Islands spektakulärer Süden

Meine heutige Etappe startet in der Nähe der Stadt Selfoss und führt mich durch Islands spektakulären Süden entlang der Ringstrasse. Sie ist vollgepackt mit isländischen Natur-Schönheiten und bringt mich über Vík í Myrdal zum Gletschersee Jökulsárlón.

Selfoss

Selfoss war bislang ein eher schmuckloser Ort, dessen zentraler Punkt eine Brücke über den hier recht breiten Fluss Ölfussá ist. Diese Brücke hat Ende des 19. Jahrhunderts maßgeblich dazu beigetragen, dass sich der zuvor eher unbedeutende Ort zu einer Stadt mit heute ca. 7000 Einwohnern entwickeln konnte. Es gibt eine gute (touristische) Infrastruktur. Restaurants, Cafés, Unterkünfte, Geschäfte und Tankstellen sind reichlich vorhanden.

Gerade verändert sich das Stadtbild massiv (auf positive Art), da der gesamte Ort seit 2018 aufwändig saniert wird. Mehr als 30 alte, baufällige Gebäude wurden bereits renoviert, während andere neu dazu gekommen sind. Die Sanierung ist noch nicht abgeschlossen, so dass sich das Stadtzentrum in den nächsten Jahren weiter verändern und wachsen wird.

Tipp zum Einkehren: In der alten Molkerei befindet sich die angesagte The Old Dairy Food Hall (Mjólkurbúið Mathöll, Eyravegur 1). Die Molkerei stammt ursprünglich aus dem Jahr 1929 und war die erste Molkerei Islands. Hier sammelte man Milch von den Kühen lokaler Bauern, um Käse, Sahne und das isländische Skyr herzustellen. Das alte Gebäude wurde 1954 abgerissen, aber 2021 wieder aufgebaut. Seitdem ist es eine moderne, angesagte Food Hall. Mehr Infos gibt es hier.

Seljalandsfoss

Der Seljalandfoss ist einer der bekanntesten und meistbesuchtesten Wasserfälle Islands. 60 Meter stürzt sich der Fluss Seljalandsá hier in die Tiefe. Er entspringt unterhalb des Gletschers Eyjafjallajökull. Der darunter liegende Vulkan ist der, der 2010 ausbrach und den Flugverkehr in ganz Europa lahmlegte, die Medien waren voll davon!

Es gibt einen kostenpflichtigen Besucherparkplatz, der oftmals nicht ausreicht für die Masse an Besuchern. Ehrlicherweise stört mich das so sehr, dass ich den Aufenthalt hier eher negativ empfinde.

Der Zugang ist Anfang April noch vereist und überall stehen große Schilder und Absperrbänder, dass der Zugang zum Weg hinter den Wasserfall – der den Ort hier so beliebt macht – gesperrt ist. Das scheint hier aber außer mir niemanden zu interessieren.

Seljalandsfoss

Gljúfrabúi

Der Besuch des Seljalandsfoss‘ läßt sich leicht verbinden mit einem etwa zehn minütigen Spaziergang zum kleineren, aber durchaus spektakulären Wasserfall Gljúfrabúi. Dieser liegt teilweise hinter einer Felswand versteckt und wird gern als das verborgene Juwel der Gegend angesehen und angeblich häufig übersehen. Nun, das erscheint mir eher unwahrscheinlich, da der Weg dorthin stark frequentiert, breit und ausgetreten ist. Also bloß nichts Unberührtes erwarten!

Es ist trotzdem toll über die Steine zu balancieren, um in den hinteren Bereich zum Wasserfall vorzudringen. Die Steine sind nass und rutschig und das Wasser eiskalt, aber die größte Herausforderung ist es, die passende Lücke zwischen den Besuchern zu finden, die sich an der Felswand entlang schlängeln.

Seljavellir Geothermal Pool

Mein nächster Stop ist ein (weiterer) Instagram Hotspot: der Seljavellir Geothermal Pool. Leider waren auch hier die Spuren zu vieler Besucher spürbar, so dass der Ort inzwischen gar nicht mehr ausgeschildert ist. Ich biege von der Ringstrasse auf die Straße 242 ab, fahre geradeaus (242 biegt nach rechts ab) bis zum Ende der Schotterpiste (mit großen Schlaglöchern). Dort ist ein kleiner Parkplatz.

Von dort geht es zu Fuß weiter. Ich halte mich zunächst links des Flusses und folge dem Weg etwa eine Viertelstunde in die Berge. Dabei muss der Fluss gequert werden an einer Stelle, wo er sehr breit und flach wird. Trotzdem muss ich ein bisschen suchen, um eine passende Stelle zu finden.

Weg zum Seljavellir Geothermal Pool

Das Wetter ist heute sehr unwirtlich, es regnet und stürmt stark, so dass der Regen mitunter richtig peitscht und der Wind an mir zerrt. Ich bin nicht sicher, ob es am Wetter liegt oder daran, dass dieser Ort nicht ausgeschildert ist, aber ich bin hier quasi alleine. Unterwegs treffe ich fünf andere Menschen, aber die sind schon wieder auf dem Rückweg zu ihren Autos.

Nach der eher negativen Fülle von Menschen am Seljalandsfoss bin ich umso begeisterter von diesem Ort. Und was kann gemütlicher sein, als ein warmes Bad in regnerischer Umgebung?

Seljavellir Geothermal Pool

Torfhäuser

Torfhäuser waren in Island über Jahrhunderte die vorherrschende Bauform. Ein paar gibt es noch zu finden, einige sind inzwischen restauriert und zu Museen umgebaut (zB Grenjaðarstaður im Norden oder im Reykjavíker Vorort Árbær)

Gleich an der Ringstrasse gibt es ein paar von ihnen bei Drangshlid zu entdecken.

Skogafoss

Mein nächster Stop ist beim gewaltigen Wasserfall Skogafoss. Der Skogafoss ist einer der größten und schönsten Wasserfälle Islands. Er ist 25 Meter breit und hat ein Gefälle von 60 Metern.

Es gibt einen großen Besucherparkplatz (auch für Reisebusse). Am rechten Rand gibt es einen Weg nach oben, wo man von einer Aussichtsplattform einen tollen Blick auf Wasserfall und die umliegende Landschaft bis hin zum Meer hat. An manchen Stellen kommt der Weg dem Wasserfall so nah, dass man die gewaltige Kraft des Wassers spüren kann – und Sprühnebel im Gesicht. 😉

Kap Dyrhólaey

… coming soon

Kap Dyrhólaey

Vík í Mýrdal

Vík í Mýrdal ist das südlichste Dorf auf dem isländischen Festland. Der Name bedeutet auf Deutsch „Bucht am sumpfigen Tal“… Etwa 650 Einwohner hat der kleine Ort. Es gibt einen großen, gut sortierten Supermarkt, eine Tankstelle, mehrere Restaurants und Cafés, sowie relativ viele Hotels und Gästehäuser. Aufgrund seiner „strategisch“ günstigen Lage an der südlichen Ringstrasse, gut 190 Kilometer von der Hauptstadt Reykjavík entfernt und umgeben von einigen touristischen Highlights, übernachten viele Reisende in Vík. So auch ich!

Vík í Myrdal mit Blick auf Reynisfjara Beach

Der Ort hat eine relativ große Kirche Víkurkirkja (ev.) aus dem Jahr 1934 mit rund 200 Sitzplätzen. Sie thront auf einem Hügel über dem Ort. Von hier, bzw. noch ein Stückchen weiter den Berg hinauf, hat man eine tolle Aussicht über den Ort und die Bucht aufs Meer.

Ich erreiche Vík kurz vor Einbruch der Dunkelheit bei beständigem Dauerregen, da sehe ich erstmal quasi gar nichts.

Am nächsten Morgen jedoch ist der Himmel blank geputzt und die Sonne lacht! Das treibt mich noch vor dem Frühstück nach draußen an den Strand. Die Hauptsehenswürdigkeit von Vík ist nämlich der nahe schwarze Sandstrand von Reynisfjara.

Reynisfjara Beach mit Reynisdrangar 

Der Strand aus schwarzem Lava-Sand wurde 1991 vom Islands Magazine zu einem der zehn schönsten Strände der Welt gewählt!

