
Island: Reykjavík & Golden Circle
Der Golden Circle (isl. Gullni hringurinn) ist die bekannteste Touristenroute Islands. Er vereint im Wesentlichen das, was man sich gemeinhin unter Islands Naturschönheiten vorstellt: mächtige Wasserfälle, Geysire, Vulkane und Lavafelder.
Durch die Nähe zur Hauptstadt Reykjavík und zum Flughafen Keflavík sowie die kurzen Entfernungen zwischen den Sehenswürdigkeiten läßt sich der Golden Circle problemlos in jeden Reiseplan integrieren.
- Die Rundtour ab/bis Reykjavík ist etwa 250 Kilometer lang.
- Es gibt eine Vielzahl geführter Touren ab Reykjavík.
- Der Golden Circle beinhaltet die bekanntesten Sehenswürdigkeiten Islands: Þingvellir-Nationalpark, Geysir-Geothermalgebiet und Wasserfall Gullfoss
Island für Einsteiger!
Reykjavík
Reykjavík ist eine hübsche Stadt. Viele bunte Häuser, überwiegend kleine. Es geht – verglichen mit anderen Hauptstädten – gemächlich zu. Und trotzdem werde ich nicht recht warm mit der Stadt.
Die Arme, sie kann gar nichts dafür! Bei meinen Island-Aufenthalten zog es mich immer gleich raus in die Natur, ins Nirgendwo. Nach Reykjavík bin ich bisher nur zur Stippvisite gekommen. Und dann war es mir hier einfach zu städtisch. Ich sollte es beim nächsten Mal anders planen…
Ein paar Facts:
- Reykjavík ist die nördlichste Hauptstadt der Welt.
- Der Name Reykjavík bedeutet „Rauchbucht“.
- Im Ballungsgebiet Reykjavík, einschließlich Kópavogur und Hafnarfjörður, leben gut 243.000 Menschen (Stand 2024). Das entspricht etwa 63 Prozent der isländischen Gesamtbevölkerung.
- Die Stadt ist die älteste dauerhafte Siedlung Islands.
- Sie liegt an der Faxaflói-Bucht am Atlantik.
- Ihr Hausberg ist der 900 Meter hohe Esja.
- In Reykjavík gibt es keine Strip-Clubs. Das Parlament hat 2010 alle Striptease-Clubs verboten.
- „Stattdessen“ gibt es seit 1997 das erste Phallus-Museum der Welt. Zu den Exponaten gehören Wal-, Bären- und Pferde-Penisse und – klar – auch ein menschliches Exemplar. Wen das nicht so interessiert – es gibt noch acht weitere Museen in der isländischen Hauptstadt!
Hallgrímskirkja
Die Hallgrímskirkja (ev.-luth.) ist eigentlich die Hauptattraktion von Reykjavík (das Konzerthaus Harpa, s.u., läuft ihr gerade den Rang ab, möchte ich behaupten).
Sie ist – wenig überraschend, wenn man sie sieht – das größte Kirchengebäude Islands und das zweithöchste Gebäude des Landes. Ihre Bauzeit war von 1945 bis 1986, der 73 Meter hohe Turm wurde sogar erst 1974 fertig gestellt. Ihren Namen trägt sie vom isländischen Kirchenlied-Dichter Hallgrímur Pétursson (1614–1674).
Entworfen hat die Hallgrímskirkja der isländische Staatsarchitekt Guðjón Samúelsson (1887-1950), der auch das Nationaltheater, das Hauptgebäude der Universität und die Akureyrarkirkja entworfen hat. Es heißt, dass in seinen Entwürfen die Einflüsse der isländischen Geologie spürbar seien, wie beispielsweise die Basaltsäulen vom Svartifoss.

