Handgepäck-Reisen
Ich liebe es, nur mit Handgepäck unterwegs zu sein!
Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich ein bisschen vergessen hatte, wie gut ich das Gefühl finde, mit (sehr) kleinem Gepäck unterwegs zu sein.
Das erste Mal hatte ich das, als ich 1996 von Ecuador aus zu einem Wochenendtrip nach Peru aufbrach. Ich hatte einen Tagesrucksack dabei, in dem Wechsel-Wäsche, ein kleiner Kulturbeutel und meine Kamera waren – mehr erschien mir für’s Wochenende nicht nötig. Dann gefiel es mir unterwegs aber so gut, dass aus dem geplanten Wochenende drei Wochen wurden.
Die Unterwäsche und ein T-Shirt konnte ich jeweils im Hotel-Waschbecken waschen, dank des warmen Wetters war stets alles bis zur Weiterreise getrocknet. Unterwegs kaufte ich noch ein paar kleine Andenken, so dass ich im Endeffekt mit mehr zurück kam, als auf dem Hinweg – aber es passte alles noch locker in den Rucksack. Damals war ich regelrecht geflasht von der Erkenntnis, dass es für eine Reise (meist) mehr gar nicht braucht, als in einen Daypack passt.
Später habe ich mich dann verleiten lassen, wieder mehr mitzunehmen, schlicht weil’s möglich war. Ich war mit größeren Gepäckstücken unterwegs, vielleicht von vornherein mit Auto. Das verführt!
Merke: Ist der Platz da, verbraucht man ihn auch. Erkenntnis: Kleines Gepäckstück reguliert die Menge dessen, was man mitnimmt auf natürliche Weise! 😉
Vor ein paar Jahren hatte ich einen Billigflug gebucht und war entsetzt, wieviel die Fluggesellschaft für den Koffer-Transport aufschlagen wollte. Da wurde ich bockig und dachte: „Nicht mit mir!“
Und so erinnerte ich mich plötzlich an die Erfahrung während meiner Peru-Reise. Ich entschied also, nur mit Handgepäck nach Norwegen zu reisen. Ich erwähne Norwegen, weil es ein Reiseziel ist, das wärmere Kleidung erfordert als zum Beispiel ein Land in Asien, wo vielleicht Top und Shorts oder gar ein Bikini ausreichen.
10 Vorteile, wenn man nur mit Handgepäck reist:
- Kein Gepäck einzuchecken spart Zeit.
- Kein Gepäck am Gepäckband abholen zu müssen erst recht!
- Zeit – und natürlich auch Nerven!
- Man ist viel beweglicher (Gerade, wenn man alleine reist, erweist es sich als Vorteil, wenn man sein Gepäck zB beim Gang auf die Toilette nicht unbeobachtet lassen muss, weil’s nicht mit in die Kabine passt!).
- Man reduziert sich aufs Wesentliche.
- Man hat immer alles bei sich, schon während des Fluges (kein „Ach-Mist-das-ist-im-Koffer!“).
- Man spart Geld, wenn der Flugpreis nur Handgepäck beinhaltet.
- Die Schultern werden entlastet, weil das Gepäck viel leichter ist!
- Man findet schneller, was man sucht.
- Vor Ort erspart man sich die Frage „Was ziehe ich nur an?“.
Ein bisschen was zu beachten gibt es allerdings.
Beachtenswertes
Maße und Gewicht müssen passen! Die Vorgaben variieren von Fluggesellschaft zu Fluggesellschaft! Also bei der Buchung die Angaben genau lesen! Ich habe schon häufig erlebt, dass sehr genau kontrolliert wurde, ob Maße und Gewicht eingehalten wurden, denn hier versuchen die Fluggesellschaften noch abzukassieren. Es ist erheblich teurer Gepäck kurzfristig aufzugeben! Man könnte schon sagen: unverschämt teuer. Ein Schelm, wer da an Abzocke denkt…
Sicherheitsbestimmungen beachten!
Bestimmte Dinge dürfen gar nicht ins Handgepäck, wie Waffen (klar) inkl. Spielzeugwaffen, (Taschen-) Messer, Scheren, Rasierklingen, Stricknadeln, Benzinfeuerzeuge, Spraydosen, Nagelfeilen etc.. (Achtung Ausnahme: Taschenmesser mit Klingen-Längen unter 6 cm, Einmal-Rasierer und Nagelfeilen aus Sandpapier sind im Handgepäck erlaubt!)
Bei Flüssigkeiten muss die Maximal-Menge beachtet werden. (Das soll sich möglicherweise noch in 2024 ändern, aber bis jetzt – Stand Mai 2024 – gilt diese Regelung noch!) Dazu gehören Getränke, Kosmetik und leider auch Marmelade (Thema Souvenirs…). Shampoo, Zahnpasta oder Cremes sind in geringen Mengen (maximal 100 ml pro Stück) erlaubt und müssen in durchsichtigen Plastikbeuteln verstaut werden. Der Beutel darf insgesamt nicht mehr als 1 Liter Fassungsvermögen haben und muss verschlossen sein.
Noch ein paar Tipps
- Getränkeflaschen leer mitnehmen. Hinter der Sicherheits-Kontrolle gibt es an den meisten Flughäfen inzwischen Trinkwasser-Spender, wo man die Flaschen kostenlos auffüllen kann. Besonders sinnvoll sind faltbare Trinkflaschen, die immer nur soviel Platz wegnehmen, wie sie tatsächlich gerade brauchen.
