NYC – von Williamsburg zum Central Park
An meinem vierten und leider letzten Tag in New York fahre ich hinüber in den Stadtteil Brooklyn, um die angesagten Künstler-Viertel Green Point und Williamsburg zu erkunden. Ich habe gelesen, dass hier das urbane, kreative, coole Jungvolk von New York mit entsprechenden Cafés und Läden zu finden sei. Durch den Zuzug vieler verschiedener Nationalitäten in der Vergangenheit, sei zB Williamsburg eine bunte Gegend mit Einflüssen vieler unterschiedlicher Kulturen. Ich bin gespannt!
Greenpoint & Williamsburg
Die Manhattan Avenue mit vielen kleinen Geschäften und Lokalen gilt als Greenpoints Hauptstraße. Hier starte ich meine Tour und gehe in Richtung Bedford Avenue (die sehr lang und wiederum die Hauptstrasse von Williamsburg ist) und McCarren Park.
Man merkt, dass das frühere Arbeiterviertel Greenpoint heute bei jungen Leuten und Kreativen beliebt ist, es gibt jede Menge hippe Cafés und an vielen Ecken kleine (Lebensmittel-)Läden, in denen sich die Nachbarschaft trifft. Leider bin ich zu früh unterwegs. Der Stadtteil erwacht erst langsam, viele der coolen Läden öffnen erst am Mittag. Die Atmosphäre ist trotzdem gut, aber – das kann man auch lesen, wenn man sich über Greenpoint und Williamsburg informiert – sinnvoller ist es, später am Tag, besser noch am Abend hier her zu kommen, um das Lebendige dieser Gegend vollumfassend zu erleben. Idealerweise an einem lauen Sommerabend…
Nun gut, so lange kann ich nicht warten. 😉
Ich bin inzwischen in Williamsburg angekommen (nicht, dass ich den Unterschied bemerkt hätte, einzig ein Blick auf die Karte beim Nachverfolgen meines Weges verrät mir diesen Umstand).
Auch in Williamsburg läßt sich die „Arbeitergegend“ erkennen, die es war. Das industrielle Aussehen der Gegend lockt die Kreativen an, was sich an vielen Graffitis und anderer Street Art erkennen lässt. Es gibt viele alte, rohe Gebäude, die den Eindruck erwecken, hier sei noch nicht alles „entdeckt“, hier kann die Stadt noch „entwickelt“ werden. Das wird sie natürlich längst. Insofern gibt es einen spannenden Mix aus Alt und Neu.
In der Bedford Avenue in Nummer 18 befindet sich das hippe Café Five Leafes, wo ich erstmal frühstücke. Eigentlich bin ich viel zu alt für den Laden, aber das scheint niemanden zu stören.
Anschließend streife ich weiter durch die Gegend, durch Strassen wie Berry Street (mit dem tollen Laden Upstate Stock und Café Colette), N 8th Street (zB Egg Shop) oder Wythe Avenue mit dem bezaubernden Café Bakeri, das bedauerlicherweise voll besetzt ist, als ich es erreiche.
Das Viertel wirkt teilweise fast dörflich, allerdings mit allgegenwärtigem Blick auf die Skyline von Midtown Manhattan. Der Kontrast ist mega!
Ich muss einfach noch ein paar Bilder von meiner Streif-Tour zeigen. Viel dazu zu erklären gibt es gar nicht. Einfach losgehen, gucken und wirken lassen. Manchen mag die Gegend hier und da vielleicht etwas schmuddelig erscheinen, aber die urbane, kreative Seite New Yorks, die ich mir hiervon versprochen habe, die habe ich gefunden. Allerdings ist schon deutlich spürbar, dass alles bereits „entdeckt“ ist und weiter …entwickelt wird. Vermutlich müssen die Kreativen bald weiter ziehen.
Domino Park
Ich mache einen Abstecher ans Ufer des East Rivers zum Domino Park. Dieser angelegte Park befindet sich auf dem Gelände einer ehemaligen Zuckerraffinerie mit großartigem, unverstellten Blick auf die Skyline und die Williamsburg Bridge. Hier gibt es Liegebänke, um die Aussicht zu genießen, die sogar für ein Schläfchen taugen und Sportplätze. Die Reihenfolge, wie man die Angebote nutzt, ist jedem selbst überlassen! 😉
Und hier noch der Blick rüber nach Manhattan:
Williamsburg Bridge
Ein paar Meter weiter und ich stehe unter der Williamsburg Bridge. Von hier taugt die Aussicht auch!
Die Williamsburg Bridge hat übrigens acht (!) Fahrspuren für Autos, plus zwei Gleise für die Subway und darüber noch zwei Fußgänger- und Radfahrerwege. Sie wurde 1903 eröffnet und ist damit die zweite Brücke über den East River (die erste war die Brooklyn Bridge 1883, vgl. hier), aber sie war die erste, deren Fahrbahnträger aus Stahl gebaut wurden.
