An einem Donnerstag in London…
Ich starte diesen sonnigen Donnerstag im November 2023 mit einem Spaziergang von meinem Hotel in Notting Hill nach Little Venice. Das dauert etwa 40 Minuten und ist ein hübscher Weg! Zunächst geht es durch Notting Hill, wo ich bereits gestern unterwegs war. Darüber kannst Du hier mehr lesen.
Little Venice & Regent’s Canal
Mein erstes Ziel ist das Waterside Café, ein Café auf einem Boot mit Blick aufs Wasser und den Anleger der London Waterbus Company. Das ist mein zweites Tagesziel, denn von hier möchte ich mit dem Waterbus über den Regent’s Canal bis Camden Market fahren. Das Ticket kostet 16£pP (Stand Juni 2024). Ich habe es vorab hier online gekauft, das geht aber auch vor Ort. Allerdings sind die Fahrten im Sommer vermutlich schnell ausgebucht. Die Fahrt dauert etwa 45 Minuten, 15 Minuten vor Abfahrt sollte man da sein. Es gibt sechs Abfahrten pro Tag in beide Richtungen.
Man kann die Strecke auch über den alten Treidelpfad am Wasser entlang entlang laufen. Aber im Boot ist es bequemer, außerdem wird das ein oder andere während der Fahrt erklärt.
Der Regent’s Canal ist ein 14 km langer Kanal nördlich des Zentrums von London. Er stammt aus dem Jahr 1820. Noch bis in die 1960er Jahre wurden hier Holz, Kohle, Baumaterial und Getreide aus den Midlands transportiert. Heute liegen am Ufer links und rechts schmale Hausboote, die in England beliebten Narrowboats, und der Kanal ist ein beliebter Ort für Spaziergänger und Radfahrer.
Übrigens: Wer gern mal auf einem Narrowboat übernachten möchte, sollte mal auf AirBnB unter „Hausboote London“ stöbern! Gar nicht mal teuer!
Camden Market
Camden Market ist eine Ansammlung von sechs verschiedenen Märkten in und um die Camden High Street und der Chalk Farm Road herum. Sie gehen fließend in einander über und bilden gemeinsam einen der bekanntesten und größten Märkte der Stadt. Angeblich kommen pro Woche (!) etwa 500.000 Besucher, entsprechend rummelig geht es hier zu.
Die meisten Stände haben täglich ab 10 Uhr geöffnet und schließen zwischen 18 und 20 Uhr. Die Streetfoodstände öffnen ab 11 Uhr.
Der bekannteste der Märkte ist der Camden Lock Market. Hier gibt es Second Hand und Gothic Klamotten, aber auch Bücher, Mitbringsel und Schmuck. Nördlich davon liegt der Camden Stables Market. Allein hier gibt es fast 500 Geschäfte, in denen es vor allem (Vintage-) Kleidung und Accessoires zu kaufen gibt, aber auch Essenstände mit Gerichten aus aller Welt. Der Name stammt von den alten Pferdeställen, die sich früher hier befanden. Statuen von Pferden spielen darauf an.
Die meisten Streetfood-Stände liegen direkt am Kanal. Hier ist auch der Anleger der London Waterbus Company, wo ich ankomme.
Ehrlicherweise bin ich gar kein Fan von Camden Market. Mir ist es hier einfach zu voll. Außerdem kann ich hier nie das Gefühl von Touri-Nepp abschütteln. Das vielbeschriebene authentische Flair des Marktes habe ich nie gespürt. Bunt, sehenswert und originell ist es trotzdem, gerade wenn man das erste Mal hier hin kommt.
Natürlich kann man auch ohne den Waterbus hierher gelangen, am einfachsten mit der Northern Line bis Camden Town oder Chalk Farm.
Hier noch zwei Pub-Empfehlungen in der Nähe von Camden Market:
The Engineer in der 65 Gloucester Ave. und The Pembroke Castle 150 Gloucester Ave., beide mit nettem kleinen Biergarten.
Islington: Camden Passage
Von Camden Town (die Haltestelle liegt nur ein kleines Stück die Camden High Street runter) fahre ich mit der Northern Line drei Haltestellen bis Angel (netter Name, oder?).
Hier laufe ich als erstes nochmal ein Stückchen am Regents Canal Walk entlang. Das ist eine Aktivität, für die es sich durchaus lohnt ein bisschen mehr Zeit einzuplanen, besonders im Sommer. Der Weg am Ufer ist sehr idyllisch, mitunter fast verwunschen, aber stellenweise auch mit rauem Charm. Leider habe ich mir heute so viel anderes vorgenommen, dass ich darauf ein anderes Mal zurück kommen muss.
Mein nächstes Ziel ist die Gegend um Camden Passage, eine kleine, schmale Fußgänger-Strasse mitten in Islington mit netten kleinen Geschäften und Lokalitäten wie HAYGEN, Kipferl und The Breakfast Club. Über The Breakfast Club habe ich mich ausführlicher in meinem Beitrag mit allgemeinen Reisetipps zu London ausgelassen, siehe auch hier.
Ich liebe schöne Schaufenster und bunte Holzverkleidungen an Häusern, wie es sie in England so häufig gibt. Damit sieht in meinen Augen fast jeder Laden einladend aus. Eine großartige Seite, die sich genau damit befaßt, zum weiterlesen und Bilder gucken findest Du hier.
Ein Bummel durch die Umgebung lohnt. An der Upper Street befindet sich zum Beispiel das plüschige Kino The Screen on the Green. Oder in der Queen’s Head St Angel Comedy@The Bill Murray. Ein empfehlenswerter Pub ist The Duke of Cambridge in 30 St Peter St (geöffnet ab 12 Uhr). Sehr beliebt ist auch The Albion in 10 Thornhill Rd. mit hübschem Außenbereich.
Ich laufe von hier in südlicher Richtung zuerst zum Chapel Market (von dem ich leider ziemlich enttäuscht bin, er hat für meinen Geschmack keinerlei Flair und die angebotenen Waren sind eher Ramsch), dann zum Exmouth Market.
Clerkenwell: Exmouth Market
Die kleine Strasse Exmouth Market in Clerkenwell ist für mich DIE Entdeckung dieser Londonreise. Natürlich hatte ich oft gelesen, dass Clerkenwell boomt, aber bisher war ich nie hier gewesen.
Hier gibt es (mal wieder) eine ganze Reihe hübscher Läden. Mein Highlight ist Marby&Elm. Ich habe eine ausgeprägte Schwäche für schönen Papierkram. Und den gibt es in diesem kleinen Laden zuhauf, schwerpunktmäßig Letterpress-Karten. Großartig finde ich zB die kleinen, sehr hochwertig gedruckten Kärtchen mit „You park like a cunt“. Stilvoller kann man auf Missstände kaum aufmerksam machen. 😉 (Geöffnet ist Di-Sa 12-17.)
Immer weiter laufe ich südwärts durch schöne „Gegend“, ohne, dass es namhafte Sehenswürdigkeiten gäbe. Aber hier ist (fast) alles schön. Gefühlt an jeder Ecke taucht ein neuer, einladend wirkender Pub auf. Ich hab hier mal eine kleine Auswahl an Bildern dazu. Wie soll man sich da entscheiden, wo man einkehren soll?!
Ich laufe also weiter. Nächstes Ziel: Lamb’s Conduit St Ecke Rugby Street. Auch diese Ecke von London war mir bisher unbekannt. Aber auch hier gefällt es mir ausgezeichnet! Langsam qualmen mir die Füße, aber es macht auch so viel Spass immer Neues zu entdecken! Hier befindet sich übrigens auch Londons schmalste Strasse: Emerald Ct.!
Nächstes Etappenziel ist ein weiterer Schreibwarenladen: Present & Correct am 12 Bury Place. Kurz bevor ich ihn erreiche, setzt ein Platzregen ein und ich muss mich schleunigst unterstellen, um – trotz Regenmantels – nicht komplett durchzuweichen. Der Lohn ist der anschließende Regenbogen!
British Museum
Übrigens ist es von hier nur ein Katzensprung zum British Museum, einem der größten und bedeutendsten kulturgeschichtlichen Museen der Welt. Das Museum ist sensationell, schon allein wegen der Räumlichkeiten. Und das Tollste: Der Eintritt ist kostenlos! Hier läßt sich locker ein halber Tag verbringen (ggf. auch mehr), also unbedingt genügend Zeit einplanen!
Monmouth Street & Neal’s Yard
Die Monmouth Street ist eine meiner Lieblingsstraßen in London. Auch hier reihen sich viele sehenswerte Cafés, Pubs und Geschäfte aneinander. Die Strasse ist schmal und wenig befahren, so dass bei gutem Wetter die Plätze draußen vor den Cafés einladend wirken. Ein paar Beispiele für nette Läden sind Kiehl’s, Mon Plaisir, …
Gleich im die Ecke geht`s zu Neal’s Yard, einem hübschen, bunten Innenhof mit weiteren netten Geschäften und dem sehr netten Café 26 Grains.