- Es empfiehlt sich einen zusätzlichen Falt-Beutel einzupacken, damit man vor Ort flexibler packen kann und Tages-Gepäck von Reserve-Gepäck trennen kann.
- E-Reader mitnehmen statt Bücher. Ich liebe „echte“ Bücher und würde ein Buch einem E-Reader in jeder Situation vorziehen – außer auf Reisen. Da ist das Prinzip „unendlich viele Bücher in einem E-Reader“ unschlagbar.
- Klamotten: Zwiebellook planen!
- Nochmal Klamotten: auf Farben achten, die gut mit einander kombinierbar sind (damit alles zu allem passt)!
- Idealerweise packt man Klamotten ein, die sich in mehrfacher Weise nutzen lassen. Beispiel: Ein Sarong/großes Tuch kann ein langer oder kurzer Rock sein, aber auch als Hand- oder Hals-Tuch dienen. Oder FlipFlops können Wechselschuhe, in schwarz auch für abends in schick oder Badelatschen sein.
- Kompressionsbeutel nutzen, die Kleidungsstücke darin rollen statt falten!
- Der Rucksack selbst sollte schon nicht zu schwer sein (die schicke Leder-Variante lieber zu Hause lassen). Stattdessen auf ein leichtes, regenfestes Modell setzen. Idealerweise mit gutem Trage-System.
- Portemonnaie leeren und nur die Karten, die man unterwegs benötigt, drin lassen!
- Rei in der Tube – gibt’s auch im Kleinformat! Ebenso sämtliche Kosmetikprodukte. Shampoo, Seife, Duschzeug und Bodylotion braucht man ggf. gar nicht mitzunehmen – in vielen Hotels gibt’s die kostenfrei im Zimmer (wenn man die Unterkünfte über Buchungsportale bucht, steht es in der Beschreibung der Zimmerausstattung, ob Pflegeprodukte vorhanden sind). Oder Probepackungen aus Zeitschriften taugen, falls man auf ein bestimmtes Produkt nicht verzichten möchte. Umfüllen geht natürlich auch. Und: Rei in der Tube lässt sich bei Bedarf auch durch Shampoo ersetzen. Oder durch Trocken-Seife. Krass, noch mehr gespart! 😉
Was man wirklich braucht
- Flug-Buchungs-Code
- Bargeld und Kreditkarte
- Ausweisdokumente: je nach Ziel Perso oder Pass, ggf. Visum
- Führerschein (ggf. internationaler Führerschein)
- Impfausweis (oder Kopie) und Krankenversicherungs-Karte
- ggf. Mietwagen-Voucher
- Handy mit Offlinekarten (falls kein NAVI), Fotos vom Reisepass und Flug-Buchungscode
- verschreibungspflichtige Medikamente (in realistischen Mengen)
Alles andere kann man ggf. vor Ort (nach-) kaufen!
Beispiel meines Gepäcks
Ich bin mehrfach mit dem Rucksack-Klassiker Kånken von Fjällräven unterwegs gewesen. Er hat exakt die erlaubten Maße bei Ryan Air. Ich finde es sehr praktisch, dass der Reißverschluss einmal rundum läuft, so dass man leicht auch an die Sachen kommt, die unten liegen.
Ein aus meiner Sicht großer Nachteil ist allerdings das eher schlechte Tragesystem. Bei voller Belastung ist es nicht sehr Rücken- oder Schulterschonend. Da gibt es sicher bessere Alternativen!
Ein weiterer Nachteil ist, dass das Material nur wasserabweisend und nicht regendicht ist. In Gegenden, in denen mit Regen zu rechnen ist, empfiehlt erst sich daher einen zusätzlichen Regenschutz zu benutzen. Den gibt es original von Fjällräven zum anknöpfen und überstülpen. Aber man muss ihn a) separat kaufen und b) ist es immer ein bisschen fummelig, wenn man mal schnell was aus dem Rucksack holen will. Praktischer ist vermutlich ein regendichtes Modell.
Letztlich ist es natürlich immer sehr individuell, was man braucht oder worauf man nicht verzichten möchte. Ein Reisetagebuch kann man auch digital führen. Und ein ganzes Stifte-Ensemble brauchen sicher auch nur wenige. Ob es Badesachen inkl. Handtuch braucht, hängt davon ab, welches Ziel man ansteuert. Plant man höchstens im Hotel-Pool zu baden, kann man den Platz besser anderweitig nutzen. Und steht ein ein Käpt’ns-Dinner an, taugt die Idee mit dem Handgepäck sicher generell nicht.
Auch dabei: Ein E-Reader, ein faltbarer Beutel und mein Stiftemäppchen (grau). Für Kleinzeug ist ein „Kram-Mäppchen“ praktisch (im Foto in türkis). hier drin sind alle nötigen Ladekabel, Kopfhörer, ggf. Adapter, Kopfschmerztabletten, Pflaster, eine faltbare Mini-Schere und eine Sicherheitsnadel (sicher ist sicher). 😉
Gepäckliste zum Download
Eine Beispiel-Gepäckliste kannst Du kannst Du hier herunterladen: