Nordseeinsel Föhr
Weiße Sandstrände, mildes, vom Golfstrom begünstigtes Seeklima und nordfriesische Traditionen: dies macht aus Deutschlands zweitgrößter Nordseeinsel Föhr die Friesische Karibik. So heißt es auf der Tourismus-Seite der Insel. Klingt ein bisschen bemüht, finde ich.
Föhr hat es aber zugegebenermaßen auch nicht ganz leicht. Die Insel liegt quasi in zweiter Reise hinter Amrum und Sylt. Geografisch wie im übertragenen Sinn. Sylt ist mondäner, Amrum ursprünglicher und mit den spektakuläreren Stränden (Kniepsand!).
Trotzdem fahre ich seit zehn Jahren jedes Jahr mindestens einmal nach Föhr, war es auch schon als Kind regelmäßig.
Die Zeit vergeht hier langsamer (obgleich ein Urlaub ja eigentlich immer zu schnell vorbei ist). Das Leben auf der Insel ist entspannt.
Spätestens auf der Fähre, die in Dagebüll Mole ablegt, beginnt der Urlaub. Erst lasse ich mir den Wind um die Nase wehen (was – typisch Nordsee – mitunter auch recht kräftig sein kann), dann hole ich mir ein Heißgetränk im Bord-Bistro. Leider ist mit Corona auf Selbstbedienung umgestellt worden. Gleich zu Beginn der Fahrt wird es üblicherweise sehr voll an der Kasse, aber der Ansturm legt sich recht schnell, und die Überfahrt dauert etwa 45 Minuten, so dass man es ruhig angehen lassen kann!
Wyk auf Föhr
Meist bin ich in Wyk (auf Föhr), dem Hauptort von Föhr. Das ist der hässlichste Ort der Insel. 😉
Hier legen auch die Fähren an.
Wyk scheint in den 50er Jahren stehen geblieben zu sein. Piefige Cafés und häßliche Gebäude am Sandwall (der Uferpromenade), dazu der Blick auf die Wattseite statt aufs offene Meer. Es ist gänzlich unaufgeregt. Und ich bin so gern hier!
Sandwall
Die Insel ist Kurgebiet und bestens auf Besucher eingestellt. An der Strandpromenade in Wyk, dem Sandwall, ist immer was los. Ein Café reiht sich an das nächste, dazwischen ein paar Geschäfte und das Kurhaus mit Musikpavillon. Im Sommer finden hier regelmäßig Veranstaltungen statt: Kindertheater, Konzerte, drinnen vielfach Lesungen und Konzerte bekannter Schauspieler und Künstler. Mitunter lohnt es sich bereits im Vorfeld eines Aufenthaltes das Programm zu sichten, um Tickets rechtzeitig vorab zu kaufen, denn oft sind die Veranstaltungen ausgebucht. Das gilt nicht für den Pavillon – da kann zuhören wer mag!
Das Kino gleich nebenan hat eine hervorragende Auswahl an aktuellen und älteren Filmen, oft Familien-tauglich.
„Wyk Downtown“
Außer dem Sandwall (der in die Königstrasse übergeht) gibt es zwei Fußgängerzonen mit netten Geschäften: die Große Strasse und die Mittelstrasse, die zur Promenade hin parallel verlaufen und sich „weiter oben“ treffen. Zwischen den beiden verläuft die schmale Carl-Häberlin-Strasse
Friesenmuseum
Wyk hat ein tolles Museum, das Dr.-Carl-Häberlin-Museum (auch: Friesenmuseum), das sich der Wahrung und Vermittlung friesischer Kulturgeschichte verschrieben hat. Es lockt mit geologischen und archäologischen Ausstellungen, einer Windmühle und einigem mehr. Eindrucksvoll sind die Wal-Knochen, die die Eingangstore bilden.
Im kleinen, hübschen Park an der Mühle steht … ja, natürlich eine alte Windmühle. Außerdem gibt es ein Storchennest. Früh morgens verlassen die Eltern das Nest zur Nahrungssuche, aber spätestens am frühen Abend kehren sie zurück … und klappern vernehmlich!