Ich verlasse das Ufer in Richtung Ecke Broadway (ja, es gibt auch in Williamsburg einen Broadway), South 6th St und Bedford Ave. Von hier hat man einen tollen Blick auf das Graffiti „Mona Lisa of Williamsburg“, das auch das Titelbild dieses Beitrags ziert. Ich finde, es zeigt ganz wunderbar, wie Williamsburg ist!
Eine Ecke weiter (85 Broadway) befindet sich das sehr schöne und angesagte Diner Diner. ;-)„Originelles Diner im Stil eines Retro-Eisenbahnwaggons mit neuer US- Küche für ein hippes Publikum“, hatte ich vorab recherchiert. Originell jedenfalls nicht beim Namen, aber das nur am Rande. Eigentlich hatte ich geplant hier zum Mittag einzukehren, jetzt merke ich aber, dass ich noch gar keinen Hunger habe. Irgendwie schade, weil’s so nett aussieht, aber was soll’s?!
Mit der Fähre von South Williamsburg bis Roosevelt Island
Von hier sind es knapp 10 Minuten zu Fuß zum Fähranleger South Williamsburg, von wo ich die NYC Ferry ER (türkise Linie, 4,- Dollar, Tickets am Automaten) nach East 34th Street in Manhattan (Abfahrt ca. alle 35 Min, Dauer ca. 0:25) nehme.
Die Fahrt macht Spaß. Die Fähre ist ziemlich fix unterwegs! Und unterwegs eröffnen sich nochmal neue Aussichten auf die Midtown von Manhattan einerseits und Greenpoint andererseits.
Auf dem vorletzten Bild oben ist das UN-Hauptquartier zu sehen (der viereckige, eher langweilige Kasten). Auf dem letzten Bild ist das Copper Building, dessen Architektur ich ganz eindrucksvoll finde. Unterhalb davon ist der Fähranleger, an dem ich umsteigen muss in die rote Linie (NYC Ferry AST). Da der Anschluß auf sich warten läßt, habe ich Gelegenheit zuzusehen, wie sich Fensterputzer am Copper Building abseilen. Dass nur keiner denkt, das sei ein langweiliger Job!
Roosevelt Tramway
Mit der nächsten Fähre fahre ich also weiter bis Roosevelt Island. Ich bin scharf auf eine Fahrt mit der Roosevelt Tramway (Gondelbahn)!
Roosevelt Island ist eine langgezogene, schmale Insel im East River. Ehrlicherweise steuere ich sie nur an, um von hier mit der Tramway zurück nach Manhattan zu fahren. Den Blick von hier auf Manhattan finde ich (auch nach der Fährfahrt immer noch) eindrucksvoll. Habe mich noch lange nicht sattgesehen an der Skyline, zumal sie sich ja auch von jedem Standpunkt aus verändert.
Jetzt gucke ich sie mir jedenfalls aus der Gondel heraus an. Ich bin überrascht wie voll es ist und muss ein bisschen kämpfen, um einen Platz am Fenster zu erwischen. Schmutzige Fenster… Tatsächlich hatte ich es mir leichter vorgestellt dort zu fotografieren. Aber immer war irgendwas oder irgendwer im Weg, so dass ich nur sagen kann: Macht’s selbst, um die schönen Blicke zu erhaschen! Mir hat’s gefallen. Cool ist auch, dass meine Metro-Card hier gilt, so dass ich nichts extra zahlen muss!
Die Tramway verläuft weitestgehend parallel zur Queensboro Bridge (seit 2011 offiziell Ed Koch Queensboro Bridge) und bietet beste Blicke auf die zweistöckige Brücke, die die Upper East Side von Manhattan via Roosevelt Island mit Long Island (Stadtteil Queens) verbindet. Die Brücke stammt aus dem Jahr 1909 und ist für meinen Geschmack besonders hübsch.
Nachdem ich wieder festen Boden unter den Füßen habe, mache ich mich auf in Richtung Central Park.
Ich komme von der 59th St zum Park (im Süd-Osten ). Als erstes sehe ich die die Luxushotels The Pierre, The Sherry-Netherland Hotel und das sehr berühmte Plaza Hotel, die um die Pulitzer Fountain herum stehen. Dazu das ehemalige Squibb Building (heute 745 5th Avenue) aus den 30er Jahren und das General Motors Building, heute mit gläsernem Apple-Store davor. Unbedingt eindrucksvoll das Ensemble!
Jetzt geht’s ab in den Park.
Central Park
Der Central Park ist, das dürfte den meisten bekannt sein, ein riesiger (im wesentlichen künstlich angelegter) Park mitten in Manhattan. Er erstreckt sich von der 59th bis zur 110th Street und von der Fifth Avenue zur 8th Avenue. Damit ist er gut 4km lang!
