Tipps für einen Tag in Erfurt
Im Herbst 2024 mache ich einen Tagesausflug in Thüringens Hauptstadt Erfurt.
Erfurt hat 215.000 Einwohnern (Stand: Juli 2024) und ist damit die größte Stadt Thüringens. Während ich durch die Stadt laufe, merke ich, dass ich die Größe eigentlich ideal finde. Nicht zu groß und doch mit allem, was es braucht für ein bequemes Leben. Es gibt neben den üblichen Ketten eine ganze Reihe kleiner, inhabergeführter Geschäfte, die das Bummeln interessant machen. Durch die Uni und die Fachhochschule sind viele junge Leute in der Stadt, entsprechend ist das Angebot an Cafés, Kneipen, Restaurants, Kinos, … Auch an klassischen Sehenswürdigkeiten mangelt es nicht, wie etwa dem Erfurter Dom und weiteren 25 Kirchen, der Zitadelle Petersberg, der Krämerbrücke und der ältesten in Europa erhaltenen (und zum UNESCO Welterbe zählenden) Synagoge.
Aber der Reihe nach!
Ich komme am späten Vormittag am Hauptbahnhof in Erfurt an. Von dort sind es nur ein paar Minuten zum mittelalterlich geprägten Altstadtkern. Über die Bahnhofstrasse laufe ich in Richtung Anger.
Anger
Der Anger ist die Haupteinkaufsstrasse und ein zentraler Platz in der Erfurter Altstadt. Hier gibt es eine ganze Reihe an mondänen, gut erhaltenen Geschäftshäusern. Viele stammen aus der Gründerzeit.
Im zweiten Weltkrieg wurden bei Bombenangriffen einige Teile der Bebauung zerstört, über etliche Jahre blieben die Baulücken bestehen. Zu DDR-Zeiten entstand dann das Anger-Eck, das im Jahr 2000 abgerissen und unter gleichem Namen als moderner Glasfassaden-Bau neu errichtet wurde. Heute dominiert Hugendubel das Einkaufszentrum.
Es sind auch Häuser aus dem 17. Jahrhundert erhalten, beispielsweise der Pack- und Waagehof, in dem heute das Angermuseum beheimatet ist. Der Barockbau wurde vom Statthalter Philipp Wilhelm von Boieburg in Auftrag gegeben, damit alle ein- und ausgeführten Waren hier verzollt werden konnten. Seit 1886 wird er als Museum für mittelalterliche Kunst genutzt.
Früher wurde auf dem Anger mit Weizen, Wein und Wolle gehandelt, heute mit Allem und Jedem. Der Platz ist ein belebter und beliebter Ort zum Shoppen und Flanieren, für Einheimische wie Touristen, mit Musikern und anderen Straßenkünstlern. Sämtliche großen Laden-Ketten sind hier zu finden.
Dominant ist das gestreifte Hauptpostamt von 1885, mit einer Fassade aus Sandstein und Klinker und Türmchen. 2006 wurde das Gebäude umgestaltet und modernisiert. Seitdem befinden sich auch hier zahlreiche Einzelhandelsgeschäfte.
Mitten auf dem Anger stehen die KIKA-Figuren Maus und Elefant. In der gesamten Innenstadt findet sich ein ganzes Dutzend KIKA-Figuren, wie das Kikaninchen, das Sandmännchen, der kleine Maulwurf, die Tigerente oder Bernd, das Brot.
Schlösserstrasse
Über die Schlösserstrasse laufe ich weiter. Hier stoße ich zunächst auf die Kirche St. Lorenz (kath.). Sie wurde um 1140 gebaut, allerdings ist vom damaligen Kirchenbau quasi nichts mehr erhalten. Anfang des 14. Jahrhunderts wurde an der selben Stelle eine neue Kirche im gotischen Stil errichtet. 1413 wurde diese nach einem Brand von einschiffig zu zweischiffig umgebaut und in ihre heutige Erscheinungsform gebracht. Die Sakristei wurde 1925 angebaut.
Seit 1978 fanden in der St. Lorenz Kirche die ersten ökumenischen Friedensgebete in der DDR statt. Im Oktober 1989 war hier auch der Ausgangspunkt eines Protestmarsches zur Andreaskirche, die gegenüber des damaligen Ministeriums für Staatssicherheit lag. Daraus entstanden die Donnerstags-Demonstrationen zur Zeit der Friedlichen Revolution, an denen zehntausende Menschen teilnahmen. 2019 wurde an der Kirchenmauer zur Schlösserstraße eine Gedenktafel angebracht, die daran erinnert, dass sich die ersten Friedensgebete „gegen die Einführung des schulischen Wehrunterrichts durch die damalige SED-Diktatur“ richteten.
Als nächstes überquere ich die Schlösserbrücke, die hier den Breitstrom, einen Seitenarm der Gera, überquert. Die sechsbogige Brücke gehört zu den ältesten Gera-Übergängen der Stadt und steht unter Denkmalschutz.
Niedlich sind die bepflanzten kleinen „Schiffchen“, die den Fluss zieren. Auch Käpt’n Blaubär und Hein Blöd sind dort unterwegs!
Am gegenüberliegenden Ufer befindet sich die „Neue Mühle“, die ihren Namen nach ihrem Wiederaufbau nach dem Brand von 1735 erhielt. Heute beherbergt sie ein technisches Museum inklusive einer Getreidemühle mit Wasserrad. Von ehemals 60 Mühlen in der Stadt ist sie als einzige noch funktionsfähig. Aktuell (Stand November 2024) ist das Museum leider wegen Bauschäden geschlossen. Derzeit laufen Untersuchungen der Bausubstanz, ein Termin zur Wiedereröffnung steht noch nicht fest. Aktuelle Informationen gibt es hier.
Fischmarkt & Rathaus
Als nächstes erreiche ich den Fischmarkt. Im Mittelalter war der Fischmarkt ein beliebter Marktplatz und gesellschaftlicher Mittelpunkt der Stadt.
Hier befindet sich das zauberhafte alte Rathaus von Erfurt. Sein neogotisches Gebäude aus dem Jahr 1875 ist der Nachfolgebau des ersten Erfurter Rathauses, das 1275 an der gleichen Stelle stand.
1945 erlitt das Rathaus Zerstörungen durch amerikanischen Artilleriebeschuss. Danach wurden der Turm und das Dach mit seinen reich verzierten Aufbauten nur in schlichterer Form erneuert.
Das Innere des Rathauses kann während der Öffnungszeiten besichtigt werden. „Mit seiner monumentalen Vorhalle, der baukünstlerischen Gestaltung der Flure und des Treppenaufganges sowie seinen Erweiterungsbauten repräsentiert das neugotische Erfurter Rathaus den Aufschwung der alten thüringischen Handels- und Industriestadt am Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert“, so heißt es auf der Website der Stadt Erfurt. Definitiv sehenswert sind die von Eduard Friedrich Kaempffer bemalten Treppenhäuser aus den Jahren 1889 bis 1896. Verschiedene Szenen zeigen u. a. die Faustsage, die Tannhäusersage oder die Erfurter Jahre Martin Luthers. Diese Bilder gelten als Kaempffers bedeutendstes Werk.
1591 wurde gegenüber dem Rathaus eine Säule gebaut, auf der ein bewaffneter Römer steht. Dieser stellt symbolisch die Bereitschaft der Erfurter dar, ihre Freiheit notfalls mit Waffengewalt gegenüber dem Erzbischof von Mainz, der damals formal Herr über die Stadt war, zu verteidigen. Die aktuelle Säule stammt aus dem 18. Jahrhundert.
Am Fischmarkt stehen einige sehr prachtvolle Renaissance-Häuser. Ganz besonders eindrucksvoll sind das Haus zum Breiten Herd und das Haus zum Roten Ochsen (1562).
Das Haus zum Breiten Herd ist ein Bürgerhaus aus dem Jahr 1584. Im Jahr 1808 wohnte während des Fürstenkongresses Friedrich August I. von Sachsen in diesem Haus. In dieser Zeit besuchte ihn dort niemand geringerer als Napoleon himself!
1882 wurde nebenan mit dem Bau des ebenfalls sehr prächtigen Gildehauses im Stil der Neorenaissance begonnen. Weitere sehenswerte Häuser am Fischmarkt sind das Haus Zur Güldenen Krone von 1564 und das Haus zum Güldenen Löwen aus dem Jahr 1740.
Der Fischmarkt geht im Osten in den Benediktplatz über, der wiederum zur berühmten Krämerbrücke führt (vorbei übrigens an Bernd, dem Brot). Aber dazu komme ich später.
Zunächst gehe ich südlich des Fischmarktes die Predigerstrasse entlang. Hier muss ich kurz den hübschen Laden Sonderausgabe in Hausnummer 12 erwähnen. Ganz nach dem Motto „klein, aber fein“ gibt es hier eine hervorragende kleine Auswahl an geschmackvollem Allerlei. Eine Tür weiter befindet sich das süße Café Klara Grün.
Weiter geht es vorbei an der evangelischen Predigerkirche aus dem 13. Jahrhundert zur Paulstrasse.
Lange Brücke
Diese bringt mich wiederum zur Langen Brücke. Die Lange Brücke ist eine Straße mit kleinen, individuellen Läden wie MOQUADRAT, der Korkenzieherin oder Madame Pflegers Seifenlädchen.
An der Stelle, wo die Strasse ihren Namen her hat, nämlich wo sie als Brücke über die Gera führt, befindet sich im Obergeschoss eines besonders sehenswerten Gebäudes die Pension Sackpfeifenmühle. Auf deren Website gibt es einen historischen Abriss über das Haus.
Ums Eck auf dem Weg zum Domplatz liegt die Kettenstrasse. Hier geht es weiter mit hübschen kleinen Altstadthäusern und ebenso hübschen kleinen Läden.
Und dann stehe ich auch schon auf dem Domplatz. Hier wird gerade der größte von – ich glaube es sind – 16 (!) Weihnachtsmärkten, die es im Advent in Erfurt geben wird, aufgebaut. Ein Teil der Lichterketten brennt schon, was sich an diesem grauen Herbsttag ausgezeichnet macht!
Dom und Severikirche
Die Hauptattraktion von Erfurt ist natürlich das Ensemble von Dom und Severikirche. In imposanter Lage auf dem Domberg oberhalb des Domplatzes thronen die beiden Gotteshäuser dicht neben einander über der Stadt. Über eine breite Treppe steigt man 70 Stufen hinauf und erreicht zunächst linke Hand den Dom.
Der Dom (eigentlich Hohe Domkirche St. Marien zu Erfurt) ist gut 81 Meter hoch und besitzt mit der Gloriosa die größte freischwingende mittelalterliche Glocke der Welt!
Ich fand auch den gut 16 Meter hohen barocken Hochaltar, der in den Jahren zwischen 1697 und 1707 entstanden ist, eindrucksvoll.
1507 wurde Martin Luther im Dom zu Erfurt zum Priester geweiht.
Gleich nebenan steht die Severikirche (kath.), eine fünfschiffige Hallenkirche im spätgotischen Stil. Ihre ungewöhnliche Bauform macht die Severikirche zu einem der bedeutendsten gotischen Bauten Deutschlands. Im Severi-Sarkophag liegen die Gebeine des Kirchenpatrons Severus von Ravenna.
In ein Barockgehäuse von 1714 wurde 1930 die Orgel eingebaut – und die hat mich regelrecht umgehauen! Sehr imposant in der sonst eher schlicht gestalteten Kirche!
Zitadelle Petersberg
Direkt neben dem Domplatz liegt die barocke Zitadelle Petersberg, eine sternförmige Burg, die zu den größten und am best-erhaltenen in ganz Europa gehört. Bereits in ihrer Entstehungszeit galt sie als besonders modern und uneinnehmbar.
Über den sogenannten Panoramaweg gelangt man in knapp zehn Minuten nach oben. Ein gläserner Aufzug führt zu einer Aussichtsplattform, die im Rahmen der Bundes Gartenschau 2021 entstanden ist. Von hier hat man einen grandiosen Blick über den Domplatz und die Altstadt.
Im großen gläsernen Besucherzentrum und einer interaktiven und multimediale Dauerausstellung im Kommandantenhaus gibt es jede Menge interessanter Infos zur Zitadelle. Der Eintritt kostet 8 Euro (Stand November 2024). Mehr praktische Infos gibt es auf der Website.
Über die Marktstrasse laufe ich zurück durch die Altstadt in Richtung Krämerbrücke. Unterwegs entdecke ich weitere schöne Altbauhäuser, wie beispielsweise das Standesamt Haus zum Sonneborn.
