Emerald Lake

Kanada: Yoho NP

Der Yoho Nationalpark liegt in der Provinz British Columbia in den kanadischen Rocky Mountains. Er ist gut 1.300 Quadratkilometer groß, womit er einer der kleineren kanadischen Parks ist. Eröffnet wurde er 1886. Neben den deutlich bekannteren Nationalparks Banff und Jasper wird der Yoho manchmal etwas stiefmütterlich behandelt. Dabei gibt es auch hier touristische Hochkaräter wie den türkisfarbenen Emerald Lake oder die eindrucksvollen Takakkaw Falls.

Zusammen mit dem Jasper Nationalpark, dem Banff Nationalpark, dem Kootenay Nationalpark und einigen Provincialparks gehört der Yoho Nationalpark seit 1984 zum UNESCO Weltnaturerbe.

Die einzige Ortschaft innerhalb des Parks ist die Gemeinde Field, in der nur insgesamt 300 Menschen wohnen. Hier gibt es ein Besucherzentrum, das Informationen und Führungen anbietet.

Der höchste Berg im Park ist der 3567 m hohe Mount Goodsir. Es gibt weitere 27 Berge im Park, die über 3000 Meter hoch sind, viele von ihnen sind vergletschert. Im Park liegen zahlreiche Wasserfälle und einige bekannte Bergseen, wie zum Beispiel der Lake O’Hara und der Emerald Lake.

Der Nationalpark ist leicht von Lake Louise im Banff NP aus zu erreichen. Dort biegt der Trans-Canada-Highway Richtung Westen in den Yoho NP ab. Die Entfernung beträgt nur 26 Kilometer, führt aber über eine Landesgrenze: Während Lake Louise zur Provinz Alberta gehört, gehört der Yoko NP zu British Columbia. Es besteht eine Stunde Zeitunterschied, BC ist eine Stunde später dran!

Auf diesem Weg komme auch ich in den Park. Kurz hinter dem „Welcome To British Columbia“-Schild führt die Straße zunächst am kleinen türkisfarbenen Wapta Lake vorbei. Schon mal ein guter Vorgeschmack!

Spiral Tunnels Viewpoint

Ein paar Minuten später erreiche ich einen Rastplatz mit Viewpoint zum Lower Spiral Tunnel.

Die Spiral Tunnels sind eine eher ungewöhnliche „Attraktion“. Im Grunde handelt es sich dabei um eine Eisenbahnstrecke. Die Tunnel sollen das Gefälle der Zugstrecke am Kicking Horse Pass von zu steilen 4,5 Prozent auf 2,2 Prozent verringern. Die hier verkehrenden Güterzüge transportieren Waren auf dem Landweg von einer Küste Kanadas zur anderen – einmal quer durchs Land. Sie sind typischerweise sehr schwer, oft mit mehreren Lokomotiven ausgestattet und bis zu drei Kilometer lang!

Güterzug in Field

Bevor es die Spiral Tunnels gab, waren viele Wagons auf der steilen Strecke entgleist. Die beiden „Kehrtunnel“ gelten übrigens als technische Meisterleistung.

Vom Viewpoint aus kann man mit etwas Glück einen dieser langen Züge beobachten, wie er sich durch den unteren der beiden Tunnel, den Lower Spiral Tunnel, schlängelt. Ich habe dieses Glück leider nicht. Da dort sehr viele Menschen, ganze Busladungen voll, stehen, gucken und warten, habe ich die ganze Zeit das Gefühl, als würde „es“ jeden Moment losgehen. Als sich aber nach zehn Minuten nichts getan hat, fahre ich weiter nach Field.

Die Siedlung liegt in Kicking Horse River Valley zu Füßen der recht steilen, um die 3000 Meter hohen Mount Field und Mount Burgess.

Field

Die Entscheidung war richtig, denn im Bahnhof von Field stehen gleich mehrere „Endlos-Züge“, die hier aneinander gehängt miteinander verbunden werden. Das Rangieren dauert an. Die Abfahrt wird noch Stunden auf sich warten lassen! Aber die Länge der Züge ist schon hier wirklich beeindruckend!

Bevor man in den Ort kommt, kommt man zum Visitor Center des Yoho NP (Ö: 9-18). Hier gibt es auch eine Tankstelle, mit dem nach alten Zeiten klingenden Namen Yoho Trading Post. Zwischen Visitor Center und Tankstelle liegt der Abzweig in den Ort.