Jedes Jahr wird der Park von über sage und schreibe 25 Millionen Menschen besucht! Eine Menge davon sind auch da, als ich hier bin. Das Wetter ist unerwartet gut, so dass ich mich auf eine der Bänke am „Pond“, dem kleinen Teich ganz am Südende des Parks, lege und döse. Das Gemurmel der vorbei schlendernden Leute und der Verkehrslärm, der zwar weit entfernt scheint, aber doch hörbar ist, lässt mich (fast!) einschlafen. Nach einer knappen halben Stunde rappel ich mich wieder hoch – und hab mir schon einen Sonnenbrand eingefangen! Anfang April nach nicht ganz dreißig Minuten… Grrr!
Ich spaziere weiter, als erstes über die Gapstow Bridge, bekannt aus diverse Filmen, zB „Kevin allein in New York“ (siehe Bild unten). Sie ist wirklich ganz zauberhaft und man hat nicht das Gefühl mitten in einer Millionenmetropole zu stehen!
Ich bin total begeistert von den diverse Tier-Sichtungen, die ich hier im Central Park tätige. Und damit meine ich keinesfalls die aus dem Zoo. Allen voran natürlich die grauen Eichhörnchen, die mir Nüsse sogar aus der Hand fressen! A und B Hörnchen lassen grüßen.
Ich habe gelesen, dass es 275 verschiedene Vogelarten im Central Park geben soll. Einer davon hat es mir sofort angetan, nämlich einer mit einem auffälligen roten Schnabel. Möglicherweise ist es ein Rotkardinal, das zeigt mir zumindest mein Handy an. Der Schnabel sieht mir auch danach aus, was fehlt, ist der Kamm auf dem Kopf. Ich weiß also nicht sicher, wie er heißt oder was er ist, aber ich finde ihn attraktiv! 😉
Und dann bin ich fasziniert von den viiieeelen Schildkröten, die ich im Teich („The Pond“) entdecke. Wer’s übersehen hat: guckt mal auf dem Bild oben mit der Gapstow Bridge, auf dem Felsen im Vordergrund. Massen, möchte ich sagen. An Land, wie auch im Wasser. Immer wieder guckt plötzlich ein Schildkröten-Kopf aus dem Wasser. Toll!
Ich lasse mich ein bisschen weiter in den Park hinein treiben. Es ist wirklich überall was los. Viele sitzen auf dem Rasen in der Sonne, manche fahren Inline oder Fahrrad oder gehen spazieren.
Fun Fact: Wer sich hier verläuft (was durchaus möglich ist), kann sich anhand der Straßenleuchten im Park orientieren. An deren Sockel steht nämlich ein vierstelliger Code, dessen erste beiden Zahlen die Höhe der nächsten Straße anzeigt und die letzte Zahl, ob näher an der Ost- oder Westseite (ungerade Zahl)!
Ich finde es etwas schwierig zu erklären, was an einem (diesem) Park eigentlich so toll ist. Ich fürchte, man muss es ausprobieren. Und Zeit mitbringen!
Es gibt diverse „Attraktionen“ im Park, wie Ponyreiten, einen Zoo (mit Streichelzoo), ein Karussell, Seen auf denen man Boot fahren kann, Pferde-Kutschen, verschiedene Gärten, Cafés, eine Laufstrecke (zusätzlich zu den übrigen Wegen), Strawberry Fields (eine Gedenkstätte für den vor dem angrenzenden Dakota Building erschossenen Beatles John Lennon), Angel of the Waters & Bethesda Terrace (beliebt bei Instagram!) und noch vieles mehr. Ich finde, das braucht es gar nicht. Aber so kommen zumindest auch all diejenigen auf ihre Kosten, denen der „eigentliche“ Park zu langweilig ist. Es ist wirklich für jeden was dabei!
West Village
Nach dem Besuch des Central Parks mache ich mich auf den Weg zurück zum Hotel.
Als ich an der 14St/8Av aus der Subway steige, fallen mir die vielen Figuren/Skulpturen in der Station auf. Ich muss erstmal googeln, was es damit auf sich hat.
Life Underground – Kunst in der Subway Station 14St/8Av
Die Figuren stammen von dem amerikanischen Bildhauer Tom Otterness. Das Kunstwerk heißt Life Underground und ist „eines der verspieltesten und beliebtesten U-Bahn-Kunstwerke in New York“. Tatsächlich sind es 140 Figuren, die sich in der gesamten U-Bahn-Station verteilen. Es macht richtig Spaß sie zu suchen und noch immer weitere zu entdecken!
Little Britain
Neben den sehr bekannten ethnischen Enklaven in New York wie China Town oder Little Italy gibt es eine Vielzahl weiterer, weniger bekannten. Eine der kleinsten ist Little Britain in Greenwich Village. Dort, wo die Jane Street in die Greenwich Avenue mündet, finden sich ein paar kleine, sehr nette englische Läden, wie Tea & Sympathy, A Salt & Battery oder Myers of Keswick (634 Hudson Street). Sehr, sehr hübsch. Wenn man in der Nähe ist und ein Faible für alles Britische hat wie ich – hin da!
Wenn Du mehr übers West Village lesen möchtest, guck in meinen Beitrag „NYC – Eine Tour durch Midtown“: hier!