiefen Fachwerkhäusern der Innenstadt und der beeindruckenden gotischen Kathedrale Notre-Dame mit den verschiedenen Türmen. Durch sie wurde Claude Monet zu seiner „Kathedralen-Serie“ inspiriert, während Richard Löwenherz im 12. Jahrhundert verfügte, dass nach seinem Tod sein Herz in dieser Kathedrale begraben werden solle.

Die Gros-Horloge (dt. dicke Uhr) in der nach ihr benannten Fußgängerzone Rue du Gros Horloge ist das Wahrzeichen der Stadt. Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert und ist das älteste Uhrwerk Frankreichs. Sie befindet sich in einem Renaissancebogen über der Strasse, neben dem Glockenturm.

Am Altmarkt wurde die französische Nationalheldin und Widerstandskämpferin aus dem Hundertjährigen Krieg Johanna von Orléans (auch Jeanne d’Arc) 1431 verbrannt, ein Gedenkstein erinnert heute an ihr Schicksal.

Le Mont-Saint-Michel

Die wohl bekannteste Attraktion der Normandie ist der Klosterberg Mont-Saint-Michel, der etwa einen Kilometer vor der Küste im Watt liegt.

Schon seit 1979 gehören der Berg und seine Bucht zum Weltkulturerbe der UNESCO, eine Vielzahl der Gebäude ist denkmalgeschützt.

Der Besucherandrang ist enorm, jährlich kommen ca. 2,3 Millionen Menschen, in der Grande Rue schieben sich die Massen aufwärts. Le Mont-Saint-Michel ist der am dritthäufigsten besuchte Ort in ganz Frankreich, nur getoppt vom Eiffelturm und Schloss Versailles.

Um den stetigen Andrang besser Herr zu werden, wurde ein neuer, großer, gebührenpflichtiger (15,-€) Parkplatz gebaut, von dem aus kostenlose Shuttlebusse zur Insel fahren. Wer mag, nimmt alternativ die Kutsche. Ausserdem wurde ein breiter und sicherer Fußweg vom Festland zur Insel gebaut, denn der Weg durchs Watt ist gefährlich. Der Tidenhub ist in der Bucht besonders hoch: satte 14 Meter liegen zwischen Ebbe und Flut. Da verschätzt sich mancher und wird vom aufsteigenden Wasser überrascht. Aus dem Grund ist der Weg durchs Watt nur noch im Rahmen einer Führung erlaubt!

Der Preis für Eintrittskarten zum Besuch der Abtei Mont-Saint-Michel beträgt 11 € (Stand 2024).

Le Mont-Saint-Michel

Schon gewußt? An der gegenüberliegenden Küste im englischen Cornwall gibt es im kleinen Örtchen Marazion das Pendant St. Michael’s Mount. Etwas kleiner, aber ähnlich schön!

Normannische Schweiz bei Clécy

Weniger bekannt dürfte vielen die Normannische Schweiz und das Orne-Tal sein. Die Region liegt landeinwärts in den Départements Calvados und Orne.

Der Name bezieht sich auf die zerklüfteten Hügellandschaft, die vor allem vom Fluss Orne geprägt ist. Die Landschaft ist hügelig und die Vegetation üppig, durchaus reizvoll, aber den Vergleich mit der Schweiz finde ich offen gestanden etwas weit hergeholt. Egal, die Gegend ist hübsch und touristisch noch wenig erschlossen.

Clécy ist die selbsternannte Hauptstadt der Normannischen Schweiz. Der Dorfplatz in der Oberstadt ist entzückend. Dominiert wird der Ort vom Viadukt von Clécy von 1866. Die Gegend ist beliebt bei Kajakfahren. Es gibt verschiedene Anbieter, die auch den Transport von/zur Einsetzstelle organisieren.

Die Hauptattraktion der Gegend ist die Roche d’Oëtre, ein 118 Meter hoher Aussichtsfelsen bei Saint-Philbert-sur-Orne. Es gibt ein modernes Besucherzentrum, von wo aus verschiedene – durchaus lohnende – Rundwanderwege beschildert sind.

Phare de Goury

Der Leuchtturm Phare de Goury, auch Phare de la Hague, bei Auderville liegt am nordwestlichen Zipfel der Halbinsel Cotentin in der Landschaft La Hague, umgeben vom oft wilden Wasser des Ärmelkanals.

Er wurde 1834 von Charles-Félix Morice de la Rue gebaut und ist 52 Meter hoch. 1989 wurde der Turm automatisiert, 1990 stellte der letzte Leuchtturmwärter seinen Dienst ein.

Die Gegend ist von Weiden, Äckern und vom oft stürmischen Atlantik umgeben. Es gibt einen kleinen, geschützten Hafen mit einer Seenotrettungs-Station. In der kleinen Halle, wo sich auch das Rettungsboot befindet, sind sämtliche Einsätze ins einer großen Übersicht verzeichnet.

Barfleur

An der nordöstlichen Spitze der Cotentin Halbinsel liegt das kleine Örtchen Barfleur, das zu den schönsten Dörfern Frankreichs zählt. Sämtliche Gebäude des Ortes sind aus dem heimischen grau-grünen Granit gebaut, die sich größtenteils um den Hafen gruppieren. Viele von ihnen sind mit Schieferplatten gedeckt und stammen aus dem 18. Jahrhundert. Im Mittelalter hatte der Hafen von Barfleur große Bedeutung für die Schifffahrt, besonders nach England, und der Ort bis zu 9000 Einwohner. Heute sind es nicht mal 600. Am Hafen und in den dortigen Cafés und Restaurants ist – besonders im Sommer – dennoch immer noch viel los.