In der Marktstrasse 25 befindet sich übrigens das schmalste Haus Erfurts. Ganz hingerissen bin ich vom Mechanischen Puppenspiel in Hausnummer 19. Dort sitzt ein Vorleser umgeben von einem Berg aus Büchern. Gegen Münzeinwurf von einem oder zwei Euro kann man wählen zwischen der „großen“ und der „kurzen Vorstellung“. Zauberhaft!
In Hausnummer 2 gibt es bei KlausUndSo eine großartige Auswahl an Postkarten, Geschenken und Schönigkeiten für zu Hause.
Ums Eck in der Große Arche 2 lohnt das Café Flo (mindestens) einen Blick.
Weiter geht es über den Fischmarkt und die gleichnamige Strasse zur Krämerbrücke. Kurz hinter dem Benediktplatz, wo die Krämerbrücke anfängt, liegt in der Hefengasse 2 die Buchhandlung Buchbar. Hier gibt es eine hervorragende Auswahl an Büchern, schwerpunktmäßig Reiseliteratur. Im angeschlossenen Reisebüro kann das frisch entfachte Fernweh gestillt werden. Oder im hauseigenen Café die nächste Reise geplant oder besprochen werden. Tolles Konzept!
Jetzt aber endlich zur Krämerbrücke!
Krämerbrücke
Sie ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Erfurt. Die alte Brücke führt vom Benediktplatz zum Wenigemarkt über die Gera. Um zu erkennen, dass es sich tatsächlich um eine Brücke handelt, muss man allerdings außen vorbei gehen, denn während man über sie rüber läuft, merkt man gar nichts davon!
Achtung Rekorde: Sie ist die längste durchgehend mit Häusern bebaute Brücke Europas (wer muss da schon nach Florenz?)! Und sie ist das älteste nicht-religiöse Bauwerk der Stadt. Ha!
Besonders ist ihre bereits erwähnte beidseitige, geschlossene Bebauung – mit wunderhübschen kleinen Fachwerkhäusern. Als wäre die Zeit stehen geblieben! Der Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass ein Großteil der Geschäfte Antiquitäten anbietet. Als ich an diesem Herbst-Nachmittag kurz vor Einbruch der Dämmerung hier ankomme, ist quasi gar nichts los. Kaum eine Menschenseele treffe ich auf der Brücke – und das bei einer der Haupt-Sehenswürdigkeiten der Stadt! Geradezu unwirklich kommt mir das vor! Aber durchaus nicht störend! 😉
Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Brücke im Jahr 1156. Ursprünglich war sie aus Holz, aber bereits damals gab es links und rechts von Händlern betriebene Krambuden. In den Jahren zwischen 1175 und 1293 gab es mehrere verheerende Brände in der Stadt, denen auch die Brücke immer wieder zum Opfer fiel. Daraufhin erwarb die Stadt die Brücke und errichtete anstelle der Holzbrücke eine aus Stein. Diese war im Jahr 1325 fertiggestellt. An den beiden Brückenköpfen wurden steinerne Kirchen mit Tordurchfahrten errichtet, von denen heute nur die Ägidienkirche erhalten ist. Der nächste Brand ließ nicht allzugange auf sich warten – 1472 brannte erneut die Hälfte der Stadt und mit ihr die Häuser auf der Brücke ab. Danach wurde die Krämerbrücke in ihrer heutigen Form wieder aufgebaut. Heute befinden sich in den 32 Häusern hauptsächlich Läden für Kunsthandwerk und Antiquitäten.
Besonders hervorzuheben ist die Schokoladen-Manufaktur Goldhelm in Hausnummer 12. Feinste Schokolade in zauberhaftem Design gibt es hier zu – leider – gehobenen Preisen. „Die Illustrationen und bunten Bilder stammen aus der Feder vom Goldhelm Gründer Alex Kühn, der nicht nur Chefchocolatier ist, sondern auch Werbegrafiker und Illustrator„, so kann man es auf der Website nachlesen. Die Schokolade eignet sich jedoch hervorragend zum Verschenken (notfalls an einen selbst). Sehr hübsch sind auch die in der Vor-Weihnachtszeit angebotenen Adventskalender – fertig gefüllt oder Papier-Häuschen zum selbst zusammenbauen. Eine weitere Filiale gibt es in der Kreuzgasse 5.
In Hausnummer 15 betreibt Goldhelm die „Eisdiele auf der Brücke“. Hier gibt es „Natur-Eis ohne Gedöns“ in Sorten wie Rosalie & Trüffelchen oder Herr Nougat & Frau Sauerkirsch oder Käptn’s Karamell.