Die Kirche steht auf einem kleinen Hügel unmittelbar im, bzw. über dem Stadtzentrum. Vom Turm hat meine eine großartige Aussicht über die gesamte Stadt bis zum Meer. Sehr lohnend! Der Besuch der Aussichtsplattform kostet 1400 ISK (Stand Mai 2025). Tickets gibt es am Schalter im Vorraum. Für weitere Infos, wie Öffnungszeiten, Veranstaltungen etc. empfehle ich die Website.
Es lohnt auch ein Blick ins Innere der Kirche (gratis). Die Ausstattung ist sehr schlicht, aber schön.

Rund um die Kirche gibt es mehrere Parkplätze. Bei meinem Besuch waren die allerdings alle voll, so dass ich eine ganze Weile rumkurven musste, bis ich endlich Glück hatte… Keine Gewähr also!



Vom Kirchenvorplatz gehen mehrere Straßen ab Richtung Zentrum. Ich nehme zunächst den Frakkastígur, um Richtung „Hauptstraße“ von Reykjavík zu kommen, dem Laugavegur. Er ist eine der ältesten Straßen der Stadt. Der Name bedeutet so viel wie „die Wasserstraße“, denn früher trugen die Frauen hier ihre Wäsche zum waschen. Im Laugavegur gibt es nette Cafés und interessante, kleine Geschäfte, oft mit lokalen Produkten. Mir gefallen die Becher mit Bildern von (damals noch PRINZ) Charles und – separat – der Queen, die während deren Aufenthalten in Island gemacht wurden.


Ein Shopping-Bummel würde sich anbieten – aber Island ist eeecht teuer… Naja, gucken kostet ja nichts! 😉
Am unteren Ende des Skólavörðustígur (dort, wo er vom Laugavegur abzweigt) ist ein Regenbogen auf die Straße gemalt. Ein sehr beliebtes Fotomotiv auf Instagram!
Konzethalle Harpa
Eines der absoluten Highlights (mindestens architektonisch) in Reykjavik ist die Konzerthalle Harpa. Sie mausert sich gerade zu dem Wahrzeichen der Hauptstadt.
Das Gebäude steht direkt am Meer und besteht aus zwei quaderförmigen Teilen. Die auffällige Fassade des 2011 eröffneten Konzerthauses hat Ólafur Elíasson entworfen. Er hat sich dabei von den unterschiedlichen Lichtstimmungen Islands inspirieren lassen: je nach Tageszeit und Wetterlage wechselt die wabenartige Glas-Struktur die Farbe.
Von Ólafur Elíasson stammen auch die „instagrammable“ Cirkelbroen in Kopenhagen und der begehbare Your rainbow panorama auf dem Dach des ARoS Kunstmuseum im dänischen Århus.
Harpa beherbergt einen großen Konzertsaal und mehrere kleinere Räume. Hier werden Opern, Konzerte und Musicals aufgeführt.
Perlan
Perlan (dt. Perle) ist ein von Ingimundur Sveinsson entworfener Warmwasserspeicher von 1991. Er versorgt die Hauptstadt mit Warmwasser, im Winter auch die beheizten Gehwege und Straßen.
Von einer Aussichtsplattform auf dem Dach hat man einen tollen Blick über Reykjavík. Die Lage ist zwar nicht ganz so zentral wie der Turm der Hallgrímskirka, lohnt sich aber trotzdem.
Seit 2017 befindet sich im Gebäude das Museum der Naturwunder Islands. Es gibt einen künstlichen Gletscher samt Eishöhle, einen Vulkanausbruch, Nordlichter,… Alles, was es an spektakulärer Natur in Island eben so gibt!
Der Eintritt ist leider ganz schön happig: 5.990 ISK (41,-€; Stand Mai 2025).
Höfði
In attraktiver Lage am Wasser (die weitere Umgebung ist nicht ganz so attraktiv) steht diese schlichte, weiße Villa aus dem Jahr 1909. Und die hat eine äußerst interessante Geschichte!
Zunächst befand sich hier das französisches Konsulat (1909–1921), dann zog der isländische Dichter Einar Benediktsson ein. 1938 folgte die britische Botschaft. Der Botschafter hatte während des Zweiten Weltkrieges u.a. Winston Churchill und Marlene Dietrich zu Gast. (Letztere ist übrigens in Berlin Friedenau beerdigt, nur mal so am Rande.)
Und 1986 schließlich fand hier das zweite Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Ronald Reagan und Sowjet-Generalsekretär Michail Gorbatschow statt, das letztlich mit zum Ende des Kalten Krieges führte. Es ging als „The Reykjavík Summit“ in die Geschichte ein.
Café-Tipp: Reykjavík Roasters
Reykjavík hat eine ganze Menge gemütlicher Cafés. Mein Favorit ist das Reykjavík Roasters im Kárastígur 1, ganz nah bei der Hallgrímskirkja. Schön, aber mit isländischer Preisgestaltung…