Ich fahre über die Brücke, die den Kicking Horse River überquert, überquere die Gleise und schon bin ich in Field. Viel gibt es hier eigentlich nicht, aber trotzdem finde ich den Ort ganz niedlich. Es ist wenig los, vielleicht macht mir dieser Umstand den Ort so sympathisch. Der meiste „Trubel“ geht von den Zügen aus, die hier rangieren und dann doch ewig rumstehen.

Der kleine Ort Field ist die einzige Gemeinde im Yoho NP. Er hat nur rund 230 Einwohner (laut letzter Zählung von 2016). Die Häuser sind klein und bunt. Besonders hübsch finde ich die kleine Holzkirche! Field ist so klein, dass es nicht einmal eine eigene Schule hat. Die Schüler müssen ins knapp 60 Kilometer entfernte Golden pendeln!

Die Gegend um Field ist First Nation Gebiet. Hier leben bis heute Gruppen vom Volk der Secwepemc.

Field hat eine Handvoll Unterkünfte und Hütten, die vermietet werden. Es gibt zwei Hotels, soweit ich weiß, und eins davon hat gleich vier Sterne, das Canadian Rockies Inn.

Restaurant-Tipp: Truffle Pigs Bistro

Das andere hat ein richtig gutes Restaurant, das Truffle Pigs Bistro & Lodge, also gut im Sinne von angenehme, entspannte, lockere und rustikale Atmosphäre. Nicht im Sinne von edel, teuer und gediegen. Nicht, dass da Missverständnisse aufkommen!

Hier esse ich zu Mittag. Die Bedienung ist super-freundlich, das Essen sehr lecker! Ich würde beim nächsten Besuch (gern) wieder hier einkehren.

100 Centre St., Ö: tgl. 8-21, Website

Natural Bridge

Von Field fahre ich zurück auf den Trans-Canada-Highway und nehme dort den ersten Abzweig auf die Emerald Lake Road. Die führt weiter entlang des Kicking Horse River. Zweieinhalb Kilometer hinter dem Abzweig komme ich zum Hinweisschild Natural Bridge. Der Name sagt’s, das ist eine natürliche Steinbrücke über den Kicking Horse River.

Früher war an dieser Stelle ein Wasserfall, aber durch die starke Erosion bildeten sich Risse im Gestein und formten dabei diese natürliche Brücke.

Von mehreren Aussichtspunkten kann man sich das Naturschauspiel, das das reißende Wasser bietet, ansehen. Keine Sensation, aber definitiv einen Stop wert!

Emerald Lake

Sieben Kilometer später komme ich zum Parkplatz DER Sehenswürdigkeit im Yoho NP, Emerald Lake, einem typisch kanadischen See mit türkisfarbenem Wasser in spektakulärer Bergkulisse.

Er ist unfassbar schön! Als ich recht früh am Morgen hier ankomme, ist noch relativ wenig los. Die Ruhe und das tolle Sonnenwetter ohne Wind, das den See spiegelglatt da liegen läßt, trägt dazu bei, dass mir der Emerald See der liebste der kanadischen Rockies ist. Lake Louise und Moraine Lake fand ich viiieeel zu überlaufen! Hier ist’s toll!

Die Berge, die President Range, die den See umgeben, beeindrucken mich ebenso wie das satte Türkis des Wassers!

Wer diese tolle Landschaft rund um die Uhr genießen möchte, kann sich in der Emerald Lake Lodge einmieten. Die Luxus-Herberge liegt malerisch auf einer kleinen Halbinsel mitten im See. Würde mir sehr gefallen, ist mir aber zu teuer!

Neben der Emerald Lake Lodge gibt es einen Kanuverleih. Trotz der happigen Preise sind die Kanus untertägig meist schnell belegt. Da Reservierungen nicht möglich sind, muss man dann eben warten, bis das nächste Boot zurückkommt. Oder man kommt früh her – der Verleih öffnet um 9 Uhr. Pro Boot dürfen maximal drei Personen mitfahren, ein Wechsel etwa zur Hälfte der Zeit ist verboten. Eine Stunde kostet derzeit 100,-CAD (inkl. Paddel und obligatorischer Schwimmweste, Stand Juli 2025). Mehr Infos gibt es auf der Website.