Im nördlichen Zugang von der Monmouth Street zu Neal’s Yard befindet sich sehenswerte Street Art: Diana „Mary Poppins“ von der britischen Künstlerin Bambi.
Mein nächstes Ziel ist ein weiterer Schreibwarenladen, der im Netz überschwänglich gelobt wurde: Choosing Keeping in 21 Tower St (Ö: 10:30-17:30). Leider nicht ganz mein Fall. Liegt aber vielleicht an der Erwartungshaltung. Wenn etwas zu sehr gelobt wird…
Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich inzwischen doch ziemlich erschöpft bin vom vielen Rumrennen und den vielen neuen Eindrücken, aber mich nerven gerade die vielen Leute, die hier unterwegs sind. Man merkt, dass Covent Garden, Leister Square und Piccadilly Circus in der Nähe sind. Kurzum: Ich fahre zurück ins Hotel, um mich auszuruhen!
Richmond
Am Abend fahre ich nochmal „raus“ nach Richmond. Seit Jahren liebe ich den Stadtteil, nicht zuletzt, weil er bei Touristen eher sekundär behandelt wurde. Das hat sich allerdings verändert spätestens mit Ted Lasso, der Erfolgsserie bei Apple TV+. Solltest Du die Serie noch nicht kennen: Eine 100%ige Empfehlung meinerseits! Beste Reisevorbereitung noch dazu! 😉
Ted Lasso Serie
Ted Lasso ist eine Serie über die gleichnamige Kunstfigur des schauspielernden Comedian Jason Sudeikis. Als erfolgreicher American Football Coach kommt er mit seinem Partner nach England, wo er den fiktiven Fußballverein AFC Richmond trainieren soll. Von Fußball hat er keine Ahnung und seine Chefin hat ihn nur deshalb angeheuert, damit er den Verein vor die Wand fährt. Damit möchte sie sich an ihrem Ex, der den Verein liebt, rächen. Nun, ich verrate wohl nicht zu viel, wenn ich sage, dass hier nicht alles nach Plan verläuft.
Die Serie ist witzig, klug und herzerwärmend. Drei Staffeln gibt es, dann ist Schluss. Es endet, als es am Schönsten ist!
Meine Lieblingsecke hat wohl auch den Filmemachern gefallen, denn genau dort spielt sich ein Großteil der Serie ab – zwischen King Street und The Green verläuft die schmale Gasse Paved Ct, wo der Protagonist der Serie Ted Lasso seine Wohnung hat. Der Ort ist so malerisch! Richmond Green direkt vor der Tür, dazu gleich zwei super-urige Pubs, einmal The Cricketers und The Prince’s Head, gleich nebenan. Letzterer spielt eine zentrale Rolle in der Serie. Im hinteren Bereich des Pubs befindet sich deswegen inzwischen eine Art Ted Lasso Museum mit Bildern der Darsteller während der Dreharbeiten. Gemütlich ist der Pub – egal, ob man wegen Ted Lasso kommt oder nicht! Und das Personal ist sehr freundlich (und nachsichtig mit Fans). Hier esse ich heute zu Abend!
Weitere Tipps für Richmond, für die es heute schon zu spät ist:
Bei schönem Wetter (und im Hellen) empfehle ich unbedingt einen Abstecher zur Richmond Riverside. Auf den Treppenstufen mit Blick auf die Themse läßt es sich nett in der Sonne sitzen und picknicken oder Boot fahren.
Ebenfalls eine Empfehlung ist das Hollyhock Vegetarian Fairtrade Cafe in den Terrace Gardens am Richmond Hill. Hier kann man wunderbar spazieren gehen, wenn einem der Trubel der Stadt zu viel ist! Wem das nicht reicht, kann weiterziehen nach Richmond Park. 😉
Fazit
Ich hatte einen grandios schönen Tag in London – (weitestgehend) abseits der Haupt-Touristen-Attraktionen! Dafür, dass ich so viele schöne, kleine, inhabergeführte Läden gesehen (und besucht) habe, wie ich sie gern mag, habe ich erstaunlich wenig gekauft. Da ich nur mit Handgepäck reise, bleibt mir nichts anderes übrig, als mich zu beherrschen. 😉
Müde und zufrieden falle ich ins Bett! Bis morgen, London, dann geht’s weiter. Und zwar …