Sky Lagoon
2021 hat im Einzugsgebiet von Reykjavík ein schönes, neues Thermalbad eröffnet, die Sky Lagoon. Die Lage in einem Gewerbegebiet am kleinen Hafen in Kópavogur ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber ist man erstmal da, merkt man davon nichts mehr. Das Hauptgebäude ist – typisch isländisch – mit Grassoden im Fischgrätenmuster gestaltet. Hübsch!
Zum Badebereich gelangt man durch eine Art Canyon zwischen Basaltformationen entlang, dahinter öffnet sich die Lagune. Vom Infinitypool hat man eine herrliche Aussicht aufs Meer. Von Hauptstadttrubel keine Spur!
Es gibt eine Poolbar, eine Sauna in einem Grassodenhaus und ein schickes Restaurant.
Adresse: Vesturvör 44-48, 200 Kópavogur, Website
Reykjadalur Hot Spring Thermal River
Wem das zu kommerziell ist, der kommt vielleicht bei Hveragerði auf seine Kosten.
Nahe der Stadt, die oft als „Garten Reykjavíks“ bezeichnet wird und bekannt ist für ihre geothermalen Heißquellen, befindet sich das geothermal aktive Tal Reykjadalur. Hier dampft es aus an vielen Stellen aus der Erde! Das touristische Highlight: man kann in einem natürlichen heißen Fluss baden.
Vom Kreisverkehr in Hveragerði (von Reykjavik kommend die 3. Abfahrt) in den Breidamörk, dann ist die Strecke über den Reykjadalur ausgeschildert. Am (sehr großen und kostenpflichtigen) Parkplatz, an dem es das erstaunlich nette Café Reykjadalur mit Souvenirshop und sauberen Toiletten gibt, beginnt der reichlich ausgetretene Weg in die Berge.
Hier gibt es übrigens eine Zip-Line (erwähne ich nur mal so, heute ist der Betrieb geschlossen).



Nach nur ein paar Metern komme ich an die ersten Stellen, wo es offen aus der Erde dampft und blubbert. Danach wird der Weg etwas steiler. Die Landschaft ist schön! Was mich leider etwas stört, sind die vielen anderen Menschen. 2005 war ich schon mal hier, damals traf ich zwei weitere Wanderer – das war’s… Natürlich war mir klar, dass das heute nicht mehr so sein kann, aber sooo viele Menschen hatte ich dann doch nicht erwartet. Ganze Busladungen (Mehrzahl) werden hier hin gekarrt… Das nimmt mir ein bisschen die Begeisterung!



