Me-cation

Reisetrend: Me-cation

Dieser Tage las ich in einer Zeitschrift vom neuen Reisetrend Me-cation. Ich hab’s erstmal gegoogelt, um sicher zu gehen, dass ich das richtig verstehe:

Me-cation ist ein Reisetrend, der sich auf Solo-Reisen mit dem Fokus auf Selbstfindung und persönliche Entwicklung bezieht. Der Begriff setzt sich aus „Me“ (ich) und „Vacation“ (Urlaub) zusammen und beschreibt die wachsende Sehnsucht nach Reisen, bei denen die Bedürfnisse und Wünsche der reisenden Person im Vordergrund stehen. Im Gegensatz zu traditionellen Urlauben, die oft von Gruppendynamik und äußeren Erwartungen geprägt sind, geht es bei einer Me-cation darum, die innere Stimme zu hören und den eigenen Bedürfnissen zu folgen. 

Aha.
Also ja, ich nehme auch wahr, dass mehr Menschen alleine reisen. Dass es gesellschaftlich akzeptierter ist, obwohl immer noch oft die Frage kommt „Und das machst Du ganz alleine???“. Man begegnet – so erscheint es mir zumindest – häufiger Alleinreisenden als „früher“. Aber grundsätzlich ist das ja nicht neu. Gab es immer schon. Aber jetzt gibt es einen neuen Namen dafür. Me-cation. Und Me-cation ist also Trend. Ähnlich wie Coolcation oder Naked Travelling.

Ich bin dabei. Längst.
Spannend, (damit) plötzlich trendy zu sein…

Merkmale einer Me-cation:
Die Reise wird ohne Begleitung unternommen, um die volle Freiheit und Flexibilität zu genießen.
Die Zeit wird genutzt, um über das eigene Leben, die eigenen Ziele und Wünsche nachzudenken.
Momente werden bewusst wahrgenommen und genossen, sei es bei Spaziergängen, beim Essen oder bei anderen Aktivitäten.
Oftmals werden neue Orte und Kulturen erkundet, um neue Perspektiven zu gewinnen und den eigenen Horizont zu erweitern. 

Aber jetzt mal im Ernst – das passiert doch alles automatisch, wenn man allein unterwegs ist! Schon beim Bummel durch die eigene Stadt, wenn man sich ohne Ziel treiben läßt. Wer sich allein auf eine Reise begibt, erlebt auch diese “Reise zu sich selbst“.

Ich glaube, dass sich viele (bisher) einfach nicht darauf eingelassen haben. Zugegeben, es erfordert ein bisschen Mut, sich das erste Mal auf eine Solo-Reise zu begeben.

Für viele ist es ungewohnt, nur für sich selbst zu entscheiden. Wer in einer Partnerschaft oder mit Familie lebt, ist daran gewöhnt Absprachen zu treffen und Kompromisse einzugehen, um die Bedürfnisse aller unter einen Hut zu bringen. Wenn man alleine unterwegs ist, ist das nicht nötig. Wenn ich um 15:30 plötzlich Appetit habe, gehe ich essen, auch wenn die Uhrzeit weder die klassische Mittags- noch Abendbrotzeit ist. Wenn ich morgens länger schlafen möchte, bleibe ich einfach liegen, ohne mich rechtfertigen zu müssen. Und wenn mir die Aussicht aus meinem Hotelzimmer unerwartet gut gefällt und ich sie noch länger genießen möchte, verlängere ich den Aufenthalt, ohne dass ich mich abstimmen muss. Das kann man getrost als „Freiheit“ bezeichnen!

Die Frage ist nur, ob man das positiv empfindet. Wenn man währenddessen immer denkt, es wäre alles (noch) viel schöner, wenn mann doch zu zweit wäre, wird man die positiven Aspekte nicht erkennen. Man sollte sich also vorher schon mal fragen, ob man mit sich selbst klar kommt…

Das läßt sich recht einfach testen, zum Beispiel bei einem Solo-Restaurant-Besuch. Kann ich die (vermeintlichen!) Blicke anderer Gäste aushalten? Und dann „klein“ weitermachen mit einer Städtereise übers Wochenende.

Lohnende Ziele für einen ersten „Selbstversuch“ könnten Lübeck oder Erfurt sein. Oder – ein bisschen größer – Köln. Köln eignet sich schon deshalb ganz ausgezeichnet, weil man – für den Fall, dass man sich alleine doch etwas unwohl fühlt – in jedem Brauhaus, in jeder Kneipe blitz-schnell Anschluss findet!

Auch Kopenhagen eignet sich ausgezeichnet für ein solches „Experiment“. Die Stadt ist super-schön, hat hohe Qualitätsstandards, angenehme Cafés und Restaurants, ist von Deutschland aus schnell erreichbar, hat freundliche und hilfsbereite Menschen und ist sehr sicher.

Mein „erstes Mal“ war eine Reise auf die Lofoten. Ein echter Glücksgriff für mich. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass das nicht zwingend für jeden taugt, denn das Wetter ist oft „trostlos“. Man sollte schon ein Faible für Regenwetter haben, damit der Schuss nicht nach hinten los geht und man sich im negativen Sinne allein fühlt!
Ähnliches gilt für Island. Island ist ein sehr romantisches Reiseziel und beliebt bei Frischverliebten. Möchte man allein auf große Tour gehen, um sich von einer enttäuschten Liebe zu erholen, sind innige Paare vermutlich nicht das, was man gern sehen möchte. Darüber sollte man sich im Vorfeld klar sein. Andererseits gibt es dort viel menschenleere Gegend und Unterkünfte, wo man niemanden treffen muss. Alles eine Frage der Planung!

Für Fortgeschrittene empfehle ich eine Reise nach Patagonien. Die Weite und Leere der Landschaft lassen viel Raum für Gedanken über Gott, die Welt und noch vieles mehr!

Wie heißt es so schön – wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Mein Mut zur Me-cation wurde jedenfalls auf das Heftigste belohnt! Aber Achtung vor Nebenwirkungen: Es macht süchtig! 😉