Sehenswert ist die kleine, stämmige Kirche St-Nicolas aus dem 17. Jahrhundert am Eingang des Hafens. Kleine Leuchttürme rund um den Hafen verschaffen Barfleur einen pittoresken Charme. 

Ganz in der Nähe befindet sich ein weiterer sehenswerter Leuchtturm, der Phare de Gatteville, aus dem Jahr 1835. Eine kleine Wanderung dorthin läßt sich bei gutem Wetter gut mit einem Bad in einer der kleinen Sandbuchten am Wegesrand kombinieren.

Barfleur

Granville

Granville ist ein Seebad mit gut 12.500 Einwohnern mit einem Seehafen, einem Fischereihafen und einem großen Yachthafen.

Die Stadt besteht aus der alten, von Festungsmauern umgebenen, charmanten Oberstadt und der Unterstadt. Hochwertige kleine Geschäfte und angenehme Cafés und Restaurants laden zum Bummeln ein. Im Sommer sind viele Touristen in der Stadt und es geht sehr geschäftig zu.

In der Rue d’Estouteville hatte der Modeschöpfer Christian Dior eine von einem Park umgebene, rosafarbene Villa. Heute befindet sich darin ein Museum mit Original-Kreationen des Modeschöpfers und weiteren Andenken aus seinem Leben.

Die Stadt verfügt über eine gute touristische Infrastruktur, wie mehrere lange Sandstrände, ein Aquarium und ein Kasino.

Von hier legen die Fähren ab zu den nahen Inseln Chausey Inseln, sowie den Kanalinseln Jersey und Guernsey.

Îles Chausey

Die Inselgruppe der Îles Chausey sind Europas größtes Archipel. Es besteht aus 22 Inseln, von denen nur eine bewohnt ist, die Grande Île.

Hier legen auch die Schnellboote von Granville an, die im Sommer Menschenmassen hier her bringen. Zum Glück verlaufen diese sich schnell, auch wenn die meisten das gleiche Ziel haben: einen der vielen schönen Sandstrände. Verlaufen ist wörtlich zu verstehen – die Insel ist autofrei.

Knapp 50 Häuser, weiß verputzt oder aus Naturstein, verteilen sich auf der Insel, die meisten in der Nähe des Bootsanlegers, oft umgeben von blühenden Gärten. Dank des Golfstromes wachsen hier sogar Palmen und das Flair der Insel(n) ist im Sommer mediterran, was unterstützt wird von unzähligen kleinen Booten, die in den Buchten oder an den Stränden dümpeln.

Besonders schön wird es abends, wenn die Tagestouristen die Insel mit der letzten Fähre verlassen haben!

Sainte -Mère-Église und Utah Beach

Der kleine Ort Sainte-Mère-Église war im zweiten Weltkrieg Schauplatz einer verunglückten Fallschirmjäger-Landung, die durch ihre Erwähnung im Anti-Kriegsfilm „Der längste Tag“ weltweite Bekanntheit erlangte. Aufgrund eines Absetz-Fehlers wurden alliierte Fallschirmjäger direkt über dem Marktplatz des kleinen Ortes abgeworfen, der wegen eines Feuers hell erleuchtet war. Deutsche Truppen und Zivilisten waren mit der Löschung des Brandes beschäftigt, als die Fallschirmjäger auf den Platz schwebten. Einer von ihnen, der Amerikaner John Steele, blieb mit seinem Fallschirm am Kirchturm hängen. Aufgrund der schweren Kämpfe konnte er sich zunächst nicht befreien und musste untätig zusehen, wie viele seiner Kameraden erschossen wurden. In Erinnerung an diese Episode hängt bis heute – etwas makaber, wie ich finde – eine lebensgroße Puppe am Kirchturm.

Der Ort ist sehr hübsch und wird gern von Weltkriegsveteranen oder deren Nachkommen besucht. Etwas gewöhnungsbedürftig sind mitunter die Jeeps mit Touristen in Kriegsuniformen…

Nicht weit entfernt befinden sich die verschiedenen Landungsabschnitte der Großoffensive an der Küste. Jeder Abschnitt hat seine eigenen Gedenktafeln, Mahnmale und Museen. Die Erinnerung an die Ereignisse des D-Days und der darauffolgenden Tage wird wach gehalten.

Unten ein Bild von Utah Beach. Der Abschnitt ist vergleichsweise „harmlos“, da der Strand und das Hinterland flach sind. Schlimmer waren die Landungsgebiete an der Steilküste (zB Omaha Beach), wo die Deutschen ihre Bunker oberhalb der Klippen mit bester Sicht auf die anlandenden Boote und die herausstürmenden Soldaten hatten. Die langen Gräberreihen des riesigen amerikanischen Soldatenfriedhofs in Colleville-sur-Mer veranschaulichen die Menge an Toten, die der D-Day forderte. Eine Übersicht über die verschiedenen Landungsabschnitte gibt es zB hier.

Fazit

Sagt selbst – das Spektrum an Sehenswürdigkeiten in der Normandie ist eindrucksvoll, oder? Außer 40 Grad im Schatten gibt’s hier alles!

Reicht noch nicht? Dann habe ich hier noch ein paar Namen, die es lohnt zu googeln: Monet’s Garten in Giverny, Wandteppich in Bayeux, Caen, Deauville & Trouville, Calvados Brennerei Christian Drouin, Eu oder Château de Radepont.

Ach, übrigens: Das Titelbild dieses Beitrags stammt aus der Nähe von Moncy, in der normannischen Schweiz.

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