Gut eine Stunde laufe ich bis zur Badestelle. Die Stege gab es bei meinem letzten Besuch noch nicht (hatte ich aber natürlich im Internet zuvor gesehen). Kleiner Nachtrag: Am Beginn des Weges war ein großes Schild mit Dingen, die hier verboten sind. Eins davon: Kacken! Die werden schon wissen, warum sie’s dran schreiben, denke ich… Trotzdem sehe ich Taschentuchfahnen hinter den Umkleide-Wänden! Keine Werbung für diesen Ort, oder?
Also kurz: Ich bin nicht glücklich hier und habe auch keine Lust zu baden.
Stattdessen laufe ich weiter den Fluß entlang, der – je höher ich komme – immer heißer wird. Bald so heiß, dass es zum Baden nicht mehr taugt. Aber zum Gucken! JETZT finde ich es doch gut, denn hinter der Badestelle ist plötzlich niemand mehr, ich bin allein unterwegs!


Ich komme zu einem weiteren „Blubbern-Feld“ und einem dahinter liegenden Wasserfall. Natürlich gibt es viele größere, schönere, spektakulärere Wasserfälle in Island, aber mir gefällt gerade dieser besonders gut. Ich vermute, es liegt daran, dass es sich anfühlt, als habe ICH ihn gerade entdeckt, wo doch keiner von den vielen anderen Menschen bis hier gelaufen ist. (Damit da keine Missverständnisse entstehen: Es gibt einen ausgebauten Weg und Hinweisschilder. Natürlich bin ich keine Entdeckerin!)



Letztlich doch sehr zufrieden mit dieser Wanderung laufe ich zurück zum Parkplatz und gönne mir im dortigen Café eine heiße Schokolade!
Selfoss
Selfoss war bislang ein eher schmuckloser Ort, dessen zentraler Punkt eine Brücke über den hier recht breiten Fluss Ölfussá ist. Diese Brücke hat Ende des 19. Jahrhunderts maßgeblich dazu beigetragen, dass sich der zuvor eher unbedeutende Ort zu einer Stadt mit heute etwa 7000 Einwohnern entwickeln konnte. Es gibt eine gute (touristische) Infrastruktur. Restaurants, Cafés, Unterkünfte, Geschäfte und Tankstellen sind reichlich vorhanden.



Gerade verändert sich das Stadtbild massiv (auf positive Art), da der gesamte Ort seit 2018 aufwändig saniert wird. Mehr als 30 alte, baufällige Gebäude wurden bereits renoviert, während andere neu dazu gekommen sind. Die Sanierung ist noch nicht abgeschlossen, so dass sich das Stadtzentrum in den nächsten Jahren weiter verändern und wachsen wird.



Tipp zum Einkehren: In der alten Molkerei befindet sich die angesagte The Old Dairy Food Hall (Mjólkurbúið Mathöll, Eyravegur 1). Die Molkerei stammt ursprünglich aus dem Jahr 1929 und war die erste Molkerei Islands. Hier sammelte man Milch von den Kühen lokaler Bauern, um Käse, Sahne und das isländische Skyr herzustellen. Das alte Gebäude wurde 1954 abgerissen, aber 2021 wieder aufgebaut. Seitdem ist es eine moderne, angesagte Food Hall. Mehr Infos gibt es hier.
Kerið Krater
Kerið ist der östlichste von fünf Kratern der Kraterreihe Tjarnarhólar, die zum Grímsnes-Vulkanfeld gehört. Sein Alter wird auf etwa 6000 Jahre geschätzt. Er hat eine ovale Form mit steilen Seiten aus rotem Vulkangestein, die an manchen Stellen Grün bewachsen sind. Das Rot und Grün zusammen mit dem leuchtend blauen Wasser des Sees am Boden des Kraters Gerade, wenn die Sonne scheint, ist eine sehenswerte Kombination!
Der Kerið ist ca. 55 Meter tief und 270 mal 170 Meter groß. Der Wasserstand des Sees schwankt zwischen sieben und 14 Metern.
Anders als viele andere vulkanische Krater in Island ist der Kerið durch den Abbau von Magma-Material entstanden und nicht durch einen explosiven Vulkanausbruch.
Die Besichtigung des Kraters kostet 600ISK Eintritt (Stand Mai 2025), der zur Instandhaltung der Wege genutzt wird. Man kann um den Rand des Kraters herumgehen und auch hinunter zum See wandern.