Ein sehr schöner, gut fünf Kilometer langer Wanderweg führt einmal um den See herum. Der westliche Teil des Rundweges ist relativ breit und gut ausgebaut, das östliche Ufer hingegen ursprünglicher. Der Weg ist schmaler, zum Teil führt er über Holzstege. Das macht sehr viel mehr Spaß! So stelle ich mir schöne Wanderwege vor! Und zwischen den Zweigen blitzt das satte Türkis des Sees hindurch. Manchmal wirkt das fast kitschig, unecht!

Meeting of the Waters

Nach dem Besuch des Emerald Lake fahre ich schon wieder zurück zum Trans-CanadaHighway, vorbei am Visitor Center bei Field und biege einige Kilometer später in die Yoho Valley Road.

An der Strecke weist ein Schild auf den Zusammenfluss vom Kicking Horse River mit dem Yoho/Thomson River hin. Hier, am „Meeting of the waters“ Punkt, rauschen die Flüsse ineinander. Schon beeindruckend, diese Wassermassen. Da steckt ganz schön Kraft hinter!

Um bis hinunter zum Wasser zu kommen, muss man ein kurzes, aber steiles Stück durch den Wald kraxeln. Falls es zu rutschig wird, bieten die Äste der Bäume Hilfestellung!

Takakkaw Falls

Zurück auf der Straße sind es noch etwa zehn Kilometer auf der zum Teil serpentinenartigen Straße zum Parkplatz eines weiteren Highlights im Yoho NP, dem Takakkaw Falls. Die Straße ist oft nur von Ende Juni bis Anfang Oktober schneefrei und geöffnet. Die Serpentinen sind z.T. etwas herausfordernd, besonders für Wohnmobile.

Vom – leider zu klein bemessenen – Parkplatz führt ein kurzer, gut ausgebauter Wander- (eher Spazier-) Weg über den Yoho River zum Wasserfall.

Der Wasserfall entspringt dem Daly Glacier. Takakkaw kommt aus der Cree-Sprache und bedeutet in etwa „es ist großartig“. Das passt, denn mit seiner Höhe von 381 Metern ist er der zweithöchsten Wasserfall Kanadas! Aber nicht enttäuscht sein – man sieht nur den unteren Teil, wo das Wasser 260 Meter in freiem Fall hinabstürzt. Ist hoch genug! 😉

Schön ist der Aussichtspunkt mit den beiden Red Chairs (N 51º 29.751 W 116º 28.807). Wer sich jetzt allerdings vorstellt, hier in Ruhe und Abgeschiedenheit die Landschaft genießen zu können, dem muss ich leider sagen, dass es im Sommer (und außerhalb des Sommers kommt man hier kaum hin) nur so wimmelt von Menschen, die für ein Selfie Schlange stehen…

Red Chairs bei Takakkaw Falls

Praktische Reisetipps

Der Yoho Nationalpark kostet Eintritt. Der Besuch der Nationalparks kostet Eintritt. Einen Day Pass gibt es für $11 CAD pro Person und ist bis 16 Uhr am Folgetag gültig. Oft lohnt sich aber der Discovery Pass, der für ein ganzes Jahr gilt. Er kostet $75,25 pro Person oder $151,25 für bis zu 7 Personen in einem Auto. Weitere Infos gibt es auf der Website. Da können die Pässe per Kreditkarte vorab gekauft werden, um Wartezeiten am Parkeingang zu vermeiden. Aber Achtung, sie werden per Post verschickt (Lieferzeiten beachten!). Der Pass beinhaltet den Eintritt in über 100 Nationalparks, National Marine Conservation Areas und National Historic Sites in Kanada.

Im Yoho NP gibt es 4 Campingplätze. Andere Unterkünfte gibt es kaum (s. Field).
In der Hauptsaison sollte man unbedingt vorbuchen! Alternativen können Golden oder Lake Louise sein, letzteres ist allerdings im Sommer ebenfalls schnell ausgebucht und teuer.

Fazit

Mir hat der Yoho NP sehr gut gefallen. Mit Ausnahme des Takakkaw Falls wirkte alles eher ruhig, entspannt und mäßig besucht – trotz sommerlicher Hochsaison.

Mehr über Kanada gibt es im Artikel über Banff, Jasper und Vancouver Island.

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