Südstrand
Besonders schön ist der Südstrand. Da gibt es gleich drei nette Strandcafés: Pitschis, Schapers oder LIPSI Beachclub, in denen man im Strandkorb oder Liegestuhl im Sand sitzen kann.
Boldixumer Vogelkoje
Früher wurden auf allen nordfriesischen Inseln viele dieser Wildenten-Fanganlagen betrieben. Heute dienen sie den Wildenten als Rückzugsgebiet. Von den sechs Vogelkojen auf Föhr kann die Boldixumer Vogelkoje besichtigt werden. Der Eintritt kostet 2,-. Am besten mit dem Fahrrad erreichbar!
Alkersum
In Alkersum befindet sich das großartige, 2009 eröffnete Museum der Westküste, das in wechselnden Ausstellungen Kunst zum Thema „Meer und Küste“ präsentiert. Angeschlossen sind ein kleiner, lohnenswerter Museumsshop und ein nettes Café – bei Sonne mit schönem Garten (mit Strandkörben)!
Nieblum
Nieblum gilt vielen Föhr-Besuchern als das schönste Dorf der Insel. Tatsächlich wirkt die Hauptstrasse des Ortes mit ihrem Kopfsteinpflaster und den umliegenden Reetdachhäusern besonders idyllisch. Davon gibt es noch viele weitere in den verwinkelten, kleinen Gassen, die von der Hauptstrasse abzweigen. Es gibt einige nette Läden, Galerien, Cafés und Restaurants.
Besonders hübsch ist die alte Kirche mit dem dazugehörigen Friedhof.
Sehenswert ist auch der Dorfteich mit den vielen Enten!
Goting
Goting ist ein Ortsteil von Nieblum, hat aber einen eigenen kleinen Ortskern. Was es nicht hat, sind Geschäfte. Da ich üblicherweise ohne Auto unterwegs bin, ist das ein Grund, weshalb ich noch nie in Goting übernachtet habe. Da ist mir das Einkaufen zu aufwändig. Wer aber mit eigenem Auto anreist, der sollte Goting als Quartier in Betracht ziehen. Der Strand hier ist zwar recht schmal, aber besonders schön. Man hat direkten Blick auf Amrum und die Fähren, die dort rüber fahren.
Sehr gern komme ich nach Goting, um im Goting Kliff Café einzukehren. Das Café ist nicht besonders groß, so dass es auch hier schnell voll wird. Bei gutem Wetter verdreifachen sich die Plätze, weil weitere Tische und Stühle auf die Terrasse und in den Garten gestellt werden. Aber auch das ist keine Garantie sofort einen Platz zu bekommen! Die Wartezeit läßt sich allerdings gut überbrücken bei einer Partie Minigiolf im Garten. Das Personal ist super-freundlich, die Kuchen fantastisch und es gibt direkte Sicht aufs Meer. Also alles bestens! 😉
Oldsum
Der Ort Oldsum ist mein Lieblingsort auf Föhr. Er ist der größte von drei Ortsteilen, Toftum und Klintum sind die kleineren „Anhängsel“. Hier gibt es viele schöne alte Reetdachhäuser. Die neu gebauten werden stilecht eingepasst. Leider wird inzwischen viel gebaut, so dass er ursprüngliche Charakter langsam weicht…
DAS Highlight der Ortes, vielleicht von ganz Föhr, ist der warme Apfelkuchen mit Vanilleeis, Eierlikör und Schlagsahne bei Stelly’s Hüüs. Sowas bleibt natürlich nicht unbemerkt, so dass die Plätze im urgemütlichen Haus schnell alle belegt sind, ebenso die Plätze draußen. Aber Warten lohnt sich (oder frühes Kommen). Interessanterweise hält sich im Ort trotz der großen Konkurrenz ein weiteres sehr nettes Café – das Café Im Apfelgarten. Wie gut, dass die Nordsee-Luft Hunger macht – dann kann man mit gutem Gewissen häufiger einkehren! 😉 (Übrigens: Die Heißhunger-Attacken geben sich erfahrungsgemäß nach der ersten Woche.)