Gullfoss
Der Gullfoss (gull = Gold, foss = Wasserfall) ist der wohl bekannteste Wasserfall Islands und eine der größten Sehenswürdigkeiten des Landes überhaupt. Zusammen mit Skrokkur und Thingvellir bildet er den Kern des Golden Circle.
Der Wasserfall besteht aus zwei gewaltigen, fast rechtwinklig aufeinander stehenden Kaskaden von elf und 21 Metern. Jede Sekunde stürzen sich im Schnitt 100.000 Liter des Gletscherflusses Hvítá auf einer Breite von 229 Metern in die zweieinhalb Kilometer lange und 70 Meter tiefe Gullfossgljúfur-Schlucht.
In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts planten britische Spekulanten den Gullfoss für die Energiegewinnung erschließen. Hätten sie dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt, würde der Gullfoss heute vermutlich nicht mehr existieren. Durch den Einsatz von Sigríður Tómasdóttir, der Tochter des Bauern von Brattholt, konnte dies zum Glück verhindert werden. Als ihr jahrelanger juristischer Kampf keinen Erfolg brachte, drohte sie, sich in die Fluten des Gullfoss zu stürzen, worauf die Briten von ihrem Vorhaben abließen. Als Dank für ihr Engagement wurde ihr neben dem Wasserfall ein Denkmal gesetzt.
Seit 1979 steht der Gullfoss unter Naturschutz. Im Sommer besuchen ihn um die 2.000 Menschen täglich. Entsprechend groß ist der Besucherparkplatz. Ein großer Souvenir-Shop, Toiletten und das Gullfoss – Panorama Restaurant/Cafe sind vorhanden.
Es gibt zwei Wege am Wasser entlang – einen oberen und einen unteren. Beide lohnen! Aber Achtung: Man wird nass! Die Gischt ist enorm! Im Winter sind die Wege zu den unteren Aussichtsplattformen manchmal wegen Eis und Schnee gesperrt.



Übrigens: Der Gullfoss ist keinesfalls der größte Wasserfall Islands! Beispielsweise der Dettifoss im Norden des Landes ist deutlich größer. Er gilt als der „mit Abstand mächtigste Wasserfall Europas“, mit einer durchschnittlichen Durchflussmenge von 193 Kubikmetern pro Sekunde (zum Vergleich: Gullfoss im Schnitt 109 m3/s, im Sommer bis zu 130 m3/s). Auch der Hengifoss im Osten und die Wasserfälle Seljalandfoss und Skogafoss in Südisland sind größer.
Strokkur & Geysir
Island ist in der ganzen Welt bekannt für seine heißen Quellen und Geysire. Das liegt in erster Linie am Geothermalgebiet von Haukadalur. Hier befindet sich der berühmte Geysir, der, nach dem sämtliche Springquellen benannt sind. Denn wenn man es ganz genau nimmt, gibt es nur einen einzigen Geysir, nämlich diesen, alle anderen sind Springquellen. Der Name dieser speziellen Springquelle, Geysir, wird synonym für alle Springquellen verwendet.
Nach dieser Klugscheißerei benutze ich jetzt ebenfalls den Begriff „Geysir“, weiß schließlich jeder was gemeint ist! 😉
Ein Geysir also ist eine heiße Quelle, die ihr Wasser in einer Eruption als Fontäne ausstößt.
Der berühmte Große Geysir bricht heutzutage nur noch sehr selten aus. 1845 erreichte er eine sagenhafte Höhe von 170 Meter, die meisten Ausbrüche sind jedoch eher bis zu 60 Meter hoch (auch nicht schlecht!). Ab 1915 stellte er seine Aktivität dann allerdings ein.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde er dann wieder für ein paar Jahre aktiv, um sich dann jahrzehntelang nicht mehr zu melden. Seit einem Erdbeben im Jahr 2000 ist er nun wieder aktiv, allerdings nur so unregelmäßig, dass man keine Prognosen abgeben kann. Sicherheitshalber ist er jedenfalls großräumig abgesperrt.