Ganz wunderbar finde ich auch der Papierwarenladen Qnik. Hier halte ich ein ausgesprochen nettes Schwätzchen mit der Verkäuferin (Inhaberin?). Sie erzählt mir beispielsweise von der Erfurter Puffbohne (die man hier in der goldenen Variante nett verpackt käuflich erwerben kann). Wer in Erfurt geboren wird, bekommt zur Geburt eine Puffbohne vom Krankenhaus geschenkt. So nennen sich die Erfurter auch selbst!
Ein absolutes Highlight ist das Theatrum Mundi in Hausnummer 2. Eigentlich ist das die Werkstatt des Puppen-Schnitzers Martin Gobsch. Das „Theater“ befindet sich im Schaufenster. Durch Münzeinwurf von ein oder zwei Euro („je nach Kassenlage“) werden zwanzig mechanische Puppen lebendig und erzählen das Märchen von Schneewittchen. Ein echtes Kleinod! Mehr Infos gibt es auf der Website und hier.
In Hausnummer 31 befindet sich das Haus der Stiftung zur Erhaltung dieses einmaligen Baudenkmals, eine Dauerausstellung informiert über Geschichte und Gegenwart der Krämerbrücke. Mehr Infos und eine Übersicht über die Geschäfte gibt es hier.
Seit 1975 findet jedes Jahr am dritten Wochenende im Juni das „Krämerbrückenfest“ rund um die Krämerbrücke und in der Altstadt statt.
UNESCO-Welterbe: Jüdisch-mittelalterliches Erbe in Erfurt
Gleich neben der Krämerbrücke gibt es ein weiteres Highlight der Stadt zu entdecken: die Alte Synagoge, die mittelalterliche Mikwe sowie das Steinerne Haus. Unter dem Titel „Jüdisch-mittelalterliches Erbe in Erfurt“ wurden sie 2023 in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen.
Die Alte Synagoge ist die älteste erhaltene Synagoge Europas (über 900 Jahre!). Der älteste erhaltene Teil der Synagoge entstand um 1094, wie eine Holzanalyse ergab. Andere Bauteile kamen später dazu. Der größte Teil des Gebäudes stammt aus der Zeit um 1270. Zur selben Zeit entstand auch die bekannte Prager Altneu-Synagoge (siehe mehr dazu hier).
Heute befindet sich hier ein Museum zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Erfurt sowie der „Erfurter Schatz“, eine Sammlung mittelalterlicher Kunst- und Schmuckschätze, die 1998 von einem Bauarbeiter in der Michaelisstrasse gefunden wurden. Vermutet wird, dass die Gegenstände während des Pogroms von 1349 hier vergraben wurden. Zu den Fundstücken zählen wertvolle Ringe, Skulpturen und Textilien.
Erst 2007 wurde bei Bauarbeiten hinter der Krämerbrücke die alte Mikwe entdeckt, ein jüdisches Badehaus aus dem 13. Jahrhundert.
Das Steinerne Haus, ein mittelalterliches Kaufmannshaus, gehört ebenfalls dazu und ist ein gutes Beispiel mittelalterlicher Architektur in Erfurt.
Ägidienkirche am Wenigemarkt
Am Ende der Krämerbrücke befindet sich die Ägidienkirche (ev.). Gegen eine kleine Spende (4 Euro) kann man den 33 Meter hohen Roten Turm (128 Stufen!) besteigen. „Zur Belohnung“ gibt es von oben einen tollen Blick über die Dächer der Altstadt, auf die Krämerbrücke und den Wenigemarkt.
Leider muss ich mich allmählich wieder in Richtung Hauptbahnhof begeben, denn bald fährt mein Zug nach Hause. Ein bisschen bummel ich noch durch die Altstadtgassen, dann gönne ich mir zum Abschied noch eine echte Thüringer Bratwurst auf die Hand. Und schon ist mein Tagesausflug nach Erfurt vorbei.
Fazit: Erfurt hat mir ganz ausgezeichnet gefallen. Mein Plan: Im Sommer wiederkommen, um (mindestens) eins der vielen Terrassen-Cafés auszuprobieren, die jetzt im Herbst alle geschlossen hatten. Zu tun gibt es für mich noch genug in der Stadt!