Dunsum
In Dunsum starten die Wattwanderungen nach Amrum. Der Ort selbst hat in meinen Augen nicht viel zu bieten. Er liegt kurz hinterm Deich und besteht nur aus wenigen, verstreut liegenden Häusern ohne echten Ortskern. Derzeit wird eifrig gebaut.
Nett ist das Restaurant Café zum Wattenläufer, im Sommer mit Terrasse (vorn) und großem Garten (hinten). Es gibt einen großen Parkplatz vor der Tür.
Der Deich hat hier auf beiden Seiten asphaltierte Wege, die sich hervorragend zum Fahrradfahren und Spazierengehen eignen. Zu Fuß von Dunsum nach Utersum dauert es etwa eine halbe Stunde. Man kann auch auf dem Deich laufen. Da liegen oft Schafe und deren Hinterlassenschaften – also Augen auf, wohin man tritt! Das gilt allerdings auch für die asphaltierten Wege.
Ich habe schon Stunden damit verbracht auf Höhe des Cafés zum Wattenläufer ins Wasser zu starren und Krebs zu beobachten. Massen sind da unterwegs! Ein Fest für Möwen…
Utersum
Utersum ist einer der Orte auf Föhr, die direkten Zugang zum Meer haben – und zwar in Richtung Sonnenuntergang (der fehlt zB in Wyk), mit Blick auf Amrum und Sylt. Der Strand ist klein, aber fein. Es gibt eine Strandkorb-Vermietung.
Es gibt einen Dorfplatz mit einer kleinen Freilichtbühne und vielen Oterbaankin.
Oevenum
Oevenum hat einen sehr hübschen Ortskern mit einem kleinen Platz, in dessen Mitte ein Brunnen plätschert. Der Ort hat besonders viele alte Reetdachhäuser. Besonders lohnt der Besuch am Donnerstag, da findet ein schöner Markt statt mit allerhand Kleinkunst, aber auch landwirtschaftlichen Erzeugnissen aus der Gegend.
Nordsee-Impressionen
Getier
Praktische Tipps
Anreise
Die Anreise erfolgt per Fähre, wahlweise mit oder ohne Auto. Üblich ist der direkte Weg von Dagebüll Mole. Die Bahn fährt mit Kurswagen direkt zum Fähranleger, alternativ Umstieg in Niebüll in die NEG (Norddeutsche Eisenbahn Gesellschaft). Fahrkarten gibt’s vorab am Schalter, online oder direkt beim freundlichen Zugpersonal.
Vier Fähren sind aktuell im Einsatz zwischen Dagebüll Mole und Wyk auf Föhr: Norderaue, Schleswig Holstein, Uthlande und Nordfriesland. Nordfriesland ist die älteste unter ihnen und ich freue mich immer, wenn ich diese erwische!
Es gibt weitere Fährverbindungen (auch per Katamaran) nach Amrum und von dort weiter nach Sylt.
Von Wyk aus bestehen Busverbindungen als Ringlinie mit oder gegen den Uhrzeigersinn in alle Dörfer der Insel. Direkt am Fähranleger ist eine Bushaltestelle. Auf der der Fähre gibt es Fahrpläne zum mitnehmen im Taschenformat.
Kurtaxe
Auf Föhr muss Kurtaxe bezahlt werden. Die Kurabgabe beträgt vom 1. März bis 31.Oktober täglich 2,60 Euro, in der übrigen Zeit 1,30 Euro (Stand 2024). Bei der Berechnung der Kurabgabe wird der Tag der Anreise als voller Tag, der Tag der Abreise nicht gewertet. Auch Tagesgäste müssen die Gebühr entrichten, dafür gibt es einen Automaten am Hafenamt beim Fiete Föhr. Für Übernachtungsgäste sammelt der Vermieter die Abgabe ein. Weitere Infos dazu gibt es hier
Ausflüge
Amrum (auch als Wattwanderung), Sylt, Ribe und Tondern (DK) und im Sommer zu den Halligen Hooge, Gröde und Langeneß.