Nur knapp 100 Meter vom großen Geysir entfernt liegt der Strokkur (dt. Butterfass).
Wenn man Bilder von Islands „Geysir“ sieht, handelt es sich in den allermeisten Fällen in Wahrheit gar nicht um den Geysir, sondern um den Strokkur. Der ist nämlich heutzutage viel aktiver. Er schießt seine Fontäne aus kochend heißem Wasser zuverlässig etwa alle acht bis zehn Minuten bis zu 30 Meter hoch in die Luft. Er ist übrigens der am häufigsten ausbrechende Geysir der Welt!

Die Temperatur des Litli Geysir schwankt zwischen 85°C und 90°C an der Oberfläche und sogar über 125°C in 20 Metern Tiefe. Hier brodelt es allerdings nur, es finden keine Ausbrüche statt.
Interessant sind neben den Geysiren auch die vielen anderen heißen Quellen, die in unmittelbarer Umgebung liegen.
Wegen der immer weiter steigenden Besucher-Zahlen werden seit 2024 neue Wege angelegt, die die Touristenströme besser leiten sollen. Jeder sollte sich im Vorfeld der Tatsache bewußt sein, dass es sich hier um eine der größten Attraktionen ganz Islands handelt. Massenhaft (Bus-)Parkplätze (seit 2025 kostenpflichtig), Souvenir-Shops und weitere touristische Infrastruktur ist zahlreich vorhanden. Mit allen Vor- und Nachteilen. Allein ist man hier nicht!
Thingvellir National Park
Thingvellir (auch Þingvellir) liegt etwa 40 km östlich von Reykjavík in landschaftlich schöner Umgebung am Nordufer des Þingvallavatn. Er ist der größte natürliche See Islands. Vom Aussichtspunkt am Hakið Visitor Centre hat man eine tolle Aussicht auf den See und die umliegenden vier aktiven Vulkane, unter deren Einfluss die Gegend steht.
Þingvellir bedeutet auf Deutsch „Ebene der Volksversammlung“. Der Ort hat große Bedeutung für die Geschichte Islands. Im Jahr 1000 wurde in Þingvellir die Annahme des Christentums beschlossen.
Zur Zeit der Besiedlung liefen in Þingvellir Reitpfade aus allen Teilen des Landes zusammen. Hier, auf dem Thingplatz in der Nähe der Schlucht Almannagjá, wurde bereits um 930, also am Ende der Landnahme durch vor allem norwegische Wikinger, einmal jährlich während zwei Wochen im Juni die traditionelle Versammlung Althing abgehalten, die sowohl gesetzgeberische als auch gerichtliche Funktion hatte. Es handelt sich um eines der ältesten Parlamente der Welt – nach denen in Griechenland und im Römischen Reich der Antike. Das Althing bestand bis 1798, als die Dänen es auflösten.
Quelle: Wikipedia
Island proklamierte hier am 1944 seine Unabhängigkeit von Dänemark und rief die Republik Island aus.
Seit 2004 gehört Þingvellir zum UNESCO-Weltkulturerbe.