Vor der Küste befinden sich drei auffällige, schwarze Felsnadeln aus erstarrter Lava, die Reynisdrangar. Einer Legende nach handelt es sich um Trolle, die ein Schiff an Land bringen wollten und dabei im Licht der Morgensonne versteinert sind.

Das Meer davor ist häufig wild und aufgewühlt, so wie auch heute. Der gestrige Sturm ist noch spürbar. Die Sneaker-Wellen hier sind berüchtigt, daher kann man hier nicht baden. Und überhaupt – etwas Sicherheits-Abstand zu den heftigen Wellen sollte man einhalten. Hier sind leider schon mehrere Menschen gestorben! Nun, ich bin vorsichtig.

Nach dem Frühstück breche ich auf zum Gletschersee Jökulsárlón, etwa zweihundert Kilometer auf der südlichen Ringstrasse. Die Strecke führt mich auf teilweise schnurgerader Strasse durch sensationell schöne Landschaft. Ich muss eine Reihe Bilder zeigen, um (hoffentlich) einen angemessenen Eindruck der Schönheit zu vermitteln:

Laufskálavarða

Linker Hand taucht ein kleiner Rastplatz auf, an dem mache ich Halt.

Hier befand sich der Bauernhof Laufskógar, bis ihn im Jahr 804 ein Ausbruch des Vulkans Katla zerstörte. Es ist angeblich Tradition für Reisende dort kleine Steinmännchen zu errichten, wenn man hier zum ersten Mal vorbeikommt. Nun, es waren offenkundig viele Reisende seitdem hier, denn man sieht kleine Steinhaufen, soweit das Auge reicht.

Inzwischen hat der Rastplatz ein modernes WC-Häuschen (mit mäßigem Hygiene-Stand). Dieses wiederum hat eine Aussichtsplattform auf dem Dach, von der aus man die Steinhaufen noch besser sehen kann.

Lavafeld Eldhraun

Als nächstes komme ich durch das Lavafeld Eldhraun. Das ist das größte Lavafeld der Welt und erstreckt sich über eine Fläche von 565 km². Es ist größtenteils mit Moos bewachsen.
Entstanden ist es in den Jahren 1783/1784 während des verheerenden LakiAusbruchs, bei dem etwa ein fünftel der isländischen Bevölkerung zu Tode kam und das Auswirkungen auf ganz Europa hatte. Der Ausbruch gilt als die weltweit verheerendste Naturkatastrophe in historischer Zeit.

Vom Parkplatz Þjóðvegur Rest Stop aus gibt es ein paar gekennzeichnete Wege, auf denen man durch das Lavafeld laufen kann.

Schlucht Fjaðrárgljúfur 

2023 zur Regeneration für Besucher geschlossen – coming soon (2025 versuche ich einen neuen Anlauf!).

Schlucht Fjaðrárgljúfur 

An der Ringstrasse folgen jetzt in kurzen Abständen mehrere sehenswerte kleinere Wasserfälle.

Foss á Síðu

Der Wasserfall Foss á Síðu ist 82 Meter hoch und liegt gut sichtbar nördlich der Ringstrasse etwa zwölf Kilometer hinter Kirkjubæjarklaustur. Er stürzt über eine gewaltige, steile Klippe und schafft dabei eine eindrucksvolle Kulisse, wobei vor allem die Lage der darunter liegenden Häuser atemberaubend ist.

Foss á Síðu Wasserfall

Fossálar Wasserfall

Auch der Fossálar Wasserfall liegt direkt an der Ringstrasse, trotzdem ist er leicht zu übersehen, also Augen auf! Es macht Spass ein wenig am Ufer entlang zu klettern!                    

Lómagnúpur

Der Berg hat einen Namen! Ich habe ihn erst nach meiner Rückkehr gelernt, während der Fahrt war ich einfach nur beeindruckt von der Landschaft.