Thingvellir ist noch aus einem weiteren Grund interessant: hier kann man besonders gut sehen, wie die eurasischen und die amerikanischen tektonischen Platten auseinander driften und die Erde quasi aufreißen. Natürlich sieht man die Bewegung nicht, aber deren Auswirkungen: durch eindrucksvolle Spalten und Risse im Boden, ganz besonders in der Allmännerschlucht (Almannagjá) oder der Silfra-Spalte (Silfragjá). Manchmal kann man die Bewegung auch spüren: die tektonischen Verschiebungen erzeugen häufig Erdbeben.
In der Allmännerschlucht stürzt das Wasser des Flusses Öxará den Öxarárfoss Wasserfall hinunter. Er ist 13 Meter hoch und sechs Meter breit. Das Wasserbecken am Fuße des Wasserfalls ist mit großen, glatten Felsen übersät. Im Winter friert der Wasserfall komplett zu. Ich habe gelesen, dass er ein beliebtes Ziel für Eiskletterer ist. Spektakulär!
2011 wurde auf dem Weg, der durch die Allmännerschlucht führt, ein Loch entdeckt. Bei der näheren Untersuchung fand man darunter eine etwa 10 Meter tiefe Spalte. Ups! Man hat diesen Teil des Weges dann durch eine Brücke ersetzt. Gute Idee! 😉
Die Allmännerschlucht war übrigens Drehort der Serie Game of Thrones: Sie diente als Darstellung des Grabens vor dem Bluttor von Hohenehr. Auch das Treffen der Tenns mit den Wildlingen wurde hier gedreht.

Eine inzwischen namentlich bekannte Schlucht ist die Silfra-Spalte. Sie ist mit Gletscherwasser gefüllt, das aus einer Quelle entspringt. Die Besonderheit gegenüber anderen Spalten dieser Art (und der Hauptgrund ihrer Bekanntheit) ist, dass man hier Schnorchel- und Tauchtouren unternehmen kann. Und wer kann sonst schon behaupten, zwischen der eurasischen und der nordamerikanischen Kontinentalplatte getaucht zu sein?
Þórufoss
Mein persönliches Highlight im Golden Circle (kein offizieller Bestandteil der Tour, aber im „Einzugsgebiet“) ist der Wasserfall Þórufoss. Das liegt vermutlich daran, dass ich ihn ganz allein „entdeckt“ habe. Er liegt ganz nah am Kjósaskarðvegur, der Straße 48, die ich vom Nationalpark kommend in Richtung des Fjordes Hvalfjörður fahre. Parallel zur Straße Straße fließt der Fluss Laxá í Kjós. An der Straße steht ein eher unauffälliges Schild mit dem Namen als Hinweis auf den Parkplatz. Spontan entscheide ich mich zum Anhalten und stapfe los.
Nach wenigen Metern wird der – ich finde – besonders schöne Wasserfall sichtbar. Er ist größer, als ich erwartet hatte: Die Höhenangaben variieren zwischen zwölf und achtzehn Metern, ich tendiere zur höheren Zahl, denn er wirkt doch recht mächtig! In der Breite misst er 30 Meter!

Schön ist auch die Schlucht, die sich das Wasser des Flusses Laxá í Kjós weiter flussabwärts gegraben hat. Er ist bekannt für seine große Population von Atlantischem Lachs.

Übrigens auch der Þórufoss ist Drehort von Game of Thrones: In der vierten Staffel ist der Wasserfall kurz zu sehen, als der Drache Drogon auf Essos zwei Hirten erschreckt. Ich war ganz begeistert, als ich ihn dort erkannte!
Hvalfjörður
Der Fluß Laxá í Kjós mündet später in den Hvalfjörður. Der Fjord ist keine Sehenswürdigkeit im klassischen Sinn. Aber die Umrund auf meinem Weg gen Norden dauert eine Weile, so dass ich viel Zeit habe, die Landschaft hier zu genießen. Es ist schon später Nachmittag, als ich am Ufer des Fjordes auf dem Hvalfjarðarvegur (Straße 47) unterwegs bin, und mir kommen nur sehr wenige Autos entgegen. Die meisten Touristen nehmen vermutlich den kürzeren Weg über die Ringstraße 1 durch den Hvalfjörður Tunnel. Bei knapp bemessener Zeit vermutlich eine gute Wahl. Ich freue mich allerdings, dass ich mich für diese Route entschieden habe. Schneeberge, Wasser, viele Islandpferde, kleine Höfe und eine gut ausgebaute, fast leere Straße. Mir gefällt`s!