Im Hintergrund ist schon der Skaftafell-Nationalpark mit dem Svinafellsjökull zu sehen. Hier gibt es einiges zu entdecken, wie zB das Skeiðará Bridge Monument und den schönen Svartifoss Wasserfall (nach einer kleinen Wanderung erreichbar). Ich lasse ihn jedoch im wahrsten Sinne des Wortes links liegen (2005 war ich dort schon mal) und fahre weiter, umrunde die südlichsten Ausläufer des Öræfajökull auf der Ringstraße und erreiche dann den Abzweig zum Gletschersee Fjallsárlón.

Gletschersee Fjallsárlón

Der Gletschersee Fjallsárlón ist der etwas weniger bekannte „kleine Bruder“ des nur zehn Kilometer entfernten Jökulsárlón. Die Eisberge sind hier zwar etwas kleiner als im Jökulsárlón, aber dafür ist es a) nicht ganz so voll und es gibt b) keine Amphibienfahrzeuge.

Gletschersee Fjallsárlón

Hier kalbt der Fjallsjökull, eine Gletscherzunge des Öræfajökull, in den Fjallsárlón.

2017 wurde ein Teil des Fjallsárlóns unter Schutz gestellt und gehört jetzt zusammen mit dem Jökulsárlón und dem Diamond Beach zum Vatnajökull Nationalpark.

Es gibt einen Parkplatz, von dem aus ich noch ein Stückchen über einen breiten Fußweg zum Wasser laufen muss. Neben dem Parkplatz stehen ein paar moderne Häuser mit Holzverkleidung. Hier befindet sich das Restaurant Frost und das Büro der Iceberg Boat Tours. Letztere bieten Zodiac-Touren auf dem Gletschersee an, sowie geführte Touren durch Eishöhlen oder Wanderungen auf dem Gletscher.

Ich fahre weiter. Nach knapp zehn Kilometern kommen auf der linken Seite mehrere kleine Parkplätze, auf denen recht wenig los ist. Dahinter verbirgt sich bereits der Gletschersee Jökulsárlón. Der Haupt-Parklpatz befindet sich gleich hinter einer Brücke auf der linken Seite. Unmittelbar vor der Brücke kommt auf der rechten Seite der Abzweig zu einem (weiteren) großen Parkplatz. Hier geht es zum Diamond Beach.

Diamond Beach

Diamond Beach

Diamond Beach (offiziell Breidamerkursandur) ist ein schwarzer Sandstrand. Besonders wird er durch die Eisbrocken, die aus der Gletscherlagune Jökulsarlon hier her Richtung Meer treiben und an Land gespült werden. Die glitzernden Eisstücke bilden einen starken Kontrast zum schwarzen Vulkansand. In der Sonne funkelt das Eis wie Diamanten, wodurch der Strand zu seinem Namen kam.

Angeblich ist dies auch einer der besten Orte Islands, um Orcas vom Ufer aus zu sehen. Orcas sehe ich leider nicht, dafür aber mehrere Robben!

Gletscherlagune Jökulsarlon

Die Gletscherlagune Jökulsárlón ist eine der bekanntesten und meist besuchten Attraktionen von ganz Island. In der Lagune schwimmen Eisberge, die von dem dortigen Gletscher abgebrochen sind und langsam über den Fluss Jökulsá Richtung Meer treiben. Das Eis schimmert in ganz unterschiedlichen Farben. Am beeindruckendsten ist das leuchtende Blau, das von Kristallen im Eis und deren Reflexion kommt. Das Schwarz bzw. Grau, das die Eisberge etwas schmutzig aussehen läßt, stammt von der im Eis enthaltenen Vulkanasche.

Mit 284 Metern ist der Jökulsárlón der tiefste See Islands. Er hat eine Fläche von etwa 18 km².

Wiederholt schon war der See Schauplatz von Filmaufnahmen. Am bekanntesten sind wohl die Szenen in James Bond (Stirb an einem anderen Tag und Im Angesicht des Todes), aber auch in Tomb Raider, und Batman Begins kam er vor.

Auf dem Rückweg halte ich nochmal an einem der kleineren Parkplätze mit Zugang zum Gletschersee. Hier sind zwar die Eisberge nicht so gut zu sehen, aber die friedvolle Atmosphäre ist ein Highlight zum Abschluss einer ereignisreichen Tagestour!

Und jetzt sag selbst – ist der Süden Islands nicht wirklich spektakulär?!? 😉

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