In der Gegend gibt es ein weiteres touristisches Highlight, das ich leider verpasst habe: den zweithöchsten Wasserfall Islands, den 196 Meter hohen Glymur. Er galt lange als der höchste Wasserfall Islands. Aber dann wurde 2011 der noch 30 Meter höhere Morsárfoss entdeckt und hat ihn auf den zweiten Platz verdrängt.
Nächstes Mal!
Borgarnes
Borgarnes (dt. Felsenhalbinsel) liegt strategisch günstig an der Ringstraße 1 am Fjord Borgarfjörður. Von hier ist es nicht mehr weit zur Halbinsel Snæfellsnes. Auch auf dem Weg in die Westfjorde oder in den Norden der Insel kommt man hier durch.
Der Ort hat knapp 2200 Einwohner (Stand 2023) und bietet eine gute Infrastruktur. Hier gibt es diverse Restaurants; Cafés und Imbisse, die auch im April geöffnet haben, sowie Supermarkt, Tankstelle und mehrere Hotels.
Relativ groß, aber nicht unbedingt attraktiv ist die evangelische Borgarneskirkja im Stadtzentrum aus den 50er Jahren. Ihre Orgel stammt aus Deutschland! Viel hübscher ist allerdings die kleine, alte Borg á Mýrum Kirche von 1880. Sie wurde aus Treibholz gebaut. 1990 wurde sie zum Nationaldenkmal ernannt.
Für Set Jetter: 2012 wurden Teile des Film Das erstaunliche Leben des Walter Mitty mit Ben Stiller in Borgarnes gedreht. Weitere Aufnahmen gab es in Stykkishólmur auf Snæfellsnes. Dort gibt es in der Hafnargata die (leerstehende) Walter Mitty Bar.
Hotel-Tipp: Hotel Hafnarfjall
Etwas außerhalb von Borgarnes, direkt am anderen Ende der Brücke in südlicher Richtung, liegt das Hotel Hafnarfjall. Hier werden „normale“ Hotelzimmer vermietet, aber auch freistehende Hütten am Meer. Anfang 2025 entstehen gerade neue, etwas größere Hütten, wodurch die älteren Hütten in die zweite Reihe rutschen.
Die Lage am Meer ist toll, ebenso der Hot Pot (es gibt einen weiteren Hot Pot für die Hotel-Gäste). Ich erlebe einen sensationell kitschigen Sonnenuntergang mit Blick auf Borgarnes und weiter am Horizont die eindrucksvolle Silhouette des Snæfellsjökull.
Die Hütten sind einfach, aber brauchbar ausgestattet mit Doppelbett, Bad, zwei Sesseln, Tisch und zwei Stühlen und einer Küchenzeile. Direkt am anderen Brücke in Borgarnes gibt es einen Bónus Supermarkt.



Fazit
Für jeden, der zum ersten Mal nach Island kommt, sind die Sehenswürdigkeiten des Golden Circle quasi ein Muss. Wer Abgeschiedenheit und Ruhe sucht, fährt anschließend weiter in andere Gegenden der Insel.
Unterwegs gibt es auf dem Golden Circle noch eine ganze Reihe weiterer lohnenswerter Orte. Die Tour läßt sich also ohne Probleme erweitern, ohne den Radius groß zu verändern. Dazu zählen beispielsweise Flúðir, mit der nicht mehr ganz so geheimen Secret Lagoon, oder Skálholt, mit dem ehemaligen Bischofssitz Skálholtsdómkirkja.
Zur Weiterfahrt eignet sich die Halbinsel Snæfellsnes, in die Westfjorde oder der Norden Islands.
In Anlehnung an den Golden Circle im Südwesten wurde 2020 der Diamond Circle im Nordosten